Kitzbüheler Anzeiger

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Viele Kunden, aie jahrelang in diesem Geshift eingekauft haben, suchten ihren "Krumer" Manfred Hirnsberger am letzten Geschäftstag noch w4 um sich von ihiv zu verabschieden Nun sina HorstRas und sein Sohn Michaei de letzten "Krur-zer'der Marktgemeinde St. Johann Fcos: Kuen SAMSTAG, 9. APRIL 1994 LOKAL-ANZEIGER SEITE 5 Das "Krämersterben" schreitet zü 0 gig voran ST. JOHANN. Der Berufs- stand der Krämer ist endgültig vom Aussterben bedroht. Die Marktgemeinde St. Johann legt davon anschaulich Zeugnis ab. Und es sind auch hier die gros- sen Handelsketten, die den "Kleinen" das Wasser abgra- ben. Eine Erfahrung, die nun der "Krumer" Manfred Hirns- berger machen mußte. Vergan- genen Samstag vor Ostern hielt er die Pforten seines Lebens- mittelgeschäftes zum letzten Mal geöffnet. Von Wilhelm Kuen Von einer Vorfreude auf die Osterfeiertage ist im Lebensmit- telgeschäft des Manfred Hims- berger nichts zu spüren - es herrscht Karfreitagstrauer. Der Grund dafür: Nach zweijährigem Überlebenskampf muß der "Kru- mer" Himsberger aufgeben - er macht sein Geschäft dicht. "Ich muß aufhören, bevor es zu spät ist und wir in die roten Zahlen abgleiten", erklärt Himsberger. In seiner Stimme klingt Wehmut mit und ein feuchter Schimmer liegt in seinen Augen. Himsberger kann sich noch gut an den ersten Discountladen in St. Johann erinnern. "Damals", so Himsberger, "feierte man dies in der Gemeinde als gewaltigen Erfolg in Sachen Fortschritt." Und diese Entwicklung ist dann tatsächlich unaufhaltsam fortge- schritten, wie heute jedermann in St. Johann erkennen kann: Die Filialen der großen Handelsket- ten schossen nur so aus dem Boden, den kleinen Läden, die auch die wichtige Funktion von Kommunikationszentren inne- hatten, wurde das Wasser abge- graben. Verkehrsberuhigung brachte das Ende Aber nicht nur die Handelsket- ten haben Hirnsberger zugesetzt. Er ist auch ein Opfer der Ver- kehrsberuhigung auf der In- nsbrucker Straße geworden. Dazu Himsberger: "Mit der Er- öffnung des Knoten Süd habe ich viele Kunden verloren." Durch- reisende hatten bei ihm nämlich einen ausreichend großen Park- platz vorgefunden, sodaß auch Fernfahrer ihren Nahrungsbedarf bei Himsberger decken konnten. Damit ist nun endgültig Schluß. Weiters steht der Rückbau der Innsbrucker Straße bevor und FLrnsberger ist davon überzeugt, daß "da--in auch die einheimi- schen Kunden ausbleiben wer- den." Noch hat sich Himsberger nicht eingehend mit seiner Zukunft beschäftig: "Ich habe daür ein- fach noch nicht die Zeit gefun- den." Aber eines steht für ihn fest: "Ich gehe bestimmt nicht als Rliallei:er in einen jener Super- märkte, die mein Geschäft ka- puttgemacht haben." Nachdem "Aus" für Himsber- ger verbleibt der Marktgemein- de St. Johann nur mehr eine ein- zige "Krumerei": Jene der Fami- lie Rass. Horst Rass hat das Ge- schäft - einstmals einzger Lacen in St. Joann für Milch und Mol- kereiprodukte - von seinem Va- terübe'oumen und weiter aus- gebaut. Jetzt folgt ihm sein Schn Michael. der sich als 'Krumer" im beslert Sinne der 1anjährigen Tradition dieses Beruf;staides erweist Aurh bringt Mcnae1 eine gute Porion Zuversich: mit ins Spiel: 'Wir gewinnen Kunden durch individuelle Be:reung." Und da cas Geschäft in der Orts- mitte von St. Johann liegt, stehen die Chancen für die letzte "Km- merei der Gemeinde gar nicht so schlecht. Trotz.em kann selbst dieser positive Einzelfall, zusätzlich vom Optimismus des Michael Rass belebt, nicht darüber hin- wegtäuschen, daß - ohne eine Bewußtseinsändemng der Mehr- heit der (onsumenten - sich sogar landesweit gesehen nur mehr ganz wenige "Krumer" in das nächs:e Jahrhundert hinüberret- ten werden können. Aber Jamit stirbt nicht nur ein Bemfsstaii aus, sondern mit ihm auch ein weiterer Teil der örtli- chen Infrastruktur, die nicht nur der Nahversorgung, sondern auch der so wichtigen Kommunika- tion diente, Margit Sommer (mitte), pensio- nierte "Krumerin ", leistete den Hirn /ergers am letzten Ge- schäftstag ihren Beistand
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