Kitzbüheler Anzeiger

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Der künftige Landeshauptmann Wende/in Weingartner SAMSTAG, 20. FEBRUAR 1993 WERBE-ANZEIGER SEITE 13 Starke Sprüche für ein starkes Land Tirol Der künftige Landeshauptmann Wendelin Weingartner im Gespräch mit dem Kitzbüheler Am offenen Parteitag der Tiroler Volkspartei in Kufstein hat Wendelin Weingartner die Grundsätze seiner Politik für Tirol erläutert. Er hat seine Vorstellungen von den wichtigsten zukünftigen Weichenstellungen für das Land klar auf den Tisch gelegt. Der Kitzbüheler Anzeiger sprach mit dem designierten Landeshauptmann über seine Vorstellungen von einer "starken Politik für ein starkes Tirol" und über seine persönliche Ziele. Kitzbüheler Anzeiger: "Herr Weingartner, Sie haben in den letzten Wochen immer wieder von der Notwendigkeit einer starken Politik in einem starken Land gesprochen. Was verste- hen Sie unter einer starken Poli- tik eigentlich konkret?" Weingartner: "Eine starke Po- litik ist eine selbstbewußte Poli- tik, eine selbstbewußte Politik für unser Land. Wir Tiroler sind nichts besseres, aber etwas be- sonderes. Und deshalb haben wir eine besondere Politik für unsere Menschen zu machen, die ihre ganz besonderen Anliegen im Auge hat." Kitzbüheler Anzeiger: "Unter- scheiden sich denn die Anliegen der Tiroler von denen anderer Osterreicher?" Weingartner: "Ja, das tun sie mit Sicherkeit. Wir Tiroler ha- ben ein Land zu verwalten, das eines der schönsten, aber auch eines der ökologisch empfind- lichsten in ganz Europa ist. Die Menschen in unserem Land spü- ren das. Die Grenzen des Wachs- tums, der ökologischen Belastun- gen werden schnell sichtbar. Und deshalb haben wir hier eine ge- stalterische Politik zu machen. Ein starkes Land hat Selbstbe- wußtsein, gerade deshalb aber auch Verpflichtungen. Es muß seine Stimme erheben, wenn es um die Sicherung der Lebens- qualität geht." Kitzbüheler Anzeiger: "Stich- wort "Stimme erheben". Sie sind der designierte Landeshaupt- mann. In wenigen Monaten tre- ten sie Ihr neues Amt an. Was sind die Schwerpunkte ihres ganz persönlichen Arbeitsprogram- mes?" Weingartner: "Ich nenne Ih- nen vier ganz wichtige Punkte: Erstens, wir dürfen keine Kom- promisse eingehen, wenn es um die Verkehrsbelastung geht, zweitens, kein Kompromisse beim Grund und Boden, drittens, keine Kompromisse, wenn es um unsere Bauern geht und viertens: Ich will die Besten für unser Land. Deshalb werde ich dort keine Abstriche machen, wo es um ein neues, stark persönlichkeitsorien- tiertes Wahlsystem geht." Kitzbüheler Anzeiger: "Der Reihe nach. Sie haben als erstes die Verkehrsbelastung Tirols angesprochen. Vor kurzem ha- ben sie in einer deutschen Zei- tung selbstbewußt angekündigt, daß sie maximal das Innere der Berge, aber keinesfalls den Lebensraum der Tiroler für Ver- kehrsadern zur Verfügung stel- len." Weingartner: "Das meine ich auch so und dabei bleibe ich. Für mich ist der Brennerbasis-Tun- nel das richtige Signal für die Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene. Eines muß dabei aber auch klar sein: Die dafür not- wendigen Zulaufstrecken dürfen nicht über der Erde verlaufen und wir sind schon gar nicht bereit, uns die Bahnstraße von außen vorschreiben zu lassen." Kitzbüheler Anzeiger: "Stich- wort Raumordnung. Diese Dis- kussion hat schon im vergange- nen Jahr für Aufregung gesorgt. Können Sie Ihre Position dazu präzisieren?" Weingartner: "Die Frage nach Grund und Boden ist eine der wichtigsten Zukunftsfragen Ti- rols überhaupt. Ein starkes Land braucht eine neue Raumordung, die die Voraussetzung schafft, daß Grund und Boden den hier lebenden und arbeitenden Men- schen dient. Nocheinmal: Wir dürfen keine Kompromisse ein- gehen, denn Tiroler Boden ist kein Spekulationsobjekt. Auch wenn es manchen nicht passen mag, wir Tiroler werden alles unternehmen, damit Tiroler Land auch in Zukunft in Tiroler Hand bleibt." Kitzbüheler Anzeiger: "Herr Weingartner, bevor Sie in die Politik eingestiegen sind, waren Sie Chef einer großen Tiroler Bank. Damit werden Sie in der Öffentlichkeit auch heute noch in Verbindung gebracht. Die wenigsten Tiroler kennen aber den Mensch Wendelin Weingart- ner, sondern sehen in Ihnen in erster Linie den Wirtschaftsfach- mann. Aus Ihrem unmittelbaren Umfeld haben wir erfahren, daß Sei ein begeisterter Skitourenge- her sind, stimmt das?" Weingartner: "Ja, das stimmt. Wann immer mir mein Beruf dazu Möglichkeit gibt, gehe ich in die Berge; im Sommer wan- dern, im Winter Skitouren. Ich will das aber nicht zur Schau stellen. Denn bei meinen Berg- touren bin ich am liebsten allein. So kann ich mich am besten ent- spannen, so finde ich am bester- Ruhe. " ester. Ruhe." Kitzbüheler Anzeiger: "Las- sen Sie uns nochmals zurück auf Ihren Wechsel in die Politik kommen. Man könnte provokant fragen, bei dem Image, das heute viele Politiker haben, warum tut sich ein erfolgreicher Wirt- schaftsfachmann das an, was hat Sie zu diesem Schritt motiviert?" Weingartner: "Es fällt mir schwer über mich selber zu urtei- len. Aber ich glaube, daß ich ein gestalterischer Mensch bin, war dafür ausschlaggebend. Jammern allein nützt nichts. Ich möchte zusammen mit allen engagierten Tirolern dieses Land gemeinsam gestalten, ein Verwalter bin ich sicherlich nicht. Ich will etwas anderes sein: Ich will der Anwalt für ein starkes, für ein sicheres Tirol sein." P.R.
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