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Verbesserung dieser beiden Abschnitte legen. Warum soll als Kompensation für die 2 Prozent Reits an der Brixentaler Straße eine neue Straße nicht einmal von Reit hinaus nach Kitzbühel - für den Schreiber verständlich -‚ sondern durch das ganze Reiter Gemeindegebiet hindurch nach Going gebaut werden? Was ist das sonst, als Going als Versuchs- kaninchen zu bezeichnen, das herhalten muß, die geleisteten 7.200 5 zurückzuerobern? Going soll sich an Kosten beteiligen Dann wird die Rechnung aus Goinger Sicht aufgestellt: Reit hat jährlich 1.700 Schilling Er- haltungsbeitrag für die Brixenta- ler Straße zu leisten. Dafür soll Going 'als Kompensation in die geplante Luxusstraße - ich bleibe absolut bei dem Ausdruck - 10 Prozent, d.h. ca. 14.000 Schil- ling Baubeitrag und jährlich etwa 2000 Schilling Erhaltungskosten leisten. Und da wagt man noch zu schreiben: Wir Reiter wollen euch wirtschaftlich nicht scha- den, sondern durch den Straßen- bau euch nützen." Als Fazit sieht der Pfarrer, daß sich die Landesregierung erin- nern muß, was sie selbst geschrie- ben hat: "Die finanzielle Lage der Gemeinde Going ist ohne ihr Verschulden eine äußerst ungün- stige und erscheint dermalen eine größere Aufwendung nicht trag- bar." Wenn die Landesregierung nach diesem ihrem eigenen Gut- achten handelt, wird die Luxus- straße Kitzbühel - Reit - Going nicht gebaut. Und als Schlußsatz stand im "Tiroler Anzeiger" zu lesen: "Jeder aber, der sich im Interesse dieser Sache für Going einsetzt, handelt nicht aus per- sönlichem Gegensatz zu Nach- bargemeinden, sondern aus zwin- gender Notwendigkeit und über einmütigen Wunsch der Gemein- devertretung und Bevölkerung von Going." Josef Hölzl, Beamter, baut eine Fotodokumentation über seinen Heimatort Reith auf und sam- melt Unterlagen zur Reither Geschichte. Was ist eine Konkurrenzstraße? Der Begriff ist nichtmehr ge- läufig. Das erste Tiroler Straßen- gesetz (1870) teilte die nicht ära- rischen öffentlichen Straßen in Konkurrenz- und Gemeindestra- ßen. Die Kosten für den Bau der Konkurrenzstraßen trugen Staat, Land und die Gemeinden an der Die Gemeinde Reith stellte im Jahr 1927 das Ansuchen um Ausbau der Straßen von der Kohihoferbrücke bis zur Ge- meindegrenze an das Land Tirol. Im Jahr 1928 wurde in Reith die Einhebung einer Taxe für die Straßenbenützung beschlossen. Pro Automobil waren 5S, für ein Motorrad war 1 5 zu bezahlen. Im folgenden Jahr wurde einem Autobusverkehr Kitzbühel - Reith zugestimmt. Das Jahr 1930 brachte die Freigabe der Straßen für den Kraftfahrzeugverkehr. Im Jahr 1930 zahlte die Ge- meinde Reith den Beitrag zur Brixentaler Konkurrenzstraße. Es begannen die Verhandlungen, die Straße Schwarzsee - Reith Going als Konkurrenzstraße zu erklären. Am 31. August 1930 faßte der Gemeinderat von Going den Beschluß, einen Beitritt zur Stra- ßenkonkurrenz Reitherstraße absolut abzulehnen. Der Gemein- derat protestierte unter dem Vorsitz von Bürgermeister Josef Hofer gegen eine zwangsweise Einbeziehung in eine derartige Abkürzung, da für die geplante Straße kein Bedarf sei. Der Neubau der Kohihofer- brücke und der Ausbau der Stra- ße Reith - Going begann 1935, im folgenden Jahr war die Straße als Landesstraße im Ausbaupro- gramm. lutbnu er 6trac 1eil-0ing? Die OenielnOe Meilb Öcnit geraÖe in Öle- fer :3clt bit[ an Öen berflorbenen 23llrger- melter bon SUljbtlEjeE, Scrru $erolÖ. (Bein Sulereffe an ReitEj galt Öct Irtlönen enge unö bot allein Öeni 2Beg nod) Ooltig. c3eit fllenfcf)ngeÖenlen hyirÖ um Öle ohr- barmachung Öer 23ullbedflitiße ecfjh,ar- fee—Rcllr)—coing gerungen. iifjllge 3eqeiincen tuurben ÖUrcf)geftifrt. 