Kitzbüheler Anzeiger

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SEITE 8 LOKAL-ANZEIGER SAMSTAG, 6. MÄRZ 1993 Der Kitzbüheler Gemeinderat bekannte sich grundsätzlich zum Golfplatz Eichenheim KITZBÜHEL. Zu tumultartigen Szenen mit Zwischenrufen dem aus dem Publikum und Verwarnungen durch den Bürger- meister, aber auch zu Unstimmigkeiten und unverständlichen Entscheidungen im Gemeinderat selbst kam es bei der letzten Sit- zung des Kitzbüheler Gemeinderates unter Bürgermeister Fried- heim Capellari. Hauptgrund dafür war der Tagesordnungs- punkt "Golfplatz Eichenheim", der zusammen mit einigen ande- ren "heißen" Themen auch für eine ungewöhnliche Zuhörerku- lisse von rund 80 Personen sorgte. Von Engelbert Opperer Zu einer Verschlechterung des Klimas in der Gerneindestabe kam es schon zu Beginn der fast siebenstündigen Marathonsit- zung als zum Punkt "Einfahrver- bot Schwarz;eestraße" Straßen- referent GR Hermann Wind- brechtinger dem Bürgermeister schwere Vorwürfe wegen eines an ihn gerichteten Briefes in dieser Angelegenheit machte. In dem Schreiben zitierte Capellari eingangs einen Satz aus Wilhelm Teil. Den darin enthaltenen Aus- druck. "Sche:gen" und den her- gestellten Vergleich mit der Ver- kehrslösung in der Schwarzsee- stra3e empfand Wirdbrechtiger als Beleidigung seiner Gendar- meriebeamten. Als Postenkom- mancant verteidigte er seine Männer und wies daraufhin, daß die Gendarmerie zahlreiche Ein- sätze für die Stadtgemeinde macht, die eigentlich nicht in ihrem Aufgabenbereich stünden. Jr. der Sache selbst stellte GR Josef Reiter den Antrag auf kurz- fristige Erleichterungen für die Einfahrt in die Schwarzseestraße in Richtung Stadt während der Verbotszeit, und zwar in erster Linie für Hotelbusse, Taxis und Pferdefuhrwerke. Nach längerer Debatte, bei der darauf hinge- wiesen wurde, daß es sich hiebei um eine behördliche Maßnahme handelt, deren Aufhebung oder Einschränkung weitaus länger als bis zum 20. März d.J. dauern würde, wurde der Antrag mit 14:1 Stimmen bei vier Enthaltungen abgelehnt. Das meiste Interesse galt je- doch dem Tagesordnungspunkt "Antrag auf Umwidmung von Grundstücken im Bereich von insgesamt neun Liegenschaften für die Errichtung des Golfplat- zes Eichenheim von Freiland in Sonderfläche im Freiland '. Aus- schußobmann GR Georg Berger schlug vor, den Erstbeschluß nicht zu fassen, bevor die Situa- tion des Trinkwassers und der Spazierwege geklärt sei. Erwies dabei auf die rund 1800 Unter- schriften der Golfplatzgegner, aber auch auf die der 240 positiv eingestellten Betriebe hin. Eine grundsätzliche Entscheidung zu fällen, ohne die Kriterien zu kennen, sei unverantwDrtlich. GR Windbrechtinger bezeich- nete es als wirtschaftlich gerade- zu notwendig, daß eir. zweiter 18-Loch-Golfplatz gebaut wird. Noch dazu wo hier, zum Unter- schied vom Golfplatz Schwarz- see, keine öffentlichen Mittel gebraucht werden und der Be- treiber alle Lasten selbst trägt. Auch die Bezirkslandwirtschafts- kammer sei dafür und auch die betroffenen Bauern haben ihre Zustimmung gegeben. "Golf- sport und Natur können sich ver- tragen, wenn man mit der Natur plant" meinte Windbrechtinger abschließend und sprach sich für die Umwidmung aus. GR Dr. Wendling meinte, durch den Golfplatz würde ein Freiraum geschaffen, der nicht mehr verbaut werden kann und das Wasserschutzgebiet sei da- durch in keiner Weise gefährdet. Auch Vize-Bgm. Gerhard Rosa drängte auf eine grundsätzliche Entscheidung, da der 3etreiber ein Recht darauf hätte, zu wis- sen, woran er ist. Auch Stadtrat Klaus Lackner und GR Kurt Reiter bzeichneten den 'Golfplatz als eine wichtige Einrichtung zur Sicherung der Sommersaison. Frau Stadtrat Bettina Schimet- schek wies darauf hin, daß es in Kitzbühel bereits genug Golfplät- ze gibt und in der Nachbarschaft mehrere im Entstehen sind, so- daß dieser nicht mehr notwendig sei. Außerdem ziehe der Golf- platz in seiner Umgebung wieder neue Häuser an. Auch Frau GR Fini Sulzenbacher, die sich be- reits im vorausgegangenen Re- ferat über Naturschutz und Orts- bildpflege mit den bekannten Argumenten der "Grünen" aus- führlich gegen den Bau dieses neuen Golfplatzes ausgesprochen hatte, meldete sich erneut zu Wort und sprach sich entschieden dagegen aus. Bürgermeister Capellari schloß sich dem Vorschlag von GR Peter Hechenberger an, daß sich der Planungsausschuß noch einmal damit befassen soll und ein Ver- handlungsteam festlegt, um die rechtlichen Linien für einen Beschluß auszuarbeiten. Auch Capellari war der Meinung, daß man vorher den entgültigen Be- scheid über die Wasseruntersu- chungen abwarten sollte. Nachdem ein Antrag von Dr. Wendling auf Umwidmung von Freiland in Sonderfläche Golf auch mit zusätzlichen Auflagen mit großer Stimmenmehrheit abgelehnt wurde, einigte man sich auf einen grundsätzlichen Beschluß zum Bau dieses Golf- platzes mit 16 Ja- und 2 Nein- Stimmen bei einer Stimmenthal- tung. Dem Antrag auf Einset- zung eines aus vier Personen bestehenden Gremiums, welches innerhalb von vier Wochen alle Kriterien für einen Beschluß ausarbeiten soll, wurde mit nur einer Gegenstimme zugestimmt. Grünes Licht für Hotel Hirzingerhof Ein weiterer, interessanter Tagesordnungspunkt war der Zweitbeschluß für die Umwid- mung für den Hotelneubau " Hir- zingerhof '. Es waren inzwischen acht Stellungnahmen eingegan- gen mit folgenden Gegenargu- menten: Keine Absicherung für Hotelbetrieb und Finanzierung, Berührung privater Interessen, Begünstigung einzelner Perso- nen, Widersprüche zu Gesetzen und Verordnungen. Der Planun- gausschuß hatte sich bereits für den Zweitbeschluß ausgespro- chen und auch der Gemeinderat stimmte mit 16 Ja- und einer Nein-Stimme dafür.
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