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Am 24. Juli 1929 uni 2'.31) Uhr entiud sich über Kitzbü'iel ein wolkenbruchariges Gewitter. Der Ehrenbach unterspülte das Bahn- geleise und riß aie hohe Bahnböschung beim Eisenbahniiaaukt der Höglgasse zum Teil weg. Der Bahnbetrieb war hiedurch durch anderthalb Tage unterbrc'c/zen SEITE 20 LC'KALANZEIGER SAMSTAG, 31. JULI 1993 Unwetterkatastrophen in alter Zeit II. Teil, aus dem Zeit- und Wunderbiechl von Hanns Brugger Den 17. Juli 1670 ist gleich vor oder um das Tagwerden ein Erdbeben so erschröcklich gan- gen und hat zween Schlitterer an den Häusern getan und die Leute vom Schlaf aufgeweckt. Etliche haben gesagt, es bedeute ein gutes Jahr, andere haben gesagt, es bedeute etwas Böses. Was dar- auf folget, wird die Zeit geben. Im Hochsommer 1670 ist gar bös Heuen gewesen, die Woch nach Subenten (Sonnenwende) ist es noch ziemlich gut gewesen, darnach hat es 14 Tage hinterein- ander geregnet, daß man das Heu auf die Mistgassen hat führen müssen. Hernach aber ist wieder schönes Wetter gekommen. Zu Lorenti hat es ein Ablaß gege- ben, der 14 Tag wert hat. Den hat der neu gesetzte Papst herge- schenkt. Den 18. July 1678 hat sich ein groß Gewässer angefangen, und hat viel großen Schaden getan, denn es hat zu Oberndorf den Wuhr zerrissen und die Furter- wöhr. Item die Erberhartlinger Pruggen und zu Sperten bei der Reinanken in der oberen Au hat es an der Wöhr zehn Bäume lang weggerissen. Die Pruggen zu St. Johann hat es auch zerrissen. Zu Kirchdorf aber ist das Wasser neben der Pruggen so groß ge- wesen, daß etliche Tage niemand hat hin oder her kommen kön- nen. Die Pruggen zu Wohlmu- ting ist dermalen noch voll ste- hen geblieben, aber von selbiger Pruggen hinaus bis in Chiemsee hat es alle Pruggen hinweggeris- sen, den Wuhr zu Marquartstein hat es auch zerrissen und die Wege und Landstrassen hat es dermalen verdörbt und zugerich- tet, daß man nit hat fahren kön- nen. Die Ordinari-Boten haben etliche Tage nach dem Kayser, für Granta, hin und zurück reiten müssen. Den 19. July 1680 hat das Wetter geschlagen. Dieser Hagel hat großen Schaden getan. Von Lizüichl durch den Sonnberg hinein bis gegen Aurach schier alles erschlagen und zu Sperten und um St. Johann grob gehaust. Den Habern hat man abgemäht zur Fütterey. Am 6. August ist abermals ein starkes Wetter aufgegangen und etliche grobe Thoner (Blitzschlä- ge) getan, dergleichen man gar nit bald wird gehört haben, dar- auf der Wind großen Schaden getan. In Pauern-?uechberg hat es allein mehr als hundert grDße Bäume umgerissen, teils mitsamt der Wurz teils in ier Hech, w:e man die Bäume sonst amzuhak- ken pflegt und teils bei der Mit:e abgerissen. Die Dächer hai es auch groß zerrissen, daß man in dem Dorf alida. zu Sperten lang zu tun gehabt hat mit dem Zu- sammensuchen der Schindeln. Nach dem Wind hat es gehagelt, darauf einen langwierigen Platz- regen getan, ehe daß man de Dächer wiederumb ein wenig zumachen hat kennen Im July 1682 hat das Rindvieh auf der Zungen große Blattern bekommen. Hernach hat man Helbpazeri oder Groschen in Wachs eingefüLt und selbiges Geld in ein Eisenstangl einge- richt und dem demselben die Zungen eröffne:. Hernach hat man unterschiedliches Zeug genommen und die Zunger damit geshmiert. Auch hat man ver- meint, das Vieh müsse verzau- ert und verhext worden sein, deretwegen hat man im Land und auf den Almen das Vieh zusam- mengetrieben und durch die Geistlichen Herren geweiht. Darauf ist es still geworden und kein Vieh weiter untergegangen oder umgestanden. Zu Eingang des Jahres 1683 hat es angefangen zL schneien and zu gwahen, daß es e:nen so ziefen Schnee gemacht hat, so 7 Schuech tief. Die Wege zu den Häusern hat es verschne:bt und verworfen, daß man mit Rossen oder anderem Vieh nirgends hat fcrtkommen können. Aber auf den Straßen ist der Schlittenweg auf das Best gewesen, daß man gar wohl Salz und Getreide hat iilren können. Am 20. Jänner 1689 am Frei- tag vor Lichtmessen hat es einen so tiefen Schnee gemacht wie selten vorher. Im Pillersee sind ober Haus die Schneelahn ausge- brochen und haben einen ganzen Wald hingerissen, teils Bäume samt den Wurzeln und teils gro- ße Ladhölzer und Schintlbäume hat es stockhoch abgerissen. Mit solcher Gewalt, daß es zu Haus das Gotteshaus weck gerissen, bis an das Chor. An dem Wibmer Haus hat es den hinteren Teil weggerissen, auch ein anderes kleines Häusl mitsamt einer Per- son ist durch die Schneelahn vertragen worden. Zu Vilzen, negst bei Haus, hat es vier Häu- ser weckgerissen, samt Leute und Vieh, darinnen sind 21 Personen umgekommen. Bei sieben oder acht Personen hat man hernach lebendig unter dem Schnee ge- funden. Was aber das meist und am Verwunderlichsten gewesen ist, so ist in einem Haus ein Mann mit Weib und Kind in einer Stu- ben beim Leben geblieben. Aber man wußte nicht wie der Mann mit den Seinen aus der Stuben mochte herauskommen, denn bey der Stubentür war fit herauszu- kommen. In ihren Schrecken und Nöthen riefen sie die seeligste Mutter Gottes Maria an, sie wol- le ihnen doch eine Mutter der Bermherzigkeit sein und zu Hil- fe kommen. Über eine Weile, soviel mit (dem Hanns Brugger) gesagt worden, sollte ihnen er- schienen sein die seeligste Jung- frau Maria, bekleidet mit einem schönen blauen Mantel neben seiner in der Stuben und ginge ihnen durch eine Spalt oder Kluff- ten hinauß, deren sie mit großem Frieden nachgegangen. Hernach sie vor ihnen verschwunden und sie mit dem Leben davon kom- men sind, dessen sich sich bei der Mutter Gottes zum höchsten bedankt haben und haben her- nach noch viele Jahre gelebt. An einem anderen Ort ist ein kleines dreijähriges Kind noch unter dem Schnee nackend ge- funden worden. Als man das Mädchen gefragt hat, wo es wohl einen großen Frost gelitten hat, antwortete das Kind: 'es habe nicht gefroren, denn es sei ein Weib mit einem blauen Mantel gekommen und habe sie darin gewickelt und mit selbigem zu- gedeckt uns sei also erhalten worden. Hieraus man wohl an- nehmen müsse Unsere Liebe Frau gewesen sein. (Fortsetzung folgt!)
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