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Die Konkurrenzstraßen belasteten die Öen melften riemelnÖen Öed 3eirie SUbbtibel; aber auf Ölefer 6IredE macEjt er tulillkfj Öen inÖrud als Reifer unter Öeu Zlrofer Mergen. fleilfj felbft fann Öen Zau nIcfjl flnan3leren. !s muß aber ÖocE Zetile geben, bot allem in stiebüher, Öle Öle icftligfeil Ölefer 21u1010erbinÖung (geraÖe f(lt Öen 5reinÖenberfeftr) erfaffen unb Önfilt ettuaS tun. Kitzbüheler Anzeiger, 19. August 1950 Der Goinger Gemeinderat faßte 1951 unter Bürgermeister Johann Schipflinger der. Be- schluß, daß die Reitherstraße im Winter eine Schlittenbreite vom Schnee geräumt werden müsse, und daß dabei auch die Anrainer mitzuhelfen haben. Nachdem 1954 die Ortscurch- fahrt in Reith staubfrei gemacht wurde, erfolgte 1956 der Ausbau der Straße im Bereich Bodner Wald. In diesem Jahr wurde die Postautolinie Kitzbühel - Reith eingeführt. Die Staubfreima- chung der Landesstraße erfolgte 1960. Mit einer Resolution wandte sich der Gemeinderat unter dem Vorsitz von Bürgermeister Alois Ritter (1973) gegen den Bau der Schnellstraße 5 42 durch Reith- zur Brixentaler Straße und zum Paß Thurn. Das Vorhaben wur- de mit großer Unterstützung aus Kitzbühel abgewendet. Demonstration gegen Ausbau Die Gemeinde rief für den 15. Juni 1988 zu einer Demonstra- tion auf. Bürgermeister Sebastian Hölzl schrieb dazu: "Da die Rei- ther Landesstraße im Bereich Bodner Wald ohne Vorliegen einer Notwendigkeit verbreitert werden soll und somit die Gefahr besteht, daß auch wir vom Ver- kehr überflutet werden, rufe ich alle Reither auf, am Mittwoch, den 15.6.1988 um 13.30 Uhrbei der Baustelle im Bodner Wald gemeinsam gegen diesen Will- kürakt zu demonstrieren. Neh- men Sie sich dafür Zeit und neh- men Sie auch Ihre Kinder mit. UDeinkpause:3 Gemeinden stark. Angesichts der enormen wirtschaftlichen Proble- me bemühten sie sich, das Land zur Übernahme als Landesstra- ßen zu bringen. H. W. Straßenprojekt Going auf Eis gelegt Der Ausbau des Straßen- projekts Reither Landesstra- ße zwischen Going und Schwarzsee ist von Landes- seite auf Eis gelegt. Auslöser dazu ist in erster Linie der Widerstand der Gemeinde- führung. VP-Mandatar Si- mon Brüggl: "Im Budget und Kostenplan für den Straße- nausbau des Landes sind kei- ne Mittel dafür veranschlagt." Damit sei das Vorhaben vor- erst gestorben. Tirol-Kurier, 6. März 1993 Helfen Sie mit, es lohnt sich, für unser Dorf zu kämpfen." Die Demonstration erreichte die so- fortige Baueinstellung. Die Landesstraßenverwaltung beabsichtigte 1992 den Neubau der Kohlhoferbrücke und den Neubau des Straßenstückes von der Brücke bis zum Bodner Wald (Wehr). Der Gemeinderat hat sich ein- stimmig gegen diese Baumaß- nähme ausgesprochen, da keine Notwendigkeit für den Ausbau besteht und der geplante Bau nur ein vermehrtes Verkehrsaufkom- men und eine höhere Geschwin- digkeit des Verkehrs mit sich bringt. Um die Ablehnung zu untermauern wurde eine Unter- schriftenaktion der Gemeinde eingeleitet. Sie erbrachte ca. 500 Unterschriften. Eine Weiterlei- tung an die Landesbehörde er- folgte bis Anfang 1993 nicht; eine Terminvereinbarung ist noch ausständig. Bei der mündlichen Verhand- lung am 2. Juni 1992 sprachen sich die betroffenen Grundeigen- tümer vehement gegen diesen Ausbau aus. Die Verhandlung wurde wegen Formalfehler ab- gebrochen. H. W. Angaben nach Gemeindebuch Going (1992), Gemeindebuch Reith (1988). Aufruf der Gemein- de Reith (1988), Amtliche Mittei- lung der Gemeinde Reith (1992), "Einiglost", Nr. 2/1992. Eine beinahe unendliche Geschichte Straßenbauten und Demonstrationen 1927 bis 1993
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