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SAMSTAG, 30. APRIL 1994 K1JLTUR-ANZEIGER SEITE 7 Burgschauspielerin Erika Pluhar Sensationeller Erfolg bei Premiere als Publikumsmagnet in St. Johann des Grusicals "Der traurige Zeitgeist" ST. JOHANN. Schon die Vorankündigung, die berühmte "Pluhar", Burgschauspielerin und Liedsängerin, werde in St. Jo- hann auftreten, sorgte in Kultur- kreisen für Aufsehen. Als der Arbeitskreis Literatur des Bun- desgymnasiums am 18. April Erika Pluhar zusammen mit ih- rem Gitarristen im Cafe Rainer tatsächlich präsentiert, ist das Lokal bis auf den letzten Steh- platz gefüllt. Großer Applaus begleitet die beiden Künstler auf die Bühne. Erika Pluhar trägt zu