Kitzbüheler Anzeiger

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SAMSTAG, 6. FEBRUAR 1993 LOKAL-ANZEIGER SEITE 11 Sportjournalist Carl 1. Luther ein großer Freund Kitzbühels und Erfinder des Stemmchristiania vulgo Lutherschwung Eine Serie von Martin Wirgötter Herold-Postkarte, Poststempel Innsbruck, 31. März 1908. - Text: Herrn Egid Moser, Wien, ... viele herzliche Grüße sendet Dir Dein Freund Josef Krassnigg. Ich war am 16. Februar !908 in Kitzbühel. Bin auch auf dieser Photoaufnahme mit aufgenommen. Einige Personen sind bekannt. Im Vordergrund mit langem Stock Josef Stanger, dahinter links mit Hut Josef Krassnigg, von diesem rechtsfreistehend Toni Herold und Hollaus. Am Sprunghügel "Der Meisterspringer aus Bayern" Carl Luther. In der Festschrift "Skischule Kitzbühel", herausgegeben vom Kitzbüheler Anzeiger 1954, schrieb Carl Luther u. a.: 'Das erstemal in Kitzbühel weilte ich am 5., 6. und 7. Jänner 1907, und zwar "dienstlich" als Berichter- statter für die ersten Österreichi- schen Skimeisterschaften, die damals noch international aus- getragen wurden. Diese hatten mich als Reporter angezogen. Keineswegs aber dachte ich an eine aktive Teilnahme. Doch Franz Reisch stand schon am frühen Morgen in seiner ganzen Größe am Bett und zerrte mich geradezu mit Brachialgewalt auf die Hinterbräuau. "Sie sind Schweizer" (Mitglied vom SC Luzern), erklärte er, "wir brau- chen weitere internationale Be- setzung und zum Juniorspringen den dritten Mann". Gegen Reischs Willen wardamals "kein Kraut gewachsen'. Nach einer Stunde schon stani ich mit Fritz Miller, (dem späteren Präsiden- ten der Tiroler Handelskammer) und Otto Rasim (der 1913 den Tiroler Skiverband gründete), am Bakken und "sprang" mich mit 12 Metern vom Junior zum Se- nior empor". Luther war damals 24 Jahre alt; da er jedoch keine Renner- fahrung hatte, stand er nach den damaligen Statuten in den Rei- hen der Junioren. Als "Senior" sprang er dann auch noch beim großen Springen mit, bei wel- chem der Freiburger Bruno Bieh- 1er mit 19 Metern siegte. Von diesen Tagen an war Carl I. Luther vulgo "CIL" für längere Zeit mit Kitzbühel "verheiratet". Jeden Winter, ja fast jedes Wo- chenende, war er in Kitzbühel. Er "sprang" auch 1908 die von Franz Reisch vergrößerte Schatt- bergschanze ein und hielt bei den ersten britischen Skimeister- schaften in Kitzbühel auf dieser vergrößerten Schattbergschanze am 17. Februar 1908 mit 23,5 Metern in Anwesenheit der be- sten mitteleuropäischen Springer den Schanzenrekord. Luther wirkte in diesem Jahr auch als "Apostel" des ersten Städtekam- pfes München-Innsbruck in Kitz- bühel, das als das interessanteste Springertreffen der Frühzeit des Skisports eingegangen ist. "Ihr Jungen von heute könnt euch die Skibegeisterung und Kameradschaft der Jungzeit des Carl I. Luthers letztes Bild, auf- genommen am 8. November 1967 als "85er" Skisports nicht vorstellen. Ein geradezu heliger Eifer verband uns. Mit Franz Reisch saß ich manchen Abend, um seinen er- sten Skiführer von Kitz (1908) in die Wege zu leiten, dessen Druck ich dann in München zu überwa- chen hatte. Mit Oberleutnant Georg Bilgei. dem damals noch dienstlich die "Lanze" (der Ein- stock) verordnet war, debattier- ten wir draußen im Schnee und drinnen im Caf über Skilehrwe- sen und Skiechnik. Aus vielen meist flüchtig hingekritzelten Skizzen entstand nach und nach ein Zettelmanuskript". Kitzbühel ist also auch als Geburtsstätte des 1909 von Gecrg Bilgeri heraus- gegebenen Skilehrbuches "Der alpine Skilauf" zu bezeichnen. Von Kitzbühel aus, mit Carl Luther und Georg Bilgeri an der Spitze, wurce damals der alpine Skilauf diesseits und jenseits der Grenzen bis in ferne Länder, z.B. in den Transilvanischen Karpa- then, verbretet. Dort wurde ge- lehrt, "was sie im Schnee von Kitzbühel selbst erlernt hatten!" Der Lutherschwung alias Stemmchristiania. Im Februar 1910 begrüßte mich einmal Franz Reisch mit den Worten: "Meine Buben mac±iten einen Luther- schwung". Der Lutherschwung wurde am 10. Jänner 1910 um 15 Uhr auf der Hinte:bräuleit von Luther selbst entdeckt. Hierüber sind Zeugen bzw. Belege vorhanden u. a. von Dr. Lothar Ebersberg d. A. Carl Luther hat diesen Schwung auf seinen Skikursen in Deutschland und Osterreich gelehrt uni ihn 1911 in seinem Buch "Der moderne Wintersport" genau und einwandfrei lehrhaft beschrieben und ihm aber den Namen Stemmchristiania gege- ben. Nie vordem 10. Jänner 1910 wurden diese Hilfe nachweisbar anderswo beobachtet. Von Ba- ron Bees (damals Stammgast in Kitzbühel) wird berichtet, er habe ihn als "Beesschwung" an den Arlberg gebracht. Die Schwei- zer nannten diese Hilfe später eine zeitlarg "Christiania auf dem untern Fuß", doch durchgesetzt hat sich der von Luther festge- legte Begriff "Stemmchristiania", auch in der guten englischen Skiliteratur. Carl 1. Luther wurde am 9. Novemberl 882 in Gießen, Ober- hessen, als Nachkomme von Martin Luther geboren und starb am 22. August 1968 in München. Im Jahre 1955 erschien die von ihm verfaßte Festschrift "50 Jahre Kitzbüheler Skiclub"
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