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Neue Raumordnung ängstigt die Zweitwohnungsbesitzer KITZBÜHEL. Angesagt war eine Premiere: Zum ersten Mal fanden in Tirol Tourismusverbands-Funktionäre den Mut, eine Diskussion mit Zweitwohnbesitzern zu führen. Es ging dabei um die Erhöhung der Kurtaxe auf 20 Schilling, die von wohungsbe- sitzenden Feriengästen zu berappen ist und naturgemäß auf wenig Gegenliebe stößt. Aber die Diskussion nahm für die Kitz- büheler Tourismusleute einen überraschenden Verlauf. Die erhöhte Tourismusabgabe war Nebensache, im Mittelpunkt stand die neue Raumordnung. Die Kitzbüheier Tourismus- Vorsiandsmitgiieder diskutierten in der Tenne mit Zweitwohnungsbesitzfrn Foto: Kuen Dieser Lkw kam auf der B 161 in Richtung Kitzbü hei von der Fahr- bahn ab und krachte unterhalb der Böschung in die Wiese Foto: Kuen SEITE 4 LOKAL-ANZEIGER SAMSTAG, 9. OKTOBER 1993 140 Zweitwohnungsbesitzer waren der Einladung des Kitzbü- heler Tourismusverbandes ge- folgt, über die Erhöhung der Tcurismusabgabe zu debattieren. Aber von Beginn an stellte sich heraus, daß die Gäs:e von der Erhöhung der Kurtaxe nicht all- zjsehr berührt waren. Vielmehr Lag den Zweitwohnsitzlern das neue Raumordnungsgesetz Irn Magen. `Ich bin für die Möglichkeit der Aussprache und Information dankbar", so einer der Gäste zu Beginn der Veranstaltung. Und schon legte dieser mit Fragen, wie: "Kann mir meine Wohnung nach Inkrafttreten des Gesetzes unter gewissen Umständen strei- tig gemacht werden', oder "an wen können wir unsere Wch- nung in Zukunft weiterverkau- fen", los. Die Tourismusleute unter dem Vorsitz von Sigurd Bartenstein, Walter Tappeiner md Ernst Hinterseer, hatten darauf keine Antworten parat. Sie hatten sich amf den Schimpf der Zweitwc•h- nungsbesitzer bezüglich der Abgabenerhöhung vorbereitet. Den Fragen über Auswirkungen der Raumordnung standen sie eher hilflos gegenüber. Selbst Kitzbühels Bürgermeister Fried- heim Capellari, der zwar die Pflicht zur Registration aller Zweitwohnsitze erläuterte und diesbezügliche Proteste ge- schickt abbiegen konnte, mußte bei detaillierten Raumorcnungs- fragen passen. Allgemeiner Ap?laus hingegen wurde jenen unter den Gästen zuteil, die das Podium betraten und das neue Raumordnungsge- setz als eine dem Kommunismus entlehnte Maßnahme bezeichne- ten und mit Vehemenz in den Raum stellten, daß dieses Gesetz "einer Enteignung gleich- kommt". Die Diskussion endete mit der Bemühung der Tourismusleute, den Zweitwohnungsbe sitzern klar zu machen, daß sie in Kitz- bühel längst schon herzliche Aufnahme gefunden hätten, woran sich auch in Zukunft nichts ändern würde. Tappeiner appel- lierte an die Gäste, nicht Kitzbü- hel die Gesetzeslage anzulasten, da die Gesetzgebung Sache des Landes sei. 'Bedenken Sie bit- te", so Tappeiner, 'daß w:rinter- essensgemäß alle in einem Boot sitzen." Und mit dem Versprechen Bartensteins, alle Zweitwoh- nungsbesitzer über das neue Raumordnungsgesetz so schnell und so umfangreich wie nur möglich zu informieren, wurden diese dem Gratis-Dinner über- lassen. (wiku) Sinnlose Zerstörung erweckt Ratlosigkeit Sinnloser Zerstörung stehen Menschen mit normalem Emp- finden ratlos gegenüber. Dies be- weisen die Aussagen vieler Kitz- büheler, die von der Josef Pirchl Straße auf das beschädigte Jubi- läumsgartl hinunterschauen. Woche für Woche instand ge- setzt, wird es kurz darauf von Vandalen wieder verwüstet. Aber die Vandalen und Row- dys haben weitere Opfer, zum Beispiel den kleinen Hausgarten von Willi Opperer im Gries. Kin- dern bereitet der Anblick der Rit- terburg und der musizierenden Zwerge große Freude. Anschei- nend Grund genug für gewisse Menschen, der Zerstörungswut und Diebeslust freien Lauf zu lassen. Die Zwerge werden ge- stohlen, desgleichen Details der Burg, wie beispielsweise die Tiroler Fahne aus Metall. So verliert Opperer langsam die Lust, einen Blickfang für die an seinem Grundstück vorüber- ziehenden Menschen zu gestal- ten. Schade, denn es ist kaum an- zunehmen, das die "Detschn" der Zerstörungswut gewisser armse- liger Kreaturen Einhalt gebieten kann. Versteigerung brachte wenig Spenden ein In St. Johann wurden vergan- genen Freitag Bilder und Objek- te zugunsten eines Drittweltob- jektes in El Salvador versteigert. Es waren akzeptable Werke dabei. Dipl. Ing. Armin Rainer schwang frisch-freudig den Auk- tionshammer und auch an die 60 Gäste waren anwesend - aber der Verkauf hielt sich sehr in Gren- zen. Die Anwesenden rekrutier- ten sich nämlich beinahe aus- schließlich aus Spendern und den jungen, äußerst aktiven Mitglie- der der "Aktion 3. Welt - St. Johann. Vielleicht war der Zeitpunkt für die Versteigerung nicht gera- de günstig gewählt. Andererseits muß betont werden, daß für eine solche Aktion wohl kaum jemals ein geeigneter Zeitpunkt gefun- den werden kann. Irgendetwas ist immer los, das als Ausrede für das Nichterscheinen herhalten kann. Es ist schon klar, daß "Bisch" keine Spendensumme ersetzen können. Aber sie sollen den jun- gen Menschen, die sich derart unermüdlich für andere einset- zen, als Beweis dienen, daß ihre Leistung Anerkennung findet.
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