Kitzbüheler Anzeiger

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SAMSTAG, 27. MÄRZ 1993 LOKAL-ANZEIGER SEITE 17 Die hier veröffentlichten Leserbriefe ‚' • u b- MINUS geben nicht die Meinung der Redaktion, sondern nur die des Verfassers wieder. Freiheit statt AbhängigkeitAusländer als Ski- Aus gegebenem Anlaß nehmen wir Stellung zu den Praktiken von quasi-christlichen Vereini- gungen im Bezirk Kitzbühel. Es stellen sich bei diesen Gruppie- rungen folgende Merkmale her- aus: Es gibt einen charismati- schen, geistlichen Führer, der uneingeschränkt das Sagen hat. Seine Stellung ist unantastbar und scheinbar auch nicht hinterfrag- bar. Das Belehren und Auslegen der Bibel liegt in den Händen des religiösen Führers. Der Inhalt der Bibel wird oft mutwillig und bewußt als Drohbotschaft wei- tergegeben, um Menschen ein- schüchtern zu können. Die biblische Botschaft von der Gerechtsprechung des gott- losen und sündigen Menschen wird ins Gegenteil verkehrt. Dem einzelnen Menschen wird nicht die Gnade Gottes zugesprochen, sondern er wird in seiner Sünd- haftigkeit und Verlorenheit be- lassen. Der Grund für diese Feh- linterpretation der biblischen Botschaft liegt für diese Grup- pierungen auf der Hand: Es soll nämlich dem einzelnen Men- schen seine eigene "Schlechtig- keit" vor Augen geführt werden. So bleibt er geringfügig und willenlos und läßt sich leicht manipulieren. Es fällt auf, daß besonders Menschen in schwierigen, per- sönlichen Situationen und in Lebenskrisen für solche Prakti- ken anfällig sind. Zur finanziellen Situation: Diese Gruppierungen rühmen sich, keinen vorgeschriebenen Beitrag einzuheben, wie es in den gesetzlich anerkannten Kir- chen üblich ist. Dafür werden die Mitglieder dieser quasi-christli- chen Vereinigungen dazu ver- halten, den Zehnten zu geben, was natürlich um ein Vieles mehr ist als der Kirchenbeitrag. So halten wir folgendes fest: Wir haben keine Sorge, daß zu viele Menschen den Lockange- boten dieser Gruppierungen er- liegen. Aber wir sind unglück- lich überjeden einzelnen, der aus unserer Kirchengemeinschaft austritt, um sich einer dieser quasi-christlichen Vereinigun- gen anzuschließen. Denn wir glauben, daß Gottes Wort und die den einzelnen Menschen befreiende Botschaft der Bibel zu kostbar ist, um von selbsternannten und mangelhaft ausgebildeten religiösen Führern nach eigenem Gutdünken als Drohbotschaft und moralisches Druckmittel mißbraucht zu wer- den. Als christliche Kirchen wissen wir aus eigener leidvoller Erfah- rung, welch schreckliche Folgen es zeitigte, wenn die Botschaft der Bibel gegen ihre Intention einem gewissen Zeitgeist, einer bestimmten vorherrschenden Ideologie oder gesellschaftlichen Normen angepaßt wurde. Zu dem Schreiben von Frau Thurnher-Stolz, überschrieben mit "Eine latente Gefahr?", er- laube ich mir, folgendermaßen Stellung zu nehmen: Einleitend stelle ich zu der Form, in der Frau Thumher-Stolz offenbar Probleme zu lösen ver- sucht, fest, daß Frau Thurnher- Stolz als Gemeindepolitikerin nicht davor zurückscheut, das pri- vate Engagement von Menschen mit deren beruflichen Tätigkei- ten zu vermischen. Persönliche Aussprachen scheinen der Man- datarin allerdings weniger zu liegen, zog sie doch das Einhän- gen des Telefonhörers einer sach- lichen Diskussion über mögliche Meinungsverschiedenheiten in meinem Fall vor. Auf den Vorschlag von Frau Thurnher-Stolz, nicht des Schul- und des Kindergartenausschußes, doch eine gemeinsame Veran- staltung für Kinder durchzufüh- ren, erklärte ich, daß die Veran- staltung des Jugendraumes eine Veranstaltung von Jugendlichen für einheimische und ausländi- sche Kinder gleichermaßen sein soll, und keinesfalls von Politi- kern oder einer Partei durchge- führt werden soll. Bei einer Besprechung mit Jugendlichen kam man einstim- mig überein, sich keinesfalls von