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Gehört zinn Allrag Wohnungssuchener: Wöchentliches Warten im Gemeindeaint Foto: Kuen SAMSTAG, 8. FEBRUAR 1992 LOKAL-ANZEIGER SEITE 3 Wehe dem, der eine Wohnung sucht Wohnraum ist im ganzen Bezirk ein teures und rares Gut - Misere trifft vor allem junge Menschen hart KITZBÜHEL. Speziell für junge Menschen ist die Lage fatal. Es gibt keine Gemeinde im Bezirk, die den sozial Schwä- cheren - das sind zumeist junge Familien - eine Wohnung an- bieten kann. Jahrelange War- tezeiten und ergebnislose Nach- fragen in den Gemeindeämtern wirken frustrierend auf die jungen Menschen, die anderer- seits ihre ungeteilte Arbeits- kraft in den Dienst der Wirt- schaft stellen sollen. Von Wilhelm Kuen Ein Mittwoch in St. Johann: Menschen beiderlei Geschlechts warten sitzend oder stehend im Foyer des Gemeindeamts. Im- mer wieder werfen sie ihre Blicke auf jene Tür, hinter der sie die frohe Botschaft erwarten: "Sie bekommen eine Wohnung zugeteilt." Aber diese erlösen- den Worte fallen selten. Wo nichts ist, kann die St. Johanner Sozial- und Wohnungsreferen- tin Maria Wailner nichts verge- ben. In den anderen Gemeinden sieht es nicht besser aus. So warten in Kitzbühel an die hun- dert Wohnungssuchende auf die Zuteilung einer geförderten Ei- gentums- oder Mietwohnung. "Ich bin mir der Probleme voll bewußt", sagt Bürgermeister Friedhelm Capellari. Trotzdem müsse er noch um Geduld bitten. Es sei zu wenig auf den sozialen Wohnbau geachtet worden, ge- steht Capellari, und diese Fehler der Vergangenheit könne man eben nicht von heute auf morgen beheben. "Aber mit der "Wohn- anlage Kitzbühel" haben wir ein Projekt in Gang gesetzt, das in den nächsten Jahren 200 Woh- nungen bringen wird." Fehler von früher: Zweitwohnsitze Als Fehler der Vergangenheit wird gemeindeintern in erster Linie die Wucherung der Zweit- wohnsitze und die Grundver- schwendung genannt. Schließ- lich haben einzelne Orte wie Kitzbühel und Oberndorf 30 Prozent Zweitwohnsitze, St. Jo- hann 24, Kirchdorf 23. Reith kommt sogar an die 50 Prozent- Marke heran. Als löbliche Aus- nahme steht Waidring mit sei- nem 10-pmzentigen Anteil da. Die Folge der vielen Zweit- wohnsitze: Mancherorts hat der Kaufpreis für Grund astronomi- sche Hö±ten ezTreicht und ist damit für sozial schächere Ein- heimische unerschwinglich geworden. Eine Lösung ist das verdichtete Bauen Also zeigt es sch, daß keines- falls ein R.ickgang der Bautätig- keit die Misere heraufbeschwo- ren hat."Wohnungen gibt es genug, aber es fehlt an preisgün- stigen Einheiten", tut der Bür- germeister von Kissen, Josef He- chenbichler, seine Erfahrung in der eigenen Gemeinde kund. "Diese N,tsituation ist nur mit einer verdichte-.en Bauweise in den Griff zu belKommen." Dieser Ansicht ist auch der Waidringer Vze-BM Johann Steiner. "Die Zeiten großzügiger Parzellierung sind vorbei". Man habe auch schor gelernt, mit dem vorhandenen Baugrund sparsa- mer umzugehen. "Schließlich muß jedemjngenMenschen die Chance auf eine eigene Woh- nung gegeben werden." In Wai- dring soll dies mit einem Projekt der "Neuen Heimat" geschehen, das 36 neue Wohnungen vorsieht. hh manchen Gemeinden geht der Prozeß des Umdenkens aber nur zögernd vor sich. So zum 3eispiel in Brixen. Da wurden die Pölt-Gründe gekauft und in 3uland umgewidmet. Nun wollten sie Bürgermeister Johann Nagele und Gemeindevorstands- milglied Klaus Beihammer in 18 ?arzellen aufteilen. "Eine Ver- szhwendung von Bauland", pro- res:iert Gemeinderat Michael Thaler. Schließlich habe man iber 30 offizielle Antragsteller, die auf eine Wohnung warten. Es fehlt im Bezirk Kitzbühel aber nicht nur an geförderten Egentumswohnungen. Auch Mietwohnungen sind kaum zu aben. Antragsteller müssen ahrelange Wartezeiten in Kauf ehmen, bis eine öffentliche Wohnung - zumeist durch einen Toiesfall - frei wird. Die Hoffnung: Um- denken setzt ein Und die Privatvermieter kön- ren diese Lücke nicht schließen. Die meisten wollen keine Dauer- mieter, sondern bevorzugen Ur- laubsgäste. Andere hingegen fLhlen sich durch Kinder gestört. Sc vermieten nur an Einzelper- sonen oder kinderlose Ehepaare. Aber den Wohnungssuchen- ien bleibt doch noch eine Chan- ce. In sämtlichen Gemeinden des Bezirkes findet ein Umdenken statt. Waren iie Politiker bisher von der A11heilwirhung des frei- en Wohnungsnrarktes überzeugt, so wurden sie nun eines Besseren belehr. Sie haben erhanit, daß die Gemeinde he1ieo.i eingreifen und für erscLwinghchen Wohn- raum sorgen muß Viele E aupro- jekte sind berei:s iii den Gemein- deräten beschlossen worden und es besteht die Aussi:ht, daß in ei- nigen Jahren das r D hnungsan gebot dem Beiarf angeglichen sein wird. H & LOIS l AS n Ie E•t "Dci Wendin mecht z Kitzbic zi umaiest burgamoa- stan. Bo,d i des riditig vasteh, war ec nocha a ri'zesiestiga Bur- gamoasta!"
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