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Lorenz Zessinger beim Seit-Handstand am Barren, Ort und Bi1da- tor ur1beka'rr.t Lorenz Zessinger beim Stabhochsprung 'irgendwo in Südtirol", Foto Largajolli, Bozen war daneben weiterhin Turnleh- rer. Zessinger vereinigte diese Ämter durch 15 Jahre. Er war Bezirks- und dann Gauturnwart. Lorenz Zessinger diente im Magistrat dem hochangesehenen Bürgermeister Julius von Pera- thoner, der insgesamt 27 Jahrein diesem Amt war. Nach Beginn der brutalen Italianisierungsbe- strebungen unter dem Faschis- mus wurde der Bürgermeister im Herbst 1922 für abgesetzt erklärt. Die deutschsprachige Verwal- tung der Stadt Bozen war zu Ende, auch Zessinger mußte den Platz, den er durch 15 Jahre inne- gehabt hatte, verlassen. Mit ihm ging die junge Gattin Leondine, geb. Trojan - die Heirat wurde Ende 1922 in Meran vollzogen - in eine unsichere Zukunft. Mit 43 Jahren war Lorenz Zessinger gezwungen, sich eine neue Exi- stenz aufzubauen. Das Ehepaar Zessinger kam nach Nordtirol, der in Turnerkreisen hochange- sehene Turner und Turnfunktio- när erhielt in Kitzbühel eine An- stellung als städtischer Turnleh- rer. Turnerisches Leben in neuen Bahnen Es gelang ihm in kurzer Zeit, das Vertrauen der Mitglieder zu erwerben und das turnerische Leben in der Stadt in neue Bah- nen zu lenken. Zessingers Wirken ist durch die Erinnerung alter Mitbürger und Berichte in der damaligen Bezirkszeitung dokumentiert. Die "Kitzbüheler Bezirks-Nach- richten' zogen die Bilanz eines Kinderkostümfestes, das Zessin- ger für die beiden Kinderabtei- lungen im Fasching 1924 veran- staltet hatte: "Es warja auch ein Massenbe- such und man muß sich wun- dern, wie Turnlehrer Zessinger die ganze Jugend in der Hand hatte. Was alles gezeigt wurde, verdient das größte Lob. Zu gediegen war der Kasperlreigen der sechs Kleinsten. Eine Zir- kusgruppe aus Amerika war angekommen und zeigte Hand- stand- und Uberscfflagskunst daß man staunen mußte. Die Mäd- chen tanzten schon alle Arten Volk- und rhythmischen Tänze in unermüdlicher Weise. Ein kleiner, aber echter Türke entbot seinen landsmännischen Gruß in hübschem Vortrag. Kinderkostümfest: Reingewinn zwei Millionen Kronen Das 3jährige Wunderkind am Klavier spielte zum Staunen al- ler. Rein zum Totlachen waren die dummen Auguststreiche. Der Dorfpolizist hatte Mühe, seine Arrestanten aus dem Karzer zu bringen, denn die daneben po- stierte Zuckeritante steckte den kleinen Insassen immer heimli- che Leckerbissen zu. Daß man in der Turnhalle auch Luftschiff fahren kann, hätten sich die Klei- nen schon gar nicht träumen las- sen und dort hatte der Pilot alle Hände voll zu tun. Die Frauen und Herren, welche den wirt- schaftlichen Teil über sich hat- ten, mußten bei dem Betriebe regsam sein und das waren sie, und al: gewiß auch ein anderes Jahr gerne wiedersieht, auf das der Verein, Turnlehrer Zessin- ger Lrld Frau ReLi Maier stolz sein dürfen. Am Schlusse dan- ken ir der Gesanitbevölkering, den Frauen Hofrat Witwar, Ber- grat Rcichelt, Wwe. Pe2od, Zes- singer, Nußbaumer und Leitner für die rege Mitarbeit." Ein Zusammeassurg des Wirkens des Turnlehrers stand schon gut zwei Jahre später :n der Bezirkszeitung. Am 16. Mai 1926 ist der Turnlehrer mit 45 Jahren verstorben. Dr. Schmidt- Wellenburg faßte im Nachruf zusarinen: Vorbildlich war nicht nur seine Erziehungsarieit Ln tir- nerischer, sondern auch in ge- sellsciaftlicher Hinsicht. Jner- meßlbh groß ist der Verlust, den unsere Jugend durch das H:n- scheiden unseres geliebten Lo- renz =-rleidet. - Nicht mir in der Schule tat Zessinger seine PflicFi auch darüber hinaus stellte er seine Kraft der Öffentlichkeit zur Verfügung. Wenn es ga.t, für die Erstkommunikanten zu ihren Bühnenspieen Reigen eiriule:- nen, :ipferte er auch hier seine freien Stunden. Wer erinnert sich da nicht der denn ein Reingewinn vor.. 2.00O.000 Kronen, wovon der Turnverein 1.000.000 für arme Schulkinder verwenden wird. forde:1 große Aufcferung. Zu- sammengefaßt war das Kincier- kostUmfest ein Ereignis, das Jung
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