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Top - Konditionen f ü r Kommerzkunden Wohnbau. und Privatkunden sowie Freiberufler Rufen Sie uns jetzt an unter Tel. 05356/711 49 in Kitzbühel oder Tel. 05352/3631 in St. Johann. Zweigstelle Kitzbühel Zweigstelle St.Johann Bichlstr. 9 Speckbacherstr. 29 6370 Kitzbühel 6380 St. Johann ih VE- !.ü `p e BANK ( Dz. Die Bank des Landes Tirol SEITE 8 LC'KAL-ANZEIGER SAMSTAG, 10. JULI 1993 Heute bleibt mir nichts ande- res, als anzuknüpfen an die Ge- danken meines letzten Beitrages. Vom Konzil, das Johannes XXffl ins Leben gerufen hat, habe ich geschrieben und von dem Pro- zeß, den er in Gang setzte mit seiner Aufforderung, die Fenster zu öffnen. In den vergangenen Wochen hat sich die Situation in der kath. Kirche Osterreichs zugespitzt. Die Vorgänge in der Diözese St. Pölten erhitzen die Gemüter, beschwören Spaltung herauf. Von vielen Medien reis- serisch ausgeschlachtet, von den Verantwortungsbewußten mit Sorge und in ehrlicher Auseinan- dersetzung mit den gegensätzli- chen Standpunkten zu durch- leuchten und zu klären versucht - so steht diese Belastungsprobe vor uns. Wir müssen, wenn uns an unserem Glauben und an den Vorgängen in unserer Kirche etwas liegt, versuchen Boden unter die Füße zu bekommen. Was ich hier darzulegen versu- che stellt meine ganz persönliche Meinung dar, aber auch diese ist gespeist von Gedanken anderer. Denkprozesse in einem Men- schen laufen nun einmal so ab, daß ein Mensch das, was in ihm selber arbeitet, worin er Klarheit zu erlangen sucht in Beziehung setzen muß zu all den Anregun- gen, die ihm von anderen Men- schen zukommen. Dieser Vor- gang gleicht einem ständigen inneren Dialog, einer Auseinan- dersetzung zwischen Einflüssen von außen und dem eigenen Denken und Streben, den eige- nen Instanzen. Es geschieht aber nichts in der menschlichen Ge- sellschaft und eben auch nicht in der Kirche, das sich nicht zuerst in der Einzelpersönlichkeit ab- spielt, sicher in mehr oder min- der bewußter Weise. So glaube ich auch, daß das, was wir in den erwähnten Vorgängen in unserer Kirche erleben nur die Spitze eines Eisberges ist, und wir soll- ten den Blick auf die dahinterlie- genden grundsätzlichen Auffas- sungsunterschiede von Glaube und Kirche und den ganzen, damit zusammenhängenden Komplex weithin ungeklärter Fragen rich- ten. Hier kann es im Extremfall dann wirklich zu einer Unverein- barkeit von Standpunkten kom- men, und es bliebe nur die Weise einer "friedlichen Koexistenz", einer Art Nachdenkpause, aus der heraus nach Wegen der Annähe- rung zu suchen wäre in Achtung vor der Würde des Anderen. Das ist denkbar, wo Menschen sich auf gleicher Ebene begegnen. Wenn aber eine Seite ein Amt inne hat, auf Grund dessen sie glaubt, auf die Meinung anders- denkender, gläubiger Menschen verzichten zu können, dann scheint der Konflikt unausweich- lich. Bischof Reinhold Stecher hat sich zu dem konkreten Kon- flikt in einer ausgewogenen und klaren Sprache zu Wort gemel- det. Er plädiert für einen integra- tiven Führungsstil in der Kirche anstelle eines autoritären und ortet hinter den Auffassungsun- terschieden hinsichtlich des Führungsstiles ebensolche im Kirchenbild. Und ich möchte hinzufügen, daß wir noch tiefer schürfend wohl auf sehr ausein- anderdriftende Auffassungen im Gottes- und Menschenbild sto- ßen werden. Ich zitiere einen Absatz aus der Erklärung Bis- chof Stechers in der Wochenzei- tung "präsent" vom 24. 6.: "In der Wahrheitsfindung weiß der Bischof, der den integrativen Führungsstil verwirklichen möchte, daß er auf tausend ande- re angewiesen ist, von der Erfah- rung einfacher gläubiger Eheleu- te bis zum Professor für Exege- se". Dies ist meine Überzeugung schon seit Jahren, daß das rechte Verstehen unseres Glaubens etwas ist, das wachsen und reifen muß in einem steten Austausch aller, denen er ein Herzensanlie- gen bedeutet. Das Gespräch ist dringend notwendig, das gemein- same Suchen nach Wegen, die gangbar sind, nicht nach verord- neten, sondern nach solchen, die sichtbar werden dort, wo Men- schen miteinander Erfahrungen austauschen, Gottes Geist erbit- ten und vertrauen gegen alle Verzagtheit, Angst und Verwir- rung. Wider die Verzagtheit
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