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SAMSTAG, 8. FEBRUAR 1992 LOKAL-ANZEIGER SEITE 5 Abwasserverbände und Landwirtschaft streiten um Klärschlamm-Verwertung Grüne: Karl soll Versprechen halten ST.JOHANN. Heftige Reak- tionen von Seite der Grünen brachte die Aussage des St. Jo- hanner Bergbahnchefs Ingo Karl, wann und wieviel künstlich be- schneit werde, ginge die Grünen nichts an, wiedergegeben im letz- ten "Anzeiger'. LA Eva Lichtenberger zeigte sich in einer Aussendung tief ent- täuscht über die Doppelzüngig- keit von wichtigen Entschei- dungsträgem in der Seilbahnwirt- schaft. Zuerst würden freiwillige Beschränkungen versprochen, wenn es aber um deren Einhal- tung geht, ginge dies dann nie- manden etwas an. 'Die Gemein- de hat als größter Gesellschafter rund 50 Millionen in die Be- schneiungsanlagen investiert. Wenn dann ein Gemeinderat die Einhaltung der Versprechen ver- langt, wird dies als Zumutung betrachtet", sagt Lichtenberger. KITZBÜHEL.Wie polari- siert die Standpunkte der Landwirtschaft und der Ge- meinde-Abwasserverbände in Sachen Klärschlamm-Verwer- tung sind, zeigte vergangene Woche ein "Workshop" mit Fachleuten im Kitzbüheler Rathaussaal. Von Harald Maier Die Abwasserverbände tun in- zwischen sehr viel, um den Klär- schlamm sauber zu machen. "Die Quecksilber-, Blei- und Cad- miumwerte liegen heute weit unter den empfohlenen Höchst- grenzen des Landes, krankheits- erregende Keime gibt es nach- weisbar nicht mehr", sagt Dr. Horst Felsch, Chemiker der Ab- wasserverbände Kitzbühel und Fieberbrunn. Dieser "veredelte" Klär- schlamm, der in großen Mengen in den regionalen Kläranlagen anfällt, ist nach Meinung der Ver- bände zu schade für die Deponie. Das Verbrennen sei zu teuer, meinen sie. Daher die Forderung, ihn als Dünger in der Landwirt- schaft einzusetzen. Als Vorbild dient die Schweiz. Dort sind die Bauern seit Jahren Hauptabnehmer des Schlamms. "Dank strenger Kontrollen bei der Einleitung der Abwässer, mo- derner Aufbringungsmethoden und genauer Bodenproben ha- ben wir die Sache gut im Griff", glaubt Hansueli Hofstetter, di- plomierter Landwirt und Berater der ARA Bern. In der Schweiz habe es diesel- ben Diskussionen wie in Tirol schon vor ein paar Jahren gege- ben, erinnert sich Hofstetter. "Der Klärschlamm hatte auch bei uns das Schwarze Peter-Image. Durch den intensiven Dialog mit der Landwirtschaft, der Milch- wirtschaft und durch die Aufklä- rung der Bevölkerung haben wir eine positive Einstellung erzeu- gen können". Tirols Bauernvertreter wollen von einem Dialog nichts wissen, sie lehnen den landwirtschaftli- chen Einsatz von Klärschlamm grundsätzlich ab. Der Tiroler Boden weise punk- to Schwermetalle weit höhere Grundwerte auf als vergleichba- re Länder, argumentieren sie. Im Bezirk Kitzbühel lägen bereits jetzt 50 Prozent der Böden über dem Grenzwert. Da man nicht alle Schadstoffe und deren Aus- wirkungen kenne, werde man vom Klärschlamm die Finger lassen. Winfried Hofinger von der Landeslandwirtschaftskammer schroff: "Wir wissen: der Dreck steht Euch bis zum Hals. Aber die Landwirtschaft kann da nicht helfen". Unbekannte sprengten eine Telefonzelle „wo beffl LKW Die Telefonzelle bei Wohlmuting ist nach dem Anschlag jetzt von allen Seiten begehbar ERPFENDORF. Eine Telefon- störung größeren Ausmasses macht zur Zeit weniger der Post, denn der Gendarmerie in Erpfen- dorf zu schaffen. Grund für die massive Leitungsunterbrechung in der Telefonzelle an der Lan- desstraße zwischen Erpfendorf und Kössen auf Höhe des Orts- teils Wohlmuting war die Spren- gung der selben. Unbekannte Täter hatten am Samstag abend gegen 20.30 Uhr in der Zelle einen Sprengsatz gezündet, der das Telefonhäuschen binnen Sekunden zu einer Freiluftanla- ge umfunktionierte. Die Gendarmerie schließt ei- nen Anschlag professioneller Terroristen zum Zwecke der Geldbeschaffung aus, zumal der Münzinhalt wohl kaum zur Fi- nanzierung subversiver Tätigkei- ten ausgereicht hätte. Da beim Anschlag auch ein Amtliches Te- lefonbuch schweren Schaden nahm, wäre die Aktion aber als Mahnung gegen die geplante Einführung einer Telefonbuch- gebühr durch die Post in Tirol nicht auszuschließen. Um ein Alibi umschauen müs- sen sich jetzt alle Besitzer eines roten Opel Kadett neuester Bau- art mit weißen Nummerntafeln, da ein solches Fahrzeug zuletzt am Tatort gesehen wurde. Wer keine Alibi vorweisen kann oder über Information verfügt, mel- det sich beim Gendarmeriepo- sten Erpfendorf (Tel. 05352/ 3112). (stau) Der "Anzeiger" baut wieder einmal um. Ab dieser Ausgabe erhalten Sie den "Kitzbüheler An- Zeiger" auch im Abonne- ment bereits am Donners- tag und unsere Bilder werden dank moderner Scanner-Technik in unse- rer neuen Druckerei noch schärfer. Durch eine Ver- zögerung bei der Papier- anlieferung können wir Ihnen die gewohnt hohe Papierqualität allerdings erst wieder in einigen Wo- chen bieten.
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