politischen Parteien vereinnah- men zu lassen, sondern auf eine möglichst große parteipolitische Unabhängigkeit Wert zu legen. Darüberhinaus erlaube ich mir Die Kirche Jesu Christi bekennt sich zu diesem Christus als ihrem Herrn, wenn er selbst sagt:"Ich bin euer Herr, ihr alle aber seid Diener untereinander." Wir hof- fen durch diese Erklärung ein- zelne Menschen davor bewahren zu können, daß sie in eine Ab- hängigkeit hineingeraten, die sie persönlich unter Druck setzen und zu willigen Opfern machen kann. Eine gemeinsame Erklärung der katholischen und evangeli- schen Pfarrgemeinde in Kitzbü- hei und des evang. Superinten- denten Mag. Wolfgang Schmidt. daraufhinzuweisen, daß insbe- sondere die Bundes- und Lan- desstellen, die eine Finanzierung einer interkulturellen Veranstal- tung in Aussicht gestellt hatten, ebenfalls auf die politische Un- abhängigkeit als Voraussetzung für eine Förderung hingewiesen haben. Wo die von Frau Thurnher- Stolz "latente Gefahr für die mir zur Betreuung Anvertrauten" liegt, wenn ich genau die Wün- sche der Jugendlichen, die den Jugendraum "Speedy" mittragen und mitbestimmen, verwirkliche, ist mir nicht ersichtlich. Bei meiner Tätigkeit im Jugendraum versuche ich alle Bevölkerungs- gruppen gleich zu behandeln und in alle Aktivitäten miteinzube- ziehen. Davon lasse ich mich auch von jenen nicht abbringen, die sich im Winter für "Oster- reich zuerst" (Ausländervolksbe- gehren), im Sommer aber plötz- lich wieder für alle Kinder und Jugendliche engagieren wollen. Sollten die Träger und Fi- nanziers, vor allem aber die Ju- gendlichen des Jugendraumes Speedy der Überzeugung sein, daß ich für sie eine latente Ge- fahr bin, so werden diese es mich wissen lassen. Alle Gespräche bisher zeigen mir aber, daß ich offensichtlich der Unterstützung von allen Seiten - mit Ausnahme von Frau Thurnher-Stolz - sicher sein kann. Adolf Bachler Jugendraum Kitzbühel Ich war während der Winter- saison 1992/93 beider Schischu- le Egger Hahnenkamm als Sek- retärin beschäftigt, weiß also wie die hier angeprangerten Gesell- schaftsverträge gehandhabt wer- den. Unsere ausländischen wie auch inländischen Schilehrer bekommen einen Antrag für ei- nen Gesellschaftsvertrag vorge- legt der unterchrieben werden muß, um in die Gesellschaft auf- genommen zu werden. Ich per- sönlich klärte alle hauptsächlich ausländischen Schilehrer darü- ber auf, was genau in diesem Antrag steht und ebenfalls darü- ber, daß sie immer und jederzeit den Vertrag sehen bzw. auch na- türlich von mir übersetzt und erklärt bekommen. Und hierzu muß ich sagen, daß während der ganzen Wintersai- son kein einziger Schilehrer um den Vertrag gebeten hat, der ih- nen immer und jederzeit zur Verfügung gestanden hat. Abge- sehen davon ist diese Gesell- schaftsform gesetzlich voll aner- kannt und wird auch in sehr vie- len anderen Schischulen unseres Bezirks angewendet. (Ich selber habe mit einigen Schilehrern aus anderen Schi- schulen gesprochen und diese haben mir bestätigt, daß auch in anderen Schischulen mit dieser Form der Gesellschaft gearbeitet wird). Die 25 % des Lohnes, den die Schilehrer für die Steuern abge- geben haben, wurde ihnen vom Steuerberater genau erklärt. Auch um auf die Krankenkas- se zurückzukommen hat Heli Egger versucht eine gemein- schaftliche Krankenversicherung zu organisieren (für eine kleine Prämie pro Schilehrer), die von den Lehrern nicht genutzt wur- de. Was mich an Ihrem Artikel am meisten geärgert hat, war, daß Sie nur die Schischule Hahnen- kamm angeprangert und nicht andere Schischulen des Bezirkes ein wenig unter die Lupe genom- men haben. Ich bin mir sicher, daß auch in anderen Schischulen, wahr- scheinlich aus Unwissenheit, Fehler gemacht werden. Margret Klausner, St. Johann "Speedy" ohne Parteipolitik
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