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1 Überparteiliche Plaiifirnu'n organisierten Mahnwachen gegen 'ii FI()- 'olks/'cl,'el,reil "Osterreich zuerst ' Foto: A'uen SAMSTAG, 6. FEBRUAR 1993 LOKAL-ANZEIGER SEITE 5 Immobilienwerbung für Ausländer l öste bei Wohnungssuchenden Protest aus KITZBÜHEL. Kitzbühels Wohnungssuchende sind em- pört: Während sie jahrelang auf ein Eigenheim warten, werden trotz des strengen Ti- roler Grundverkehrsgesetzes noch immer Immobilien an Ausländer verkauft. Diesen Eindruck vermittelt der Wer- betext einer Kitzbüheler Ser- vice-Broschüre. Von Wilhelm Kuen Wohnungssuchende, wie bei- spielsweise der Friseur Marco Macheiner, haben ihren Glauben an die Gesetzgebung und deren Vollstreckung verloren. Machei- ner stellt sich die Frage, wozu Gesetze denn taugen, "wenn sie Verstärkter Einsatz der Gendarmerie KIRCHBERG. Die jüngsten Vorkommnisse in Kirchberg - Randalierer zündeten Müllcon- tainer an, wie der Anzeiger be- richtete - zwingen die Gendar- men zu noch mehr Patrouillen- gängen mit Hunden. Eine Maß- nahme, die den Gendarmen des stark unterbesetzten Postens unverhältnismäßig große Ein- satzleistungen abverlangt. Bei dieser Gelegenheit wird wieder einmal augenscheinlich, daß der Kirchberger Gendarme- rieposten nicht mit der enormen Zunahme des Gästeaufkommens Schritt gehalten hat. "Unsere Beamten", so der stellvertreten- de Bezirksgendarmeriekomman- dant Rudolf Geiger, "sind mehr als nur bemüht, ihrer Aufgabe gerecht zu werden." Versuche, die Unterbesetzung des Gendarmeriepostens Kirch- berg bei den zuständigen Kom- mandostellen anzuprangern, wurden schon mehrere gestartet. Bürgermeister Herbert Noichl sprach gemeinsam mit Funktio- nären des Kirchberger Touris- musverbandes in Innsbruck und Wien vor. Aber bis dato ist noch kein Erfolg zu verzeichnen., es wurde seitens der Kommando- zentralen keine Personalaufstok- kung in Kirchberg vorgenom- men. Und so müssen eben die der- zeit 10 Mann des Postens bis auf Weiters zusätzlich doppelte Fußpatrouillen mit Hund zur Si- cherung der Ordnung im Dorf durchführen. (wiku) ohnehin übersprungen oder um- gangen werden?" Den Grund für diese Frage lieferte ihm der Werbetext einer Kitzbüheler Service-Broschüre vom Jänner, der hier ausschnitts- weise wiedergegeben wird: 'Da ist ein Experte am Werk, der auch mit dem strengen Grundver- kehrsgesetz vertraut ist. Von Zeit zu Zeit und unter gewissen Vor- aussetzungen, gelingt es Ferdi- nand "Haggi" Hagsteiner sogar noch, Ausländern zu Grundbe- sitz zu verhelfen. Ganz legal und ohne Tricks!" "Da fühlt man sich doch ge- narrt", empört sich Macheiner, "hunderte Kitzbüheler Familien suchen Wohnungen und trotz- dem wird noch immer Grundbe- KITZBÜHEL. Das Volksbe- gehren "Osterreich Zuerst" ist gelaufen. Von 38.984 wahlbe- rechtigten Einwohnern des Be- zirkes Kitzbühel haben 2358 das Volksbegehren unterstützt, also 6,05% der wählenden Bevölke- rung. Und wieder einmal scheint es zwei Sieger zu geben: FPÖ-Gran- den bekunden Zufriedenheit, das Volksbegehren ins Bundespar- lament gebracht zu haben. Und die breite Masse der Gegner freut sich, daß sich die Akzeptanz des Volksbegehrens entgegen an- derslautender Prognosen in Gren- zen gehalten hat. LA Dr. Horst Wendling aller- dings steht dem Ergebnis eher skeptisch gegenüber. Zwar ist er mit der Stimmenabgabe im Be- zirk einigermaßen zufrieden, sitz an Ausländer