Kitzbüheler Anzeiger

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SEITE 4 LOKAL-ANZEIGER SAMSTAG, 6. MÄRZ 1993 Bürgermeister fordern Lkw-Nachtfahrverbot GOING. Mit Studien und Plänen läßt sich der Verkehrs- terror auf der B 312 nicht bekämpfen. Und da für bauli- che Maßnahmen kein Geld vorhanden ist, drängen die Bürgermeister der B 312-An- rainergemeinden auf die Wie- dereinführung des Nachtfahr- verbotes. So auch bei der letz- ten Zusammenkunft mit dem Tiroler Verkehrsausschuß, unter dem Vorsitz von LA Dr. Horst Wendung im Goinger Gasthof "Dorfwirt". Die Bürgermeister der B 312- Anrainergemeinden wollen nicht mehr länger auf die längst fälli- gen Maßnahmen zur Verkehrs- beruhigung warten. "Es muß schnell etwas geschehen, sonst Ignoranz gefährdet Menschenleben Es gibt die Siebenklugen und Neunmalgescheiten natürlich auch unter den Skifahrern. Sie schlagen Warnungen vor der Lawinengefahr in den Wind, ver- lassen die gesicherten Pisten und bringen damit sich selbst und an- dere in Lebensgefahr. Beweise hält die jüngste Vergangenheit zur Genüge bereit. Mag sein, daß besonders Ur- laubsgäste die lauernde Gefahr, von einer Lawine verschüttet zu werden, nicht erkennen oder daß junge Menschen, ihrem Taten- drang zufolge, die Gefahr igno- rieren. Unverständlich aber ist, daß auch einzelne Skilehrer, die eine Vorbildfunktion ausüben sollten, Gefahren ignorieren oder gar bestreiten. Gottseidank ist sich der Groß- teil der Skilehrer der Verantwor- tung gegenüber den Skischülern und anderen Skifahrern bewußt. Die schwarzen Schafen hinge- gen müssen mit einer "Detschn" zur Besinnung gebracht werden. verliert die 3evölkeung den Glauben an unsere Verkehrspo- Bergrettung als Helfer in größter Not Die Masse der Skifahrer, die derzeit dank der ausgezeichne- ten Schneelage beste Bedingun- gen aLf allen Pisten des Bezirkes Kitzb1Le1 voiiindet, gedenkt sei- tenjeier Menschen, die Tag und Nacht zu helfen bereit sind. Trotz- dem sind 'en.2 Helfer da und set- zen ohne viele Worte zu machen ihr Leben aufs Spiel, wenn es gilt, Menscheileben zu retten. Geirieint sand die Männer der Bergrettung. Ws sie zu leisten gewillt und auch imstande sind, habeii sie ir den vergangenen Tager bei Lawinenabgängen bewiesen. Ob bei Tag oder Nacht, ihre Hilfe ist illcn in Not Gerate- nen si eher. Unverständlich, daß diese Männer - so jüngst in Kitzbühel geschehen - itch einem Einsatz als "übereifrig" gescholten wur- den, wo sie Lob für schnelles Handeh verdient hätten. Zum Trost seien den Bergre:tungsleu- ten hiermit dutzende "Bisch" ver- liehen. litik", so der Sprecher des Bür- germeisterverbandes, der Wai- dringer BM Heinz Kienpointner. Das wichtigste Element der So- fortmaßnahmen sei laut BM Kienpointner die sofortige Wie- dereinführung des verstärkten Nachtfahrverbotes." Alle Anwesenden, darunter auch der Tiroler Verkehrsrefe- rent und Landeshauptmann Stv. Hans Tanzer, waren sich grund- legend darüber einig, daß der Pläne können faszinieren. Schon gar solche Pläne, die nicht nur als geistiges Gut der Planer im luftleeren Raum irrlichtern. Da sieht man dann auf Stößen von Papier Linien, Schraffierun- gen, Gepunktetes und Gestrichel- tes. In solchen Plänen - inzwischen gibt es derer einige - liegt auch die B 312 darnieder. Eine etwas andere B 312 wohlgemerkt, eine, die mit Tunnels, Schallschutz- bauten und dergleichen mehr auf- zuwarten hat. Eine akzeptable B 312, so sagen einhellig die faszinierten Betrachter aus der Reihe jener Politiker, denen die Sorge um das Wohlbefinden ihres Wahl- volkes ins Gesicht geschrieben steht. Aber - und da liegt der sagen- hafte Hund begraben - diese B 312 existiert eben nur auf dem Papier. Und mit jedem weiteren Plan, jeder weiteren Studie, Bevölkerung geholfen werden muß. Schließlich haben Zählun- gen ergeben, daß das Verkehrs- aufkommen nach wie vor steigt. Speziell nach der Aufhebung des Nachtfahrverbotes im März ver- gangenen Jahres wurden erheb- liche Steigerungsraten, besonders beim Lkw-Verkehr, registriert. Aber so einfach wird es mit der Wiedereinführung des Nacht- fahrverbotes nicht werden. Laut Expertenmeinung ist diese For- derung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zu halten. Es stehe zu befürchten, daß der Bundesge- richtshof eine diesbezügliche Landesentscheidung abermals zu Fall bringt. Aber der B 312-Bürgermeister- verband läßt sich davon nicht abschrecken. Dazu BM Kien- pointner: 'Bis dato wurden we- der Schailschutzbauten noch andere Baumaßnahmen ergrif- fen, die den Bürgern entlang der B 312 spürbare Entlastung ge- bracht hätten." So sei die Forde- rung gerechtfertigt, daß der zum Großteil schwer arbeitenden Be- völkerung zumindest während der Nacht über etwas Ruhe ge- gönnt wird. (wiku) wächst der Papierberg an und das zuvor Gedachte und sorgsam mit Bleistift und Tinte sichtbar Gemachte, wird mit einer neuen Papiervariante zugedeckt. Inzwischen sind viele der B 312-Anrainer dieses Spieles müde geworden. Sie wollen sich keine Pläne mehr andienen las- sen, die unmittelbar nach der Prä- sentation mit dem Vermerk "aus Geldmangel ad akta gelegt" auf Nimmerwiedersehen verschwin- den. Aber mit den Plänen ver- schwinden auch die Illusionen. Da scheint sich derzeit nur eine Möglichkeit zu eröffnen: Ins Salzburgische auszuwandern. In diesem Bundesland scheint man einen besseren Draht nach Wien zu haben, wie die eineinhalb Mil- liarden beweisen, die derzeit für die Verkehrsberuhigung von Lofer, Unken und Zell am See ausgegeben werden. Wilhelm Kuen ZUM ALLTAG NKEN Faszination der Planstudien
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