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Ti,.-IR oberster Rai.inip!c. 'er in Kitzbühel: Ma Franz Rauter SAMSTAG, 26. JÄNNER 1992 L0KAL-ANZELGER SEITE 5 "Mit Grund und Boden sparsam umgehen" Land will mit Novelle Raumordnungsgesetz verschärfen Experte Rauter informierte bei Vortrag in Kitz KITZBÜHEL. In den vergangenen 20 Jahren ist in Tirol mehr Grund und Boden verbraucht worden, als in den 2000 Jahren zuvor. Diesem dramatischen Bodenfraß will das Land mit einer Verschärfung des Raumordnungsgesetzes Einhalt gebieten. Erste "Gedankensammlungen" präsentierte Mag. Franz Rauter, Chef der Abteilung Ic (Landesplanung und überörtliche Raumord- nung) des Landes, bei einem Vortrag in Kitzbühel. Von Harald Maier Im Sog des wirtschaftlichen Hochs der 70er und 80er Jahre ist Tirol ein existenzielles Problem erwachsen: der ausufernde Bo- denverbrauch. Es ist eine teuflische Spirale, die sich immer schneller dreht. Nur 13 Prozent der Fläche sind im Gebirgsland Tirol besiedel- bar, doch man geht damit um, als gäbe es sie grenzenlos. "In den vergangenen 20 Jahren haben wir mehr Grund und Boden ver- braucht, als in den 2000 Jahren zuvor", mahnt der Raumord- nungsexperte des Landes, Mag. Franz Rauter. Siedlungsdichte wie in Ballungszentren Ein paar Fakten zur Veran- schaulichung: In den Nachkriegs- jahren hat sich die Zahl der Gebäude in Tirol mehr als ver- doppelt, im Raum Innsbruck stieg der Anteil verbauten Bodens al- lein zwischen 1971 und 1981 um ein Drittel! Ähnlich ist die Situa- tion im Bezirk Kitzbühel. Mag. Rauter: "Mit bis zu 600 Personen pro Quadratkilometer errreichen wir bereits die Siedlungsdichte von großen Ballungszentren. Künftig müssen wir mit dem Boden sparsamer umgehen". Angesichts dieser dramati- schen Entwicklung will das Land das Raumordnungsgesetz mit einer Novelle verschärfen und sehr tief in bestehende Struktu- ren eingreifen. Bettenstopp in manchen Regionen Hier ein Auszug aus der "Ge- dankensammlung" des obersten Tiroler Raumplaners Rauter: Künftig will das Land in den Regionen verbindliche Grünzo- nenpläne schaffen, um die Frei- landfunktionen zu sichern. 0 Siedlungsgrenzen sollen überörtlich festgelegt werden. Touristisch übererschlosse- ne Regionen will man zu Betten- stopp-Gebieten erklären. Beim Bau von Großhotels möchte die Raumordnung in Zukunft ent- scheidend mitreden. Für Groß- projekte soll es eine Raumver- träglichkeitsprüfung geben. Zweitwohnsitze nicht mehr erwünscht Eine Verbotsklausel wird es für die Errichtung von Ferien- häusern und Wochenendsiedlun- gen geben. "Wir werden klarstel- len, daß Zweitwohnungen nicht erwünscht sind", sagt Rauter. Um Umgehungsmöglich- keiten zu verhindern, denkt man beim Land sogar an einen vorü- bergehenden Widmungs- und Baustopp. "Damit nicht in letzter Minute alles Verbotene passiert". In den Gemeinden möchte Rauter dem Flächenwidmungs- plan ein örtliches Entwicklungs- konzept vorschalten, in dem grundsätzliche Ziele definiert werden sollen. U.a. soll dieses Konzept eine Baulandbedarfsbe- schränkung enthalten. "Umwid- mungen auf Vorrat darf es nicht mehr geben. Auch persönliche Gründe dürfen künftig nicht mehr für eine Entscheidung maßge- bend sein", meint Rauter. Um der neuen Wohnungs- not, die im Entstehen ist, entge- genzuwirken, schlägt Rauter vor, die Gemeinden sollten Gründe aufkaufen und zu erschwingli- chen Preisen Wohnraum schaf- fen. "Ich kann mir vorstellen, daß man eine Art Bodenfonds grün- det, um kleine Gemeinden beim Ankauf finanziell zu unterstüt- zen", denkt der Raumordnungs- experte laut nach. In der anschließenden Diskus- sion wurde manche Überlegung Rauters als überzogen bezeich- net, grundsätzlich jedoch gab es breite Zustimmung. Bruno Bauer, Obmann des veranstaltenden "Bezirksleitbil- des Kitzbühel" bestätigt, daß der Bevölkerung Ra.imordn iigsfra- gei ein echtes Anliegen ewor- de sind. 'Unsere Umfrage hat KÖS SEN. Die neugestaltete Getränkesteuer gibt Arlaß zu vehementer Kritik. Dies zeigte sich aucL vergangenen D :nners- ta bei der öffentlichen C-emein- derttsstzeng in Kössen. Der Er- me;senssrielratm der Gemein- de: wurde weiter eingeergt und die Gastwirte werden zusätzlich Kasse gebeten. Die Uuwandlung de Ver- brauchsteuer in die Vkehrs- st::jer setzt die Gemeinden unter Zwang. Bisher hatte die Kösse- ner Gemeindeverwaltung auf die Einhebung der Frühsttcks-Ge- trkesteaer und der Mejiisteuer verzichtet. Jetzt aber, rach In- krafttreten des neuen Steuerge- setzes, ist die Gemeinde zur Einhebung dieser Steuern ver- piichtel. 'Wir müssen uns an die ge- setzlichen Richtlinien ialten", er- klärte Fürgermeister Josef He- cLenbici]er die neue S huation, gezeigt, daß sich die Meinung der Menschen großteils mit der des Fachmannes Rauter deckt". die per Gemeinderatsbeschluß sanktioniert werden mußte. "Aber sollte aufgrund der allge- meinen Kritik an diesem Gesetz eine Novellierung erreicht wer- den, wird dieser Beschluß wie- der rückgängig gemacht." Weitete Beschlußfassungen der öffentlichen Gemeinderats- sitzung betrafen die Neuanschaf- fung eines "Friedhofbaggers" der die Arbeit ungemein erleich- tern und beschleunigen soll, sowie eine Aufstockung des laut Tiroler Tierzuchtförderungsge- setzes vcrgesehenen Besamungs- zuschußes von 50 auf 100 Schil- ling. Schließlich wurde Erwin Schweirester die Leitung des Standesamtes übertragen, da sich der Oterschulrat Dir. Josef Guggenichler, der dieses Amt jahrzehntelang inne hatte, ins Privatleben zurückziehen will. (wiku) Gestränkesteuer war Thema der Kössener Gemeinderatssitzung
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