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Tennisarm - Schicksal oder Folge falscher Technik SAMSTAG, 31. JULI 1993 LOKAL-ANZEIGER SEITE 23 Tennis zählt heute zu den populärsten, aber leider nicht zu den unbedenklichsten Sportarten. Ein gewisses Risiko ist - wie bei jedem Sport - auch hier dabei! Wer von uns kennt es nicht - das Leiden, das schon manchen Tennisfreund an den Rand der Verzweiflung gebracht hat und im Volksmund als Tennisarm bezeichnet wird? Der sogenannte Tennisarm ist in erster Linie eine Verletzung des Ellbogens und verursacht Schmerzen im äußeren Ellbogen- bereich. Ursache dieses Leidens ist ein Mißverhältnis zwischen Belastung und Belastbarkeit des Sehnen-, Muskel- und Bandap- parates. Die Unterarmmuskeln setzen mittels Sehnen am unteren, ver- dickten Teil des Oberarmkno- chens an. Wenn Sie nun diese Muskeln massiv beanspruchen, werden sie auch dementspre- chend kräftig. Unter Umständen allerdings so kräftig, daß die Sehne, die ja nicht mitwächst, zu schwach wird und infolge von kleinsten Faserrissen zu schmer- zen beginnt. In dieser Phase soll- ten Sie Ihren Arm einige Wo- chen schonen, dennjede weitere Sportausübung bedeutet unwei- gerlich eine Verschlechterung der Heilungschancen auf lange Sicht. Doch auch ein Abklingen der Beschwerden bedeutet nicht so- fort wieder mit voller Kraft das Racket schwingen, sondern lang- sam das Tempo zu steigern. Ursachen für den Tennisarm sind meist falsche Technik, mangelndes Aufwärmen bzw. erhöhte Anfälligkeit durch Über- müdung. Aber auch der Schläger und die Beschaffenheit des Plat- zes gelten als Risikofaktoren. In den einfachsten Fällen trägt der Schläger die alleinige Schuld am Tennisarm. Nämlich dann, wenn eine zu klein gewählte Griffgrö- ße durch übermäßigen Kraftauf- wand kompensiert werden muß. Hier empfiehlt es sich, den Griff nochmals mit einem Band zu umwickeln - das verändert die Zugwirkung auf die Unterarm- muskulatur und kann eine sofor- tige Erleichterung bewirken. Natürlich spielt auch die Bespan- nung eine wichtige Rolle, die bei Hobbyspielern 20 kg nicht über- schreiten sollte. Auch die Größe des Schlägers ist entscheidend. Großflächenschläger haben den Vorteil, daß die Vibrationen beim Ballkontakt geringer sind und damit die Belastung für die Ge- lenke minimiert wird. Läßt sich die Schuld nicht auf den Schläger schieben, dann liegt es - wie so oft - an der falschen Technik: Bälle, die nicht in der Schlägermitte getroffen werden, sind schädlich. Ebenso riskant sind aber auch solche, die zu hoch oder zu nah am Körper geschla- gen werden. Diese und andere technische Fehler verursachen starke Dehnungen der Unterarm- muskulatur und begünstigen somit den Tennisarm. Vorsicht ist auch bei der Platzwahl geboten! Vermeiden Sie es, auf Allwetterplätzen zu spielen, deren Belag aus Asphalt oder Kunststoff besteht. Die Rutschfestigkeit dieser Böden bewirkt ein plötzliches Abstop- pen der Bewegung, das dement- sprechend auf Sehnen und Bän- der im Gelenksbereich übertra- gen wird. So kann auch die Wir- belsäule erheblich in Mitleiden- schaft gezogen werden. Ein Sandplatz hingegen, erlaubt Ih- nen natürliche Bewegungsabläu- fe und die Gelenke werden we- sentlich weniger belastet. Wenn Sie diese kleinen Tips berücksichtigen, dürfte einer un- getrübten Freude an diesem schö- nen Sport nichts mehr im Wege stehen. Zählen Sie jedoch zu jenen, die bereits chronische Schmerzen im Ellbogenbereich verspüren, helfen Moorpackun- gen, heiße Kompressen und Ul- traschall. Günstiger ist es natür- lich, es gar nicht soweit kommen zu lassen und rechtzeitig vorzu- beugen. Nehmen Sie auch als routinierter Spieler die Dienste eines erfahrenen Trainers in re- gelmäßigen Abständen in An- spruch, der Ihr Spiel analysiert und Ihre Fehler erkennt. Denn so können Sie Tennis noch mehr genießen und geben dem Tennis- arm keine Chance! Dr. Topay
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