verschoben." Das Schlimmste dabei sei, so Macheiner weiter, daß mit der Hintergehung der Grundver- kehrsgesetze auch noch Werbung betrieben werde. Ein Vorwurf, den Hagsteiner nicht stehen lassen will. "Es kann ganz legal an Ausländer verkauft werden, wenn regionale wirt- schaftliche Interessen zu einer Sondergenehmigung führen, die beim Land zu erwirken ist." Außerdem gäbe es eine Nation, die der Österreichischen gleich- gestellt sei und deren Angehöri- ge ebenfalls Grundbesitz erwer- ben dürfen. "Und daher ist die Werbung in der Service-Bro- schüre vollkommen korrekt," so Hagsteiner. (wiku) "aber tirolweit gesehen besteht kein Anlaß zu großer Freude", stellt er selbstkritisch fest. Nicht zuletzt scheint die eher magere Bilanz des Volksbegeh- rens auf die Tätigkeit von Platt- formen und anderen Organisa- tionen rückführbar zu sein. Nie zuvor hatte eine politische Ak- tion im Bezirk Kitzbühel eine derart breitgefächerte Gegenbe- wegung herausgefordert. So fanden sich bei Aktionen, wie jener unverhofft gut besuch- ten Lichterkette unter dem Mot- to "Für mehr Menschlichkeit" in Kitzbühel, erstmals Personen ein, die nie zuvor an einer Demon- stration teilgenommen hatten. Personen, die aus verschiedenen politischen Lagern kamen und verschiedene Lebensanschauun- gen vertraten. Für Mitorganisa- Fini Sulzenbacher läßt "Grüne" allein KITZBUHEL. "Familien- Zwist" bei den Grünen: Die Ge- meinderätin Fini Sulzenbacher sieht sich laut eigenem Bekun- den nicht mehr in der Lage, mit der Stadträtin Bettina Schimet- schek und deren Anhängerschaft zusammenzuarbeiten. Aber ihr Mandat will sie dennoch nicht abgeben. Sie wird in Zukunft als "wilde Abgeordnete" dem Ge- meinderat Kitzbühels zur Verfü- gung stehen. "Ich will meine Kräfte der Gemeindearbeit und den Natur- schutzfragen widmen, anstatt mich mit parteiinternen Macht- kämpfen zu belasten", begründet Sulzenbacher ihren Austritt aus der Gemeindeliste "Die Grünen". Nur so könne sie für Kitzbühel weiterhin ihr Bestes geben. (wiku) toren, wie dem evangelischen Pfarrer von Kitzbühel, ein Be- weis mehr, "daß ein Großteil der Menschen im Bezirk Kitzbühel das christliche Gebot der Näch- stenliebe ernst nimmt und sich gegen eine Ausländerhatz zur Wehr setzt." Gravierende Vorfälle waren in der Woche des Volksbegehrens nicht zu verzeichnen. Zwar gab es in Kirchberg Streitereien bezüglich des Unterschriftenlo- kales, das dreimal gewechselt werden mußte und laut einem FPÖ-Funktionär mangelhaft be- schildert war. In Kitzbühel gab es einige Verwirrung um Unter- schriften, die laut Unterzeichner irrtümlich gegeben wurden und deshalb wieder gestrichen wer- den mußten.Und was die "Mahn- wachen" betraf, so wurden diese von den Passanten durchwegs freundlich behandelt, Provoka- tionen gab es wenige. Die Ergebnisse des Volksbe- gehrens: Die Gemeinde mit dem größten Prozentanteil an Befür- wortern hatte Jochberg. Von 1112 Wahlberechtigten unterzeichne- ten 111 ‚das sind 9,98%. Es folgt Kitzbühel mit 9,43%, Kirchdorf 8,70%, Oberndorf 8,41%, St. Jo- hann 8,29%, Aurach 6,91%, Kirchberg 6,61 %, Reith 6,54%, St. Jakob 5,6%, Going 4,93%, Itter 4,73%, Kössen 4,47%, Hopfgarten 3,57%, Brixen 3,50%, Waidring 3,40%, We- stendorf 2,97%, Fieberbrunn 2,78%, St. Ulrich 2,13%, Hoch- filzen 1% und Schwendt 0,90%. (wiku) Das Volksbegehren glitt am erhofften Erfolg vorbei
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