Kitzbüheler Anzeiger

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SAMSTAG, 20. MÄRZ 1993 LOKAL-ANZEIGER SEITE 3 100 Jahre Skiunterricht - 70 Jahre Skischule Kitzb ühel Eine Serie von Martin Wörgötter Die "Roten Teufel' von Kitzbühel unter Karl Koller ehrten die Mitglieder des Kitzbüheler Ski- Wunterteams beim Skilehrerball in der "Tenne" Guido Reisch mit einem Tischwimpel. Von links: Toni Sauer, Ernst Hinrerseer, Christian Pravda, Anderl Molterer, Hias Leitner ud Fritz Huber d. J. Photo: Lutz Korn Über den 1. Teil frühesten Kitzbüheler Skiunterricht lassen wir den Schriftsteller Carl J. Luther, ein begeisterter Skifah- rer und in seiner Jugend auch "Rennfahrer", ein Pionier aus Kitzbühels ersten Skitagen, selbst zu Worte kommen. Als Angehö- riger des Akademischen Skiklubs München kam Luther mit den ersten bayerischen Skifahrern nach Kitzbühel und machte hier mit Franz Reisch und seinen Jüngern - Hauptmann Georg Bilgeri und Willi R±ckmer-Rick- mers - Skigeschichte. "Auch für Kitzbühel gilt der Ursprungs-Slogan: "Nansen ist an allem schuld". Seinem Lob des Ski verfiel Franz Reisch anno 1892/93. Da es nun selbstver- ständlich ist, daß ein Mensch, der ohne Lehrer etwas völlig Neues versucht, sich mit dem gerings- ten Selbsterlernten wieder wei- ter hilft, so ist Franz Reisch ohne jeden Zwiefel sein eigener Leh- rer und Schüler zugleich gewe- sen, und somit der erste Skileh- rer von Kitzbühel. Und dies umso mehr, als er seinen Freund Josef Herold schleunigst mit der "Weißen Kunst von Thule" be- kanntmachte. Als Skilehrer im engeren Sin- ne des Wortes verzeichnet die Kitzbüheler Geschichte dann Georg Bilgeri für 1902, Offizie- re und Soldaten ausbildend und Willi Rickmer-R:ckmers für 1903, 1906 und 19C'7, als er erste Bergführer-Skikurse abhielt. Es handelt sich im diese Zeit noch vorherrschend um einen Rohguß der Bewegung auf Skiern. Es war eine Selbsterlern- Nachahmung, die mangels sport- lich geschulter oder, wie man so sagt, mit Skiern geborener Vor- bilder die Anfangsschwierigkei- ten aller Art nur mangelhaft über- winden konnte. Franz Reisch z.B. mußte den aich in Norwe- gen noch nicht ganz überwunde- en Langstock benützen. W. Rickmers aber lehrte nach Zdars- ky, dem Skimäzene--i von Lilien- e1d, ebenfalls mit der "Lanze', desgleichen ar:fargs auch Bilge- ri. Da kamen nun nach Kilzbühel um 1903 bis 1906 vor allem die üngeren Münchner Skiläufer, deren Kerntruppe der Akademi- sche Skiklub München bildete. Wenn diese mit allen damaligen Künsten des Skilaufes bereits Erste Skischulabzeichen der Ski- schule Kitzbühel "Rote Teufel', entworfen von Professor Alfons Walde (Sport-Fax: 2510') vertrau:en Skiläufer übers Wo- chenende in Kitz ihren Sport betrieben, trommelte Franz Reisch stets seine "Lauser" auf der Hinterbräuwiesen zusam- men. Wir hatten den größten Spaß, ihnen, den späteren Ski- lehrern Filzer, Ritzer, Faller, Eng!, Lackner, Monitzer, Weixl- baumer usw., auch Ernst Reisch und Komtesse Paula Lamberg, die "vaevende Grevinde" (schwedische Gräfin wie ein schwedisches Blatt sie genannt hatte) - vorzumachen und beizu- bringen, was wir in überlegener Art konnten. Selber übend lehr- ten wir, die kurzen Staberl schwiizgend (Doppelstock), Schuß und Sprung, Lauf und Schuß, kurzum all das, was heute gang uri gebe ist. Wir kamen übers Wochenende immer wie- der, wenn Reisch uns auf Her- olds immer schöner werdenden Photokarten "Gute Färe" und beste Schanzenpflege meldete. Namen:lich das letztere zog uns an, weil es solchen Dienst am Kunden anderswo noch nicht gab. Auch die besten Innsbrucker, Salzburger und Grazer stellten sich dann ein. Im Winter 1905/06 gab der Norweger Leif Berg als Skin- struktor in Kitzbühel eine kurze Gastrolle. Immer noch war die hohe, aufrechte Haltung, das Schußfahren in rasender Ge- schwindigkeit die große Mode." Chappel Jacobsen, den Josef Herold 1910 durch die Vermitt- luizg der Firma Hansen & Co., Chris:iania, als Skilehrer nach Kitzbühel verpflichtete, fuhr zur gro3en Enttäuschung anfänglich, eine breite, halbgehockte Fahr- art, aber sicher, bombensicher. Nie hat :hnjemand stürzen gese- hen; und das wurde schließlich ausschlaggebend: "Sturzfrei" hieß von nun an die Parole! Die ersten Kitzbüheler Skiläj- ferhukhgten anfangs der norwe- gischen Fahrweise. Durch RiclK- mers-Rickmers, der ein getreu er Anhinger Zdarskys, also der Li- lienfelder Technik ‚war, kam dann zum Teil auch diese Tech- nik in Schwung und Hauptmann Bilgeri, der Altmeister und Pio- nier des hochalpinen Skilaufes, schweiLte die besten aus der Norweger und Lilienfelder Schi- le zuarimen und brachte einen weiteren Fortschritt. Der lange Bambusstock verschwand, die Lilienfelder sowie die Bilgeri- Fedebindung wurden durch die F-Iuitfelc-Bindung ersetzt. Vor dem Ubergang zum Doppelstock war rocli eine Zeitlang das soge- iann:e "Renomierstaberl", en kaum meterlanger Stock trit Schneeteller in Gebrauch, an das ic- auch ein großer Teil der Wintesportgäste hielten. . Teil zu diesem Kapitel folgt in de- nächsten Ausgabe. 1
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