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Werbeplakat von akad. Maler Prof. Alfons Walde für die Großdeut- sche Skimeisterschaften 1925 in Kitzbühel; Plakate und Postkarten gingen zu Tausenden von Exemplaren um die ganze Welt Partie vom Abfahrtslauf Steilhang Seidlaim; vorne Hans Löbisch, SC Traunstein; dahinter der Sieger Kurt Endler vom SC Windsbraut- Schreiberau, Photo Berthold, München SEITE 2 LOKAL-ANZEIGER SAMSTAG, 9. JÄNNER 1993 Von der Großdeutschen Skimeisterschaft 1925 in Kitzb ühel Eine Serie von Martin Wörgötter Am 7. und 8. Februar 1925 wurde in Kitzbühel erstmals die Großdeutsche Skimeisterschaft ausgetragen. Es beteiligten sich daran die Skirennläufer des Deutschen Skiverbandes, des Österreichischen Skiverbandes und des Hauptverbandes der deutschen Wintersportvereine in der Tschechoslowakei. Die Sprungkonkurrenzen wurden auf der neu erbauten "Haus-Grub- Schanze" ausgetragen und der zusammengesetzte Lauf (Abfahrt und Langlauf) auf folgender Loipe: Start Seidlalmkopf (1404m) -Seidlaim - Hausberg - Gansiern zur Hinterbräuwiese. Dieser Teil des Laufes war zum größten Teil alpin. Auf der Hin- terbräuwiese begann die rein nordische Strecke: Bahndurch- laß Ecking - Schwarzsee. Dieser wurde in Richtung Haus über- quert. Die Laufbahn führte wei- ter zum Gasthof Steuerberg - Paradieswiese - Hasenberg - Steinberg an der Landstraße. Dann halblinks nach Anzenberg - Bichlhof - Holz - Grutten - Brandler - Rettenberg - Lindler - Oberlehen - Erb. Ab Erb Wald- durchfahrt zum Hörlerhof- Haus - Hausertal - Achrain - Leben- berg zum Ziel bei Ecking. Die Strecke hatte eine Länge von 16,8 km und wies insgesamt eine Steigung von 380 m und einen Höhenunterschied von 780 m auf. Dr. Julius Moro und Ernst Reisch hatten in der Oberleitung das Heft in der Hand. Im Rathaus sah man eine Wintersportausstel- lung, im städtischen Warmbad eine professorale Ärztemann- schaft bei peinlicher Untersu- chung der Aktiven. Zum ersten Mal wurde auf einem österreischischen Sport- platz eine solche Untersuchung durchgeführt. Dr. W. Kohl- rausch, Berlin und Dr. Ewig Königsberg leiteten diese Unter- suchungen. Was diese Untersu- chungen besonders auszeichne- te, war die Möglichkeit der ge- nauen Herzkontrolle mittels ei- nes modernen Röntgenapparates, den Stadtarzt Dr. Friedrich Plahl zur Verfügung stellte. Beim Begrüßungsabend im "Hinterbräu" sprachen Dr. Ra- sim im Namen des Tiroler Ski- verbandes, Bürgermeister Hans Hirnsberger im Namen der Stadt- gemeinde, Max Rotter für Deutschböhmen und Dr. Holl, München, für den Deutschen Skiverband. Während des Begrü- ßungsabends fiel sanfter Neu- schnee, eine Wohltat für das Auge, aber auch ein Glück für den Sprunglauf. Über die Sprungschanze zu "Haus-Grub" liefen pessimisti- sche Gerüchte umher. Walter (DSV) und die Norweger Aas und Ljungmann probten und überlegten. Daß sie dann am Morgen des Sprunglauftages (8. Februar) den Schanzentisch durch Absägen verkürzten, er- wies sich als ein glücklicher Gedanke. Um den Beweis gegen die Schmalheit der Schanze zu erbringen, gingen Ernst Reisch und Baithasar Egger in gutem Doppelsprung als erste über den Hügel, und da sie Jacken in den Farben Osterreichs und Deutsch- land trugen, schwirrte mit ihnen auch eine gute Stimmung über die Menge. Sonderzüge aus München, Innsbruck, Salzburg und Wien hatten viel Volk ge- bracht, dicht besetzt waren Hü- gel und Auslaufbegrenzung, zum Brechen voll die Tribünen. Die Siegerehrung wurde im Grandhotel vom Präsidenten des Österreichischen Skiverbandes, Gsur, Wien, durchgeführt, nach- dem der "Bundesvater" Paul Dinkelacker, Stuttgart, eine Fest- rede gehalten hatte. Was sich in Mitteleuropa zu Ski-Experten zählte, war zur Stelle. Der Sudetendeutsche Albert Ettrich siegte in der "Spur", Sepp Hellensteiner, WV Kitzbühel, lief am schnellsten in der Altersklasse, um als einziger Erstplazierter die Ehre des Lan- des zu retten. Der im anfänglich recht alpinen Lauf vom Pech verfolgte, 1941 zum Fliegerge- neral seines Landes aufsteigen- de Norweger Ole Reistad gewann mit Weiten bis zu 49 m das Sprin- sen. Und Meister wurde ein Osterreicher, dem Deutschland eine zweite Heimat geworden, Kurt Endler aus dem Riesenge- birge, der 1977, 80 Jahre alt, noch am internationalen "Koasalauf' teilgenommen hatte. Anzeiger-Fax: 05356/25 10
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