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Ansicht der Pftirrkirche und des Dechanthofes mitfließenden Trogbrunnen am Hauptp/atz und im Hof hinter dem (1.) Priesterhaus-Kooperatorenstöckl, um 1750. Foto: Privatbesitz H. F. Schodl Mit4biUJ eier eiutatbiäuer Heimatkundliche Beilage des "Anzeiger" mit Beiträgen über Volkstum, Geschichte, Volksleben, Kultur und Natur Schriftleitung Hans Wirtenberger Nr. 12 Dezember 1993 3. Jahrgang Der berühmte Herr des berühmten Schmecks Von Hans Wirtenberger Der treue Seeleubirte von St. lobann Dechant mathias Wshofer5 Ein Gcdcnb(an 7 €;ihiiYunnsIninr dcs ((ii, hnInDcnkmals Ecintidi nnii Worndic. Si. 3ohann 1. C. 905. Util.S 5,, W,,hol,,D,km,lk,mfl,(5, Ii „i, is 15555555. Vor 200 Jahren starb in St. Johann der Pudel Schmecks, betrauert mit wehmütigen, kla- genden Gedichten oder Musik- stücken und vermutlich nach der Sitte der Gesellschaft mit einem Grabmal mit Inschrift gewürdigt. Der berühmte Hund gehörte ei- nem bedeutenden "Herrl", näm- lich dem Dekan Matthias Wiß- hofer, der ab 1783 Subregens am Riester'schen Priesterhaus war und am 22. Dezember des glei- chen Jahres von Fürstbischof Ferdinand Christoph von Zeil zum Pfarrvikar und Dekan von St. Johann ernannt wurde. Die Installierung fand am 31. Mai 1784 statt. Der Dekan blieb in einer sehr wechselvollen Zeit bis zu seinem Tod am 13. September 1819 in diesem Amt. Während der Einsatz des De- kans im Kriegsjahr 1809 allge- mein bekannt ist - er wurde als Retter von St. Johann, aber auch Kitzbühel und Jochberg gerühmt, weil er die Orte vor der Vernich- tung bewahrte - und 1908 zur Errichtung eines Denkmals führ- te, das 1923 dem Kriegerdenk- mal weichen mußte und den Platz zwischen Pfarrkirche und Deka- natshof erhielt, ist über das frühe Wirken Wißhofers wenig be- kannt. Anläßlich der Enthüllungsfei- er des Denkmals verfaßte der Innsbrucker Schriftsteller Hein- rich von Wörndle ein Gedenk- blatt 'Der treue Seelenhirte von St. Johann Dechant Mathias Wishofer" (Verlag des Denkmal- komitees, Druck der Vereins- buchdruckerei in Innsbruck). Dort wird im patriotischen Über- schwang kurz vor der Jahrhun- dertfeier der Freiheitskämpfe von 1809 zuerst der "Retter in der Not" geschildert. In einem zwei- ten Teil befaßt sich v. Wörndle mit dem Leben des Dekans, der mit "Wißhofer" unterschrieben hat. Die Schreibung hat aber gewechselt und der Familienna- me wird heute "Wieshofer" ge- schrieben. Matthias Wißhofer war ein Sohn des Kupferschmieds Matt- hias Wißhofer und der Maria geb. Gogi zu Gages in Kössen. Nach den Angaben v. Wörndles trat er mit 20 Jahren bei den Jesuiten ein, doch bereits im folgenden Jahr 1773 wurde die Kongrega- tion aufgehoben. Im Ordensstift Herrenchiemsee und in Freiburg eignete sich Wißhofer neben der lateinischen und griechischen Sprache noch fünf lebende Fremdsprachen an. Sein Lie- blingsstudium war Mathematik, er betrieb auch mechanische Studien, erfand einen "Rauch- und Windleiter auf die Kamine" und verwirklichte den ersten Blitzableiter im Bistum auf der Salvenkapelle (Pfarre Brixen i. Th.), die wiederholt von Blitz- schlägen getroffen worden war. Über die Elektrizität gab er als junger Kleriker ein Werk heraus, das unter dem Titel "Entwurf einer elektrischen Flinte", mit Kupferstichen ausgestattet, im Jahr 1780 in Salzburg in Druck erschien. Wißhofer erklärte den Mechanismus als seine Erfin- dung. Mit 25 Jahren wurde Wißhofer zum Priester geweiht. Er war schon durch seine physikalischen Studien sowie durch das Studium beider Rechte aufgefallen. Sein Bischof sandte ihm 1781 als Koadjutor nach Hopfgarten im Brixental. Bereits im folgenden Jahr wurde er k. k. und fürstlich chiemseeischer Schulvisitator für die Gerichte Rattenberg, Kufstein und Kitzbühel und später Gene- ralvisitator der Volksschulen. Ein umfassend gebildeter Mann wie Wißhofer konnte in dem in Auf- bau befindlichen staatlichen Schulwesen Großes leisten. An sich hätte dieses Amt einen ganzen Mann erfordert. Mit kaum 32 Jahren wurde Subregens und Generalvisitator Wißhofer Dekan in St. Johann. Er trat sein Amt unter schwierigsten Umständen an. Der Theologieprofessor Dr. Georg Mösinger (+ 1878 in Kirchbichl) hat eine umfassende Ubersicht über Wißhofers Leben und Streben hinterlassen, in der er über diese Zeit schrieb: "Die k. k. Regierung fuhr noch immer fort in alter Weise die Kirche zu reformieren und ihr Gesetze zu geben, und je mehr die Gesetze sich häuften und ihre Durchfüh- rung eingeschärft wurde, desto unzufriedener wurde das Volk, desto mißlicher die Lage der Geistlichen zwischen zwei Feu-
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