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Das Haus im Girlandenschmuck bei der Eröffnung Die Geschichte des Schul- und Gemeindehauses von Schwendt Schichtflächen zeigt, also eine Schiefstellung aufweist. Es sind daher zwischen Gesteinsbildung und seinem heutigen Vorkom- men weitere geologische Gesche- hen zu berücksichtigen. Die wechselvolle Geschichte des einstigen Meeres endet mit gebirgsbildenden Vorgängen. Infolge der Einengung des ur- sprünglichen Ablagerungsrau- mes wurden Gesteine gefaltet oder durch Überschiebungen und Brüche aus ihrem Zusammen- hang gelöst. Hebungsvorgänge und gleichzeitig einsetzende Abtragung haben schließlich in langen, erdgeschichtlichen Zeit- räumen die heutigen Gebirgsfor- men herausgebildet. Zu Schichtmulde zusammengepreßt Was diese geologische Einen- gungsdynamik speziell in unse- rem Gebiet betrifft, so sei darauf hingewiesen, daß zwischen den beiden Ketten des Kaisergebir- ges, zwischen dem Zahmen und Wilden Kaiser, Gesteinsverbän- de zu einer weiträumigen Schichtmulde zusammengepreßt wurden. Ihre östliche Fortsetzung ist entlang einer Verschiebungs- fläche, der das dort später einge- tiefte Kohlental folgt, abgetrennt und versetzt worden; und so fin- det sich diese verlagerte, vielge- staltige Gesteinsserie auch in Schwendt. Ihr gehören übrigens auch die in Fachkreisen seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts gut bekannten, fossilreichen "Kössener Schichten" (die es sogar in den Gebirgen Asiens gibt) und die roten, als Naturstei- ne verwendeten Adneter Kalke an. Die ungewöhnliche Tatsache, daß Bauten in Schwendt auf ehemaligem Tiefseeboden der Jurazeit stehen, mag uns nicht nur den unglaublichen Wandel in erdgeschichtlicher Zeit vor Augen führen, sondern auch den so sehr in der Gegenwart ver- wurzelten Menschen zu einer be- sinnlichen Rückschau anregen und das Verständnis für eine hi- storische Denkweise vertiefen. Dr. Kurt Jaksch, Oberstudien- rat, Gymnasialprofessor i.R. in St. Johann i. T., hat grundlegen- de wissenschaftliche Arbeiten zu geographischen Fragen veröf- fentlicht, u.a. zur "Entstehung der Weichbraunkohle von Apfeldorf' in den "Kitzbüheler Heimatblät- tern ", 2. Jg., Nr. 8, August 1992 -Dr. Jaksch ist u. a. Mitglied der Österreichischen Geologischen Gesellschaft. Allsonntäglich auf der "Kirchgaß" schauen die Män- ner von Schwendt auf die Baustelle. Das Schul- und Gemeindehaus wird saniert und umgebaut, eine Turnhalle angebaut. Anlaß zum Nach- denken über dieses Haus. Josef Hellwig, Schulleiter im Jahr 1923/24, hat in der Schul- chronik über Entstehung und Entwicklung der Schule be- richtet. Die Aufzeichnungen reichen bis 1809 zurück. Von Egid Greil Der erste namentlich bekannte Lehrer und Mesner in Schwendt ist nach den Aufzeichnungen Hellwigs Peter Himberger (1802- 1810). Localschulinspektor war der Vikar von Schwendt. Noch um 1910 war die Zustimmung des Pfarrers zur definitiven Be- stellung eines Lehrers notwen- dig. Im Bericht des Vikars Nor- bert Kulnik steht: "Schulzimmer klein, in dem der Kirche gehöri- gen Mesnerhause, finster, Ofen halb zerfallen, Bänke schmal und unbrauchbar. Schülerzahl 35. Schulbesuch sehr mangelhaft. Die Kinder müssen dreschen, Holz zäunen, Feld bebauen und werden ins Tagwerk geschickt." 1820 wurde das Schulzimmer vergrößert und ein neuer Ofen gesetzt. Der Schulbesuch war nun "lebhaft", die Schülerzahl schwankte zwischen 5C und 60, denn es gingen auch die Bichlin- ger Kinder in Schwendt in die Schule. Ein Gesuch der Bichlinger um die ständige Einschulung in Schwendt wurde 1833 vom Land- gericht Kitzbühel abgewiesen. Von 1850 bis 1862 war in Schwendt Anton Kracher als "Schulgehilfe", sein Nachfolger war der "Notlehrer" Josef Schiechtle. Ab 1877 kamen die Bichlinger Kinder nicht mehr in die Schwendter Schule, die Schü- lerzahl schwankte zwischen 39 und 49. 77 Kinder in einer Schulklasse Der "Schuiprovisor" M. Blat- zacher (1890 bis 1906) sah auf regen Schulbesuch. Im Schuljahr 1895/96 war mit 77 Kindern die höchste Schülerzahl. De näch- sten Lehrer waren Peter Felix Gamper(1907/08), Erhart Gräß- le (1908 bis 1914), dann für ein Jahr Josef Ploner, bekannt als vorzüglicher Lehrer und Orga- nist, in der Weltkriegszeit unter- richtete die Lehrerin Maria Ambrozic-Dagn (wieder 1921/ 22). Von 1918 bis 1921 hatte der Lehrer Stephan Hauser 50 bis 60 Schüler. Vorgänger des Chroni- sten Hellwig war Josef Leitgeb, der 1922/23 in Schwendt wirkte. Er hatte 60 Kinder zu unterrich- ten. Der Ofen drohte einzustürzen Im Roman "Christian und Bri- gitte" sind Erlebnisse der Schwendter Zeit verarbeitet. Leitgeb, der bis zum Bezirks- schulinspektor in Innsbruck auf- stieg, ist einer der bedeutendsten Dichter Tirols in diesem Jahr- hundert geworden. Josef Hell- wig beschrieb: "Das Schulzim- mer ist sehr verwahrlost. Die Fenster sind schlecht schließbar. Die Bänke haben die Hälfte der vorgeschriebenen Breite. Der Ofen drohte einzustürzen und wurde daher mit einem Holzge- länder primitivster Art umgeben. Der altertümliche Stuhl wurde von mir neu überzogen, weil man statt auf Leder auf den Roßhaa- ren sitzen mußte. Die Schulta- feln wurden nie gestrichen. Der Ortsschulrat beschloß endlich auf meinen Spott hin den neuen Ofen setzen zu lassen. Der neue Ofen wurde vor 18 Jahren für die
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