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Christian Pravda, ersterAbfahrswe1tmeistr des KSC und Seniordes Kitzbüheler Ski- Wunderteams im "Pravda-Slalom-Stil". Kurt Ber2nek, KSC-Präsident von 1955 bis 1967 überreicht Chri- stian Pravda im Jänner 1965 im Restaurant "Alt-Wien "das Diaman- tene Hahnenkammabzeichen. Foto: Lutz Korn SAMSTAG, 22. MAI 1993 LOKAL-ANZEIGER SEITE 13 Christian Pravda erster Skiweltmeister im Abfahrtslauf Eine Serie von Martin Wörgötter Mit 4 "Kitzen" in der österrei- chischen Mannschaft- die stärk- ste Gruppe, die je ein Club stel- len konnte - flog Osterreichs Vertretung nach Aare, Schwe- den, wo am 7. März 1954 am Aareskutarr der Kitzbüheler Christian Pravda die Goldmedail- le im Abfahrslauf errang. Mit einem 4. Platz im Slalom erreich- te er auch die Silbermedaille in der Kombination. Mit ihm in Aare waren weiters aus Kitzbühel Rosi Sailer, Anderl Molterer (Bron- zemedaille im Riesenslalom, 5. Platz im Slalom und 7. in der Kombination und Ernst Hinter- seer (der schnellste Vorläufer der Welt, wie damals die Presse be- richtete). Aus Anlaß des Sieges von Christian Pravda ordnete Bürgermeister Camillo v. Busch- man die Stadtbeflaggung an. Stadtgemeinde und Skiklub un- ter Obmann Karl Koller richte- ten außerdem Glückwunschtele- gramme an Pravda sowie an das österreichische Team nach Aare. Am 15. März 1954 sah Kitzbü- hel einen Empfang, der einmalig war. In reichem Flaggenschmuck prangte es seit den frühen Mor- genstunden. Auf dem Konzert- platz in der Vorderstadt wurde nach Art der olympischen Sie- gesfeiern ein Podium aufgestellt und jung und alt versammelte sich zur neunten Abenstunde, um im Verein mit der Stadtmusik die Sieger im alpinen Skisport als Repräsentanten Kitzbühels im weißen Sport willkommen zu heißen. Uber 3.000 Personen hat- ten sich eingefunden, als Bürger- meister Dr. Camillo v. Buschman die Begrüßungsrede hielt und tosender Beifall begleitete seine anerkennenden Worte. Der Ein- zug vom Bahnhof, wo die immer noch "humpelnde" Rennläuferin Ria Schwarzenbacher ihrer Rennkollegin Rosl Sailer einen Nelkenstrauß übergab, in die Vorderstadt glich einem wahren Triumpfzug. Voran die Stadtmu- sik, anschließend die Prominenz Kitzbühels mit den "Schweden- fahrern", flankiert von der Mann- schaft der Skischule mit Fackeln, und dann der lange Zug der Kitz- büheler Skifreunde. Im Hotel Tiefenbrunner fand anschließend ein Ehrenabend statt, bei welchem der Obmann des Ski-Clubs, Karl Koller, fest- hielt, daß mit Christian Pravda erstmals ein Kitzbüheler einen Weltmeistertitel errang. Kitzbü- hel hatte seinerzeit eine Skimann- schaft, wie es sie bisher noch nie besessen und wie sie auch kein Skiklub der Welt in gleicher Großartigkeit aufzuweisen hat- te. Christian Pravda wurde am 8. März 1927 in Kufstein geboren, kam aber schon als Kind zu sei- nen Eltern nach Kitzbühel und besuchte hier die Volksschule. Er erlernte bei Meister Michael Ober das Wagner- und Skierzeu- gerhandwerk. Als Skierzeuger war er weiters bei Rossignol in Frankreich, bei Franz Kneissl in Kufstein und bei Kästle in Vor- arlberg tätig. Schon mit 12 Jahren wurde Pravda 939 dreifacher Sieger bei den HJ-Bann-Skimeister- schaften; in der Folge errang er eine Reiie von Siegen, auch im Sprunglauf und im Langlauf. 1943 wurde er Reichssieger bei den VIII. Winterkampfspielen in Garmisch-Partenkirchen. 1944 Sieger bei den Salzbur- ger Kriegsskimeisterschaften im Abfahrtslauf, 1947 Klubmeister und erstmals Hahnenkammsie- ger; ebenfalls 1951 und 1954. Osterreichischer Meister in allen drei Disziplinen und in den Jah- ren 1951, 1952 und 1954 errang er weitere sieben Staatsmeister- titel. 1948 wurde Pravda in die österreichische Nationalmann- schaft eingeteilt und zur Teilnah- me an den Olympischen Winter- spielen in St. Moritz namhaft gemacht. Eine halbe Stunde vor der Konkurrenz brach er sich den Fuß und "aus war der Traum". 1948 Sieger des Glocknerren- nens, das er insgesamt dreimal gewinnen konnte. 1949 Kombi- nationssieger beim Westenpokal- rennen und 1950 Kombinations- sieger bei den Ostamerikanischen Meisterschaften in Stowe (Sla- lomsieger und 3. in der Abfahrt), Thaneller-Riesenslalomsieger, Stempeljoch-Riesenslalomsieger und Sieger beim Zugspitzplatt- rennen, das er bereits 1948 ge- winnen konnte. Bei den "Welt- meisterschaften in Aspen fuhr er im 2. Slalomdurchgang Bestzeit. 1952, bei den Olympischen Winterspielen in Oslo: 3. im Abfahrslauf, 2. im Riesentorlauf und 2. in der Kombination. 1954 Slalomsieger beim Arlberg-Kan- dahar und Abfahrs- und Kombi- nationssieger beim Lauberhorn- rennen. 1959 Sieger im Harriman-Cup in Sur Valley und diese Konkur- renz hatte er bereits 1953 und 1956 gewonnen. 1964 Profi-Ski- weltmeister. Profiskirennen fuhr Pravda von 1961 bis 1969. Sechs Slaloms fuhr er gegen Jean-Claude Killy und konnte von denen zwei gewinnen, den letzten 1969, schon 42 Jahre alt. Christian Pravda betreibt fast jede Sportart, insbesondere Ten- nis und Golf. Zweimal gewann er die Tiro- ler Golfmeisterschaft und zwei- mal war er mit Erfolg in der Österreichischen Golfmann- schaft vertreten. Ehrenzeichen: "Goldener Ski 1954", der erste der vergeben wurde und Golde- ner Schneestern des Amtes der Tiroler Landesregierung.
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