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Die "schwebende Gräfin "Paula Lamberg am Sprunghügel in Kitzbü- hel (1887 - 1927) Friedtjof Nansen (1861 - 1930) durchquerte als erster Südgrönland auf Skiern. Nach seinem Buch "Lob des Ski 1890" hieß es auch für Franz Reisch: "Nansen ist an allem schuld!" SEITE 6 LOKAL-ANZEIGER SAMSTAG, 20. FEBRUAR 1993 Comtesse Paula Lamberg beste Skispringerin Europas Eine Serie von Martin Wörgötter Dem Jahrbuch des Winter- sports 1910/11, 1. Jahrgang, Gerlach & Wiedling-Verlag, Wien, entnehmen wir folgende Mitteilung: "Die beste Skisprin- gerin Europas ist Paula Gräfin Lamberg aus Kitzbühel. Bei den Skiwettkämpfen in Kitzbühel 1910 gelang es dieser leiden- schaftlichen Skiläuferin, zwei gestandene Sprünge von 24 und 23 Meter Weite in ausgezeichne- ter Haltung auszuführen. Sprün- ge von dieser Weite sind auch für einen Mann hervorragend, wie- viel schwerer ist es für eine Dame, mit ihrer die Bewegung hemmenden Kleidung derartige Leistungen zu erzielen" .Der Sportjournalist Carl 1. Luther schrieb in der Broschüre "50 Jahre Kitzbüheler Skiklub" u. a.: "Aufgefallen ist uns allen, daß der einheimische Skilauf damals (vor dem Ersten Weltkrieg) vor- herrschend Sache der Jugend war. Die Buben verlegten sich ganz aufs Springen. 1908 übernahmen die fünfzehnjährigen bereits selbst die Leitung ihrer Sprungläufe. Und mir ist, als ob die "schwebende Gräfin" (so rüh- mend genannt von der skadina- vischen Presse), die unter unse- rer Anleitung zu immer besserer Springerin heranwachsenden junge Comtessa Paula Lamberg, die die älteste der Jugendlichen um uns war". Am 13. März 1910 sprang Paula Lamberg in St. Anton am Arlberg, außer Konkurrenz, in guter Haltung 19,50, 20,50 und 21,50 Meter. Im Frühjahr vereh- lichte sie sich mit Franz Reichs- graf Schlick zu Bassano und Weißkirchen und bewohnte mit ihm Schloß Lebenberg. Noch im gleichen Jahr verunglückte Grä- fin Schlick beim Salzbergrennen des Bayrischen Automobilklubs tödlich. Franz Graf Schlick beteiligte sich bei diesem Rennen mit sei- nem Austro-Daimler-Rennwa- gen und hatte auf Grund der Trainingsergebnisse die besten Aussichten als Preisträger nach Hause zu kommen. Gräfin Schlick begleitete ihren Gatten fast ständig bei allen Fahrten. Auch beim Salzbergrenn 1927 saß sie im Rennwagen. Etwa 70 Meter nach dem Start war eine scharfe Kurve zu passieren und hier ereignete sich der tödliche Unfall. In dieser Kurve beugte sich die Gräfin, wohl um das Gleichgewicht zu korrigieren, weit aus dem türelosen Rennwa- gen, der gerade eine Wasserrrin- ne passierte. Durch die Erschüt- terung, die diese Unebenheit verursachte, wurde die Gräfin aus dem Wagen geschleudert und erlitt einen komplizierten Schä- delbruch, der nach wenigen Minuten ihren Tod herbeiführte. Gräfin Schlick-Lamberg war eine Freundin des Sports und somit auch in den Sportkreisen Kitzbü- hels eine bekannte und beliebte Erscheinung, die in der interna- tionalen Gesellschaft unserer Sommer- und Wintergäste eine führende Stellung einnahm. Die Beisetzung im Familien- grab gestaltete sich zu einer Nach etwas prähistorischem Rodeln und Eislaufen begann der Wintersport Kitzbühels, wie fast überall, durch die Wirkung von Fridtjof Nansens begeistertem Lob des Ski 1890. Auch in Kitzbühel packte Nansens Werberuf zuerst einen Angehörigen des gehobenen Bürgertums. Franz Reisch legte "den Nansen" nur aus der Hand, um sich schleunigst aus Norwe- gen ein Paar der merkwürdigen Hölzer kommen zu lassen. Um nach kurzem Üben an den Tal- hängen das zu tun, was typisch für die Bergsteiger seiner Zeit war, nämlich "irgendwie einfach darauf los zu fahren, und zwar gleich richtig auf die Berge". Die gewaltigen Trauerfeierlichkeit. Am Mittwoch, 7. September 1927 bewegte sich der Trauer- zug von der Katharinenkirche aus zum Friedhof. Der Sarg wurde von Mitgliedern des Wintersport- vereins getragen, dem zahlreiche Trauergäste folgten. Unter den vielen Blumenspenden bemerk- te man auch einen prachtvollen Kranz des Bayerischen Automo- bilklubs. Franz Graf Schlick sag- te Kitzbühel nach dem Verkauf der Schloß-Lebenberg-Liegen- schaften ade. Er starb am 8. De- zember 1963 in Salzburg im Alter von 82 Jahren. Bei der kirchli- chen Einsegnung war eine Ab- ordnung des Kitzbüheler Ski- klubs unter Präsident Kurt Bera- nek anwesend. Graf Schlick war bis zu seinem Tode Bezieher des Kitzbüheler Anzeigers; unsere Heimatzeitung war das letzte Bindeglied zwischen ihm und Kitzbühel. erste Skiabfahrt machte Reisch wie bereits berichtet, am 15. März 1893. Friedtjof Nansen, geboren 1861, gestorben 1930, war nor- wegischer Polarforscher, Pazifist und Staatsmann, unternahm von 1893 - 1896 eine Nordpolfahrt mit dem Schiff "Fram", war spä- ter Gesandter in London und Washington. Für seine carikative Tätigkeit von 1920 - 1922 in Rußland und in Armenien erhielt er den Frie- densnobelpreis. Auf seine Anre- gung hin wurde der sogenannte "Nansen-Paß" eingeführt, Aus- weispapiere für staatenlose Flüchtlinge, wie sie nach dem Ersten Weltkrieg von vielen Staa- ten ausgestellt wurden. Nansen ist an allem schuld
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