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SEITE 8 LOKAL-ANZEIGER SAMSTAG, 9. APRIL 1994 Jan Boon, der Ehrenzeichenträger von Kitzbühel, wurde 85 Jahre alt Am 10. April vollendet der Ehrenzeichenträger von Kitzbü- hel, Jan Boon, sein 85. Lebens- jahr. Wir gratulieren! In Amsterdam 1909 als Sohn eines niederländischen Malers geboren, übersiedelte die Fami- lie auf Wunsch des Vaters nach Traunkirchen. Am Traunsee er- lebte er die Berge. Er sollte Kera- miker werden und der Vater verschaffte ihm eine Stelle in Bremen. Im Flachland spürte Jan Boon, daß er in einer Großstadt nicht Fuß fassen konnte und wollte. Die nächsten Entschei- dungen wurden durch den Wehr- dienst in der Heimat aufgescho- ben. Aber schon zwei Tage nach der Entlassung aus der Armee war Jan Boon in den Bergen in Kufstein, wo er sich bei Walter Bosse nochmals als Keramiker versuchte. Es waren die wirt- schaftlich schwierigen Zeiten der Dreißigerjahre. Boon wollte über den Ski- und Bergsport den Weg zum Film finden. Jan Boon wurde der niederlän- dische Pionier für die Berge und den Skisport und zog nach Kitz- bühel. Hier gründete er eine ei- gene Schule für holländische Skifahrer und führte 1935 eine nationale Skimeisterschaft durch. Boon hat nicht nur organisiert, sondern auch die Abfahrt von der Ehrenbachhöhe über die Fiek- kalm nach Klausen und den Sla- lom am Ganslern gewonnen. Boon wurde vierzehnmal nieder- ländischer Skimeister. Er trainier- te zehn Jahre lang den Nach- wuchskader der niederländischen Skinationalmannschaft und be- gründete die niederländischen Ju- gendmeisterschaften. Mit Anderl Heckmair durch- stieg er an einem Tag die Fleisch- bank-Südostwand und die Chri- Jan Boon staturm-Ostwand. In den West- alpen führte er auf viele Viertau- sender. Nach dem Weltkrieg konnte Boon nach Kitzbühel zurückkeh- ren. Glücklich darüber, wieder in Kitzbühel zu sein, begann Boon als Bauernknecht beim "Tiefen- brunner'. Er hatte schon vor dem Krieg in die Filmbranche hineinge- schaut und war als Regieassi- stent und als Kleindarstl1er tä- tig. Dabei hatte er das Handwerk- liche von Grund auf geiern:. Nun fand er Anschluß an namhafte Kultur- und Spielfilmgesell- schaften, doubelte für Rudolf Prack und andere Schauspieler, arbeitete aber auch beim Verto- nen mit. Boon erhielt eine Ausiahme- genehmigung zur Ausübung des Filmgewerbes. Er schuf über zehn abendfüllende Vortragsfil- me über Europa. Zwischendurch gestaltete er allein einige Kitzbü- hei-Filme, so "Wintermärchen", "Die Roten Teufel von Kitz" und "Melodie auf Ski". Dieser Film brachte ihm eine Silbermedaille bei einem Festival in Frankreich ein. Insgesamt wurden mehr als 115 Kopien gezogen, der Film lief in fünf Sprachen in allen Kontinenten, insbesondere in den USA, auch im Fernsehen. Die Vortragsfilme über Euro- pa, die auch in der National Geographic Society in Washing- ton in Sälen für über 3.000 Besu- cher gezeigt wurden, führten zu Aufträgen in Hawaii und Süd- und Ostafrika. Eine Wende in Boons Schaffen bedeuteten die im amerikanischen Auftrag ge- drehten Filme über Nordindien und Nepal. Nun konzentrierte sich Boon auf dieses Gebiet und schuf eine Fernsehfilmserie "Zentralasien und seine Men- schen - das Land, wo der Wind betet". Boon kam in Gebiete fern- ab der sogenannten zivilisierten Welt, in die einsamen Täler und auf die weiten, unberührten Hochflächen Zentralasiens. Das waren in den sechziger Jahren Gebiete, in denen wohl noch nie gefilmt worden war. Meist film- te er entlang Tibets Grenzen und hinter dem Himalaja-Haupt- kamm. Fernsehgesellschaften mehre- rer Länder nahmen sich dieser Filme an. Die Filmserie ist zum Denkmal einer Kultur geworden, über die bald der "Fortschritt" hinweggegangen ist. Kaum 20 Jahre später wären die Aufnah- men überhaupt nicht mehr zu machen gewesen. Jan Boon hat mit Kleinexpedi- tionen etwa 4.500 km zu Fuß zurückgelegt. Sein Lehrmeister im Himalaja war der österreichi- sche Forscher und Bergsteiger Dr. Herbert Tichy. Jan Boon lern- te den Kitzbüheler Agraringeni- eur Peter Aufschnaiter kennen und wurde zu einem Vertrauten dieses einsamen Bergsteigers, Forschers und Humanisten. Boons größte Erfolge waren die Filmdokumente - 1974 erhielt er den italienischen Filmstaatspreis für "Bhutan - Thron der Götter", die Manaslu-Expedition und das Buch über Peter Aufschnaiter. Jan Boon blickt auf ein interes- santes Leben zurück. Er gibt gerne zu, daß er viel Glück ge- habt hat. Einmal stürzte er bei Filmaufnahmen 17 Meter tief in eine Gletscherspalte und hatte doch nur eine leichte Gehirner- schütterung. Bei Filmaufnahmen in Ostafrika entging der zu muti- ge Filmmann nur mit knapper Mühe einem zum Attakieren bereiten Löwen. Im Kosowar wurde der Kulturfilmer für einen Kapitalisten gehalten - was er zeitlebens nicht war - und von einer aufgebrachten Menge an- gegriffen, das Auto den Hang hinuntergeworfen und die Ka- mera zertrümmert. Seinem unermüdlichen Drän- gen als Nachlaßverwalter von Peter Aufschnaiter ist es zu dan- ken, daß die Aufzeichnungen dieses Kitzbüheler "Entwick- lungshelfers", Bergsteigers und Völkerkundlers veröffentlicht wurden. Eine ungewöhnliche Ehre für Boon war es, daß er den Film "Tibetanisches Schicksal" Seiner Heiligkeit, dem Dalai Lama, privat vorführen durfte. Auf Boons Bitte hat das geistli- che Oberhaupt der Tibetaner auch das Vorwort für das Aufschnai- ter-Buch geschrieben. Jan Boon ist Ehrenzeichenträ- ger von Kitzbühel. Diese Aus- zeichnung durch die Stadt, in der er seit Jahrzehnten lebt und wirkt, ist Boon eine ungewöhnliche Ehrung geworden. (Nach einem Manuskript von Hans Wirtenberger). 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