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Diese Zolistelle passiert nur ein Drittel der Holztransporte "Gaffer" beim Ganserhof-Brand erweckten Wut und Abscheu Der Ganserhof brannte vollkommen nieder Foto: Ness izius SAMSTAG, 22. MAI 1993 LOKAL-ANZEIGER SEITE 3 EggrerwerkmKritiker auf Kriegspfad ST. JOHANN, OBERN- DORF. Die Eggerwerk-Gegner werden wieder aktiv: Sie wer- fen der Werksleitung vor, bei der Präsentation der Ausbau- pläne in Oberndorf mit kei- nem Wort auf die bedeutenden baulichen Erweiterungsvorha- ben im Industrie-Areal am St. Johanner Gebiet hingewiesen zu haben. Weiters bezwei- feln sie, daß bei den Bauvorha- ben entsprechende Sicherheits- vorkehrungen eingeplant wur- den. Einer der aktivsten Eggerwerk- Gegner ist der Oberndorfer Rein- hart Voggenreiter. In einem Schreiben an die Landesstelle für Brandverhütung fordert er die Beamten auf, sich von Amts wegen einzuschalten. "Es ent- steht eine enorme Vergrößerung und Verdichtung komplexer Bau- massen, so Voggenreiter, wenn durch Verbauung und Überda- chung, einschließlich einer Hö- herzonung auf 16 Meter, der Zubau an das OBB Ladegleis herangeführt wird." Da wäre doch zu prüfen, inwieweit hier den Schutzbestimmungen ent- sprochen wird, setzt Voggenrei- ter in seinem Brief an die Brand- KITZBÜHEL, REIT IM WINKL. Die Beamten der Zoll- wache Reitim Winkl sind sauer. Schuld daran trägt LRDr. Horst Wendung. Dessen Äußerung, daß das zunehmende Verkehrs- aufkommen von Holztranspor- ten auf der Straße von Kössen nach Erpfendorf eventuell mit einer etwas zu laschen Zollabfer- tigung zu tun haben könnte, will verhütungsstelle hinzu. Der Obmann des "Umwelt- schutzvereins BI-Eggerwerk", Hansjörg Hofer, meldet ebenfalls seine Bedenken an: "Ein Werk von der Größenordnung des Egger-Werkes, in welchem mit leicht brennbaren, explosionsge- fährlichen Stoffen gearbeitet werden muß, stellt eine große Gefahrenquelle für Umwelt und Mitarbeiter dar." Da sei es unbe- dingt erforderlich, größten Wert auf Sicherheitsvorkehrungen zu legen. Hofers Meinung nach kann derzeit nicht ausgeschlossen werden, daß "Fluchtwege durch Explosion oder Brand abge- schnitten und die direkt an Hal- lengebäuden entlang führenden Werksstraßen gefährdet oder gar unpassierbar werden könnten." Auch die "Grünen" St. Johanns, vertreten von GR Siegfried Pürstl, Oswald Heim und Johan- nes Rass, legten unter Zuhilfe- nahme eines Anwaltes schriftli- chen Protest ein. Unter anderem sehen auch sie die Gefahr, daß "weitere Verdichtung und Ver- bauung des Werksgeländes im Brandfall eine wirksame Be- kämpfung erschweren könnte." und kann der Zollamtsleiter Ernst Tannheimer nicht hinnehmen. "Wir tun vorschriftsgemäß unsere Pflicht", so Tannheimer, und "kann ich den Lkw's das Fahren verbieten?" Außerdem passiere nur 1/3 der Holztran- sporte die Grenzstelle Reit. "Le- diglich während der Straßenar- beiten in Schleching fertigten wir mehr Holztransporte ab." (wiku) Der Betriebsleiter Alois Wirtl stellte dazu fest, daß mit dem betriebsinternen Brandschutz, der Sprenkelanlage und derglei- chen wesentliche Sicherheitsvor- kehrungen getroffen worden sind. So bestehe weder für die Mitarbeiter noch für Anrainer eine Gefahr. "Weitere Maßnah- men", so Wirtl, "werden wir aufgrund von Empfehlungen der Landesbrandverhütungsstelle ergreifen." (wiku) KITZBÜHEL. Der Brand des Ganserhofes in Kitzbühei löste bei den Nachbarn Mitleid und Empörung aus. Das Mit- leid galt der betroffenen Fami- lie, die innerhalb kürzester Zeit auf tragische Weise um ihr Heim kam. Empörung hinge- gen lösten die zahlreichen Gaffer aus, die den Brand und das damit verbundene Leid anscheinend als willkommene Sonntagsabwechslung goutier- ten. "Wir saßen gerade beim Es- sen, als es plötzlich knallte, daß die Fensterscheiben klirrten", er- zählte eine Nachbarin (Name der Red. bekannt) des Ganserbauern dem "Anzeiger". Daraufhin sei sie und ihre Familie ins Freie gestürmt und habe bereits die hell lodernden Flammenzungen aus dem Wohngebäude und Minuten später auch aus der Scheune der Familie Walter Obernauer schla- gen sehen. Schutzimpfung der Füchse gegen Tollwut Auf Grund der akuten Toll- wutgefahr ist es nötig, im gesam- ten Bezirk Kitzbühel die Impfung der Füchse mit Ködern, die mit Impfstoff getränkt sind, durch- zuführen. Als Termin für diese Köderauslegung ist das Wochen- ende vom 4. bis 6. Juni vorgese- hen. Die Jägerschaft wird die Auslegung der Köder so versteckt vornehmen, daß sie von Men- schen nicht ohne weiteres gese- hen werden können. Kurz darauf traf die Rettung und dann die Feuerwehr ein. Und mit den Einsatzfahrzeugen ka- men die ersten Gaffer herange- laufen, sammelten sich am Un- glücksort und zertrampelten die umliegenden Felder und Wiesen. "Mir traten Tränen des Zorns in die Augen", so die Nachbarin, "als ich mit ansehen mußte, wie die sensationshungrige Meute die Brandkatastrophe wie ein Lein- wandspektakel genoß." Den 120 Männern der Freiwil- ligen Feuerwehren von Kitzbü- hei, Aurach, St. Johann und Reith gelang es, zumindest die 40 Rin- der der betroffenen Familie zu retten. Der Sohn, der vermulich den Brand auslöste, mußte mit schweren Brandverletzungen in die Innsbrucker Universitätskli- nik überstellt werden. Es wird so manchen Gaffer wohl geärgert haben, daß der Schwerverletzte so schnell seinen Blicken entzo- gen wurde. (wiku) Zollwache contra LR Wendung ("Niemand ist bunter"- Der Anzeiger
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