Kitzbüheler Anzeiger

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SEITE 14 LOKAL-ANZEIGER SAMSTAG,_23. OKTOBER Wohin gehen wir? Diese Frage stellen Menschen angesi:hts ra- santer und oft dramatischer Ent- wicklungen in Politik und Wirt- schaft, sowie in sozialen und ökologischen Krisensituationen. Die Kirche und unser Glaube sind von Unsicherheit und Erschütte- rungen nicht ausgenommen. Wir stehen in einer Zeit des Über- gangs. Der Mensch, der an die Existenz eines Gottes glaubt, welcher die Geschicke dieser Welt letztlich in Händen hält, - bei allem unbegreiflichen Spiel- raum, den er uns Menschen ein- räumt - steht in einer besonderen Spannung. Er glaubt an eine unverrückbare Ordnung, ver- sucht von dieser her und auf die- se hin zu leben, muß aber gleich- zeitig zu Kenntnis nehmen, daß es auch im Bereich des Glaubens Entwicklungen gibt und oft viel Dunkelheit und ungelöste Fra- zurückzieht in einen Bereich, vor allem was seine Gefühlswelt betrifft, der einer früheren Ent- wicklungsstufe anghört. In Pha- sen des Ubergangs, in denen er Ausschau hält nach neuen We- gen, klammert er sich gleichzei- tig an das Alte, Vertraute, das er hinter sich lassen soll. Nicht, daß das alles nichts wert gewesen wäre - nein, aber es hat kein Herrschaftsrecht mehr über den, der Grenzen überschreiten, zur nächstgrößeren Selbständigkeit aufbrechen soll. Was wir im Bereich des Glaubens vermittelt bekommen, das müssen wir stän- dig in Beziehung setzen zu den Entwicklungen in allen Berei- chen unseres Menschseins, das muß sich wandeln lassen. Die Wandlung ist nicht nur das zen- trale Geheimnis jeder hl. Messe, sie ist auch das Geheimnis unse- res Menschseins überhaupt. 'Als In den Übergängen Ausgezeichnete Stimmung herrschte beim "Italienischen Festabend" 26 Schüler und drei Lehrer aus Potenza in Süditalien waren vom 4. - 13. Oktober Gäste der Aus- tauschpartner an der Bundeshan- delsakademie und Bundeshan- delsschule Kitzbühel. Auf dem Programm standen Exkursionen nach Innsbruck und Salzburg, Besichtigungen der Schifabrik Kneissl in Kufstein und des Schloßhotels Lebenberg in Kitzbühel sowie die Teilnah- me am Unterricht in der Schule. Den Höhepunkt bildete ein "Italienisch--r Festabend" in der Schule, wofür die Schülerinnen und Schüler italienische und österreichische Speisen zuberei- teten. Mit ihren Liedern und der musikalischen Umrahmung sorg- ten die Jugendlichen für eine ausgezeichnete Stimmung. Zurück bleiben verbesserte Sprachkenntnisse auf beiden Seiten, viele neue Freunds--haf- ten und die Vorfreude auf unse- ren nächsten Besuch in Potenza. 4. Jahrgang A Entscheidungen mit gesundem Menschenverstand. gen. Der Mensch ist ein Lernen- der und Reifender. Sein Wachs- tum ist kein gleichmäßiges, son- dern es verläuft oft in Schüben. Trotzphase und Pubertät sind notwendig, um im Suchen und Fragen und im Widerstand ge- gen Vorgegebenes sich loszulö- sen und zur Eigenständigkeit zu wachsen. Zeiten innerer Harmo- nie werden abgelöst von Krisen- zeiten. Sollten solche Verläufe nicht auch Sinn haben im Be- reich des Glaubens - und zwar nicht nur in der Entwicklung der Einzelpersönlichkeit, sondern auch für die einer Gemeinschaft wie sie die Kirche darstellt? Der Mensch trägt aber auch die Nei- gung zum Beharren in sich. Wir verlassen nur ungern das Ge- wohnte, in dem wir uns häuslich eingerichtet haben - und verbau- en uns damit die eigene Entwick- lung. Krisen scheinen mitunter notwendig zu sein, um uns aus der Erstarrung herauszulösen. Dieses Sich-lösen hat immer et- was von Abschiednehmen, von einem kleinen Sterben an sich. Es stirbt jedoch nicht; ohne Widerstand und Schmerz. Aus der Tiefenpsychologie wissen wir um den Vorgang der Regression. Diese besagt, daß der Mensch in Zeiten großer Belastungen sich das Volk Israel wegzog aus der Knechtschaft Ägyptens, da hat es Unsicherheit und Not in Kauf genommen, es hat den Weg durch die Wüste gewagt. Da hat es auch Murren und Widerstand gege- ben, und zeitweise wären ihm die Fleischtöpfe seiner Sklavenhal- ter lieber gewesen als die Frei- heit. Aber gerade "die Wüste" und "der Hunger" sind der Preis der Freiheit. So kommt es immer wieder dazu, daß Menschen sich nach Freiheit sehnen und gleich- zeitig Angst vor ihr haben, weil sie nur zu erreichen ist um den Preis eigenverantworteter Ent- scheidung. Daher der Fundamen- talismus auf allen Gebieten, der Politik ebenso, wie des Glaubens. Immer wieder ziehen es Men- schen vor, sich und andere in ein Korsett von Verordnungen zu zwängen, anstatt sich das auf- rechte Hineingehen in die "Frei- heit der Kinder Gottes" zuzu- trauen. Gott aber traut es uns zu! Unsere Zeit, mit der Sattheit unserer Wohlstandsgesellschaft und ihrer unheimlichen Tendenz zur Gleichschaltung der Herzen und Hirne, braucht Menschen, die den Weg durch die Zone des Übergangs wagen. Der "mündi- ge Christ" sollte kein Schlagwort bleiben. [ROLER VORWAHL SONNTAG 21. NOVEMBER VANSAGER Ittererwirt
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