Kitzbüheler Anzeiger

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SAMSTAG, 26. JÄNNER 1992 LOKAL-ANZEIGER SEITE 27 Das Dampfsäge-, Spalt- und Ho- belwerk der Gebrüder Freundlich Am Dreikönigstag 1492 stifte- te der reichgewordene Gewerke, Andreas Stöckl, zur Dankbar- keit für Berg- und Gottessegen eine Kaplanei in Kirchberg. Mit dieser Stiftung, zu der Stück 38 Gulden und 26 Kreuzer jährlicher Guten auf Gütern in Kirchberg, Oberndorf, Aurach und Jochberg gab, erhielt Kirch- berg einen eigenen ortsansässi- gen Priester. Der mit dem Benefizium be- traute Laienpriester wohnte in einem dazu gewidmeten Hause unter dem Kirchberggrain (heute Neubau Appartement Roland). Der Stifter Stöckl starb schon 1498 und wurde in der Kirche bei dem Kreuzaltar neben seiner Frau beerdigt. Deren Grabstein ist heute am Eingang zur Aufbah- rungshalle zu sehen. Als Erbe seines Bruders stifte- te Sigmund Stöckl ein ewiges Licht zu Andrä Stöckl und deren Hausfrau gestifteten Gilt von 12 Pfund Pernern, 8 Kreuzer, auf einem Gut im St. Johanner Wink]. Als erster Benefiziat wurde Leonhard Schiegl vom Stifter selbst aufgenommen. Nach dem Tode Schiegls wurde die 1492 gestiftete Stöckl-Messe mit der 1451 von der Gemeinde gestifte- ten Ewigen Messe' zusammen- gelegt. Anton Flecksberger Die Gebrüder Freundlich er- richteten vor dem 1. Weltkrieg auch ein Dampfsägewerk und ein Spalt- und Hobelwerk in Kirch- berg, das damals zu den größten Holzverarbeitungswerken Tirols gehörte und vorübergehend (1922/1924) der Holzkontor AG in Zürich unterstand. 1938 ging es, als Erben der Gebrüder Freundlich, an die Familie von Paur über, wurde 1944 enteignet und der Deut- schen Ansiedlungsgesellschaft übergeben, nach dem 2. Welt- krieg aber wieder der Familie von Paur zurückgestellt. Heute ist das Dampfsägewerk und das Spalt- und Hobelwerk, das am 25. Februar 1945 schwe- re Bombenschäden erlitt, schon lange stillgelegt. Ziel des Fliederangriffes vom 23. Februar 1945 in Kirchberg war die Eichenhalle, in der die "Organisation Todt" ein Lager hatte, das aber nicht getroffen wurde, so daß dieEeichenhalle als Baudenkmal erhalten blieb. Die denkmalschutzwürdige Eichenhalle steht im einstigen unteren Marchfeld des Stöckl- bauerngutes. Anton Flecksberger Pfarrgeschichte: Seit 500 Jahren hat Kirchberg einen ortsansässigen Priester Lebende Kirchberger-tote Brixner Die Eichenhalle in Kirchberg ist ein Industriedenkmal Mit der geplanten Errichtung eines Golfplatzes auf den Fel- dern zwischen der Bundesbahn und der Bundesstraße in Bok- kern ist es interessant, einen Blick in die geschichtliche Vergangen- heit zu werfen. Durch das frühere Begräbnis- recht in Brixen galten die Bok- kinger als lebende Kirchberger und als tote Brixner. Ein 'Urbarum über das Würdi- gen Unser Lieben Frauen Gotts- hauß und Kloster Augustiner Pockherm im Brichensenthall der Herrschaft Ytter gelegen" aus dem Jahre 1623 nennt "im Dorf" acht Güter mit elf Besitzern und Bevölkerungsgeschichte: "am Berg" ein Gut mit zwei Besitzern. Als Aman (Amtmann) des Klosters scheint von 1623 bis 1686 zuerst Leonhard Endtstras- ser und dann Thomas Händl, beide Wirte und Gastgeber auf dem Anger in Kirchberg, auf. Das im Jahre 1465 bei der Marienkirche in Mülln errichtete und mit Gütern im Brixental dotierte Kollegienstift wurde 1835 dem Benediktiner Kloster in Michaelbeuern übergeben. Unter der bayerischen Regie- rung (1810 bis 1816) gehörte Bockern und der Hintere Sonn- berg zur Gemeinde Brixen. Anton Flecksberger Die im Jahre 1905 von den Gebrüdern Freundlich aus Mün- chen erbaute Eichenhalle in Kirchberg ist einer der wenigen alten Industriebauten im Bezirk Kitzbühel, der unter Denkmal- schutz gestellt werden sollte. Während der Bauarbeiten, die vom 20. März bis 24. Juni 1905 dauerten, gab es unter den 156 Bauarbeitern einen fast wöchent- lichen Wechsel. Als Verwalter des Bretterla- gers scheinen von 1904 (Kauf des Lagerplatzes) bis 1914 die Herren Gleitemann, Francesco- ni, Ehrmann, Beutelspacher, Fleischmann und Had auf. Fleischmann brachte als Obmann des Alpinen Skiklubs die ersten Münchner Skifahrer nach Kirchberg und Had grün- dete den Skiklub Kirchberg. Kirchberg verdankt den Ge- brüdern Freundlich und deren Verwaltern Fleischmann und Had die Entwicklung des Ortes zu einem Wintersportort. Eine Unterschutzstellung der Eichenhalle wäre auch eine pie- tätvolle Ehrung dieser Skipionie- re, deren Namen man heute kaum mehr kennt. Anton Flecksberger Das Knappenregister im Brixental Lippmann - drei Generationen einer Malerfamilie Einen einmaligen und für die Heimatgeschichte des Brixenta- les wertvollen Fund machte Oberschulrat Josef Burger aus Westendorf im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien durch Auf- findung eines bisher von der Forschung übersehenen "Knap- penregister im Brixental". Darin sind alle 524 Gesellen, die am Montag nach dem Heili- gen Dreikönigstag 1527 als Erz- knappen, Holzknechte, Köhler und Schmelzer bei dem hoch- würdigsten Fürsten und Herrn Mathausen, Kardinal und Erzbi- schof zu Salzburg, Bergwerken im Brixental mit Arbeit verwen- det sind, jederzeit mit ihrem Na- men aufgeschrieben. Nachdem - seit 1945 unauf- findbaren - Register über die Ein- hebung des gemeinen Pfennings aus dem Jahre 1497 im Brixental im Stadtarchiv Frankfurt am Main, ist dies die zweite wichti- ge Quelle zur Bevölkerungsge- schichte des Brixentales. 1497 828 Männer. Die Mannschaftsauszüge von 1531 und 1541 nennt wohl die Anzahl, aber nicht die Namen der Bauern und Knappen im Brixental. 1531 952 und 1541 921 Männer, ohne die 337 ledi- gen Knechte und Herberger. Das Aufgebot des 10. Man- nes" vom Jahre 1456 nennt 77 Personen, dies entspricht 770 bis 777 wehrfähigen ansässigen Männern. Anton Flecksberger Der im Pinguin-Verlag in Innsbruck (gegründet in St. Jo- hann in Tirol) erschienene neue Band "Lippmann - drei Genera- tionen Malerfamilie" zeigt Bil- der von Mila Lippmann-Pav- lowski, Karl Friedrich Lippmann (1883 - 1957) und Johannes Lippmann (1858-1935). Die 1912 geborene, mit dem Pinguin-Verleger Herbert Pav- lowski in Innsbruck verheiratete Mila Lippmann-Pavlowski, ent- stammt der alten Kitzbüheler Postmeisterfamilie Ruch beim Tiefenbrunner. Ihre Mutter, Martina Lippmann, war die Tochter des Postmeisters Martin Ruch und der Maria, geb. Gru- ber, später wiederverheiratete Vogl und die Enkelin des Post- meisters Johann Ruch und der Anna, geb. Stamer, verwitwete Schlechter. Die legendäre "Tiefenbrunne- rin" Anna Stamer (1817-1877) hinterließ aus ihrer ersten Ehe mit Sebastian Schlechter die Kinder Jakob und Anna (verehe- lichte Pfund) und aus ihrer zwei- ten Ehe mit Johann Ruch die Kinder Martin, Josef und Maria (verehelichte Weismaier). Sohn Jakob Schlechter übernahm die Bierbrauerei und Sohn Martin Ruch die Posthalterei (Stadtar- chiv Kitzbühel, Moser-Samm- lung) A. F.
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