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Pilotenschlagen beim Wiederaufbau der Kasper-Wehre nach dem Hochwasser von 1929. Im Hintergrund Schloß Kaps SEITE 12 LOKAL-ANZEIGER SAMSTAG, 21. AUGUST 1993 Unwetterkatastrophen in alter Zeit III. Teil, aus dem Zeit- und Wunderbiechi von Hanns Brugger Am 20. Jänner 1689 hat es die Knappenstuben zu Luegegg samt etlichen Futterstadeln durch eine Lawine weggetragen, alidorten sind drei Knappen abgetragen worden, die man nachher tot gefunden hat. Item im Monat August 1693 sind allhie eine solche Zahl Heuschrecken durchgeflogen, die nicht zu beschreiben ist. Dann den 26. August gegen Abend sind sie so dick her- und durchgeflo- gen, als wenn es dick schneibet und hat zwei ganze Stundgedau- ert. Danach haben sie angefangen zu fressen. Wo das Getreide noch auf dem Feld gewesen, da sind sie draufgesessen und haben das Getreide in einer Stunde so Zuge- richtet, daß man keine Ähre mehr hat aufstehen gesehen, als hätte es der Hagel niedergeschlagen. Auch das Gras wurde hinwegge- fressen. Man berichtete, daß die Heu- schrecken aus dem Ungarnland heraufgeflogen sind. Da hat man deretwegen zur Abwendung sol- cher Übel am 29. August mit dem höchsten Gut der Prozes- sion gehalten und die vier Evan- geli gelesen. Hierauf ist alles wiederum still geworden. Dann habe ich (Hanns Brugger) in einer alten Chronik gelesen, daß in dem Jahr 1438 auch Heuschrecken herauf und durchgeflogen sind. Der Wein ist dieses Jahr 1695 gar sauer gewaxen. Zu Anfang des Jahres 1696 ist nicht viel schreibwürdiges vor- gekommen. Seltsam war es je- doch, daß es so wenig Schnee gehabt hat. Der Schnee ist um den St. Sebastiantag(20. Jänner) nur bis zu einem halben Fuß gegangen. Item zu St. Matheis- tag (24. Februar) ist es schon aper geworden. Der Adam Schmiderer (Auf der Birg) sagte, er sei über aperer Wiesen bis nach Litzifelden ge- gangen. Dieses 1696 hat es einen so wunderlichen Winter gege- ben, daß sich kein Mann an einen solchen erinnern konnte. Der Schnee ist niemals tiefer gewe- sen wie einen halben Schuh. Es ist auch sehr früh aper geworden, daß man am St. Gertraudentag (17. März) hat mögen anfangen zu pauen (ackern). Den 14. Mai 1696 zu Abend hat im Pillersee der Blitz in den Pfarrhof eingeschlagen, ist aber kein Mensch verletzt worden. Es hieß, daß es eine "Wasserkugel" gewesen ist. Am 21. Mai ist all- hie ein Erdbeben gangen und am Nachmittag, um 1/2 1 Uhr, ist ein Wetter aufgegangen und hat der Blitz zu St. Johann in den Pfarr- hof eingeschlagen. Soll auch eine "Wasserkugel" gewesen sein. (Ende der Aufzeichnungen von Hanns Brugger). Wir setzen fort mit dem "Kitz- büheler Wetterpiechl" von 1756: Am 29. Juni 1759 Regenwet- ter und hernach acht Tage Regen und je länger, desto stärker. Am 6. Juli sind die Wasser derart groß gegangen, daß seit Men- schengedenken die Achen nicht so groß gegangen sind und große Schaden verursachten. Fast alle Achenbrücken wur- den hinweggenommen und zer- rissen, auch viele "Arch" und Wehre zerrissen. Dann ist die Ache am Höglrain ausgebrochen und quer zum Schmidtererhaus- Badstubengartl hin. Auch die Mauern am Hauseck wurden angerissen und das Bruggenhäusl ist Mitten im Wasser gestanden. Und am Kapser Einfang ist das Wasser bis zum Rain hierzuge- gangen. Und von dorten, allwo es ausgebrochen, hat es bis Kaps sehr viel Holz ausgeworfen. Dann viel Wasser von Kaps bis zur Landerer Einfang neben der Achen. Dem Andrä Kayserer, Müliner zu Grub, hat es großen Schaden getan. Die Baugründe (Acker- gründe) überschwemmt, viel "Archen" zerrissen. Auf dem Oberndorfer Feld ist auch die Ache ausgebrochen, querhin zur Straße und im Dorf viel Wasser; mit einem Wort: es hat dort und da sehr großen Scha- den getan. Auch im Berglehen viele "Plaikhen" = Erdrutsche ausgefahren. Die meiste Ursache dieses Gewässers mochte sein, weil es zwei Tage zuvor auf den Bergen geschneit, auch viel alten Schnee gehabt und die Nacht bevor und am Tage, da das Wasser groß gegangen, alten und neuen Schnee hinweggeregnet und deshalb das Wasser so stark geworden. Am 12. April 1760 sind die Bäche, nach starkem Regen, so groß gegangen, daß es wiederum viele Wehre und "Archen" hin- weggerissen hat, daß es seit Menschengedenken um diese Jahreszeit nicht so geregnet. Auch viele Erdrutsche sind aus- gegangen und haben Schäden getan. April 1760 ist ein Wetter aufgegangen, es hat ge- donnert und geblitzt, daß es zu Kitzbichl, Griesenau und Aschl- berg alles weiß gewesen ist. Am 19. Mai sind die Neuhütt- ner auf die Alm gefahren, am 21. Saukaser, Lachthaler und Schli- nacher. Am 23. Mai sind die Schlina- cher wieder "heimgefahren". Am 28. Mai die Lempperpichler und Schlinach, am 30. Mai Tratalber, am 2. Juni Kagringer und am 9. Juni die Griesalber. Juni 1761 ist in Joch- berg ein starkes Wetter aufge- gangen und hat sich zerteilt, etli- ches dem Horn zu und das andere dem Steinberg zu und hat zu Saukaser, Steinberg und am Kagrin-Horn stark gehagelt. Der Saukaser Bach hat den "Mayr- mill' - Moarmühl-Wehr, den Schmelzhütten-Wehr und drei Brocken so über den Bach ge- worfen, alles zerrissen und hin- weggetragen. Auch der Hofer-Bach zu Her- außerhof ist ausbrochen, durch die Au herab zum Haus, alida vor dem Haus viel Sand und Steine gelassen, durch den Einfang hinab in die Ache und hat die Ache geschwind versetzt, daß die Ache ausgebrochen in den Prach- hoferEinfang. Der Ehrenbach hat sich bei der Ehrenbachbrücke gestaut. Der Bach ist übergegangen, teils gegen Högirain und das meiste Wasser durch die Hadergasse (Ehrenbachgasse). Inder Hader- gasse wurden fast alle Häuser versandet. Anzeiger-Telefon: 05356/2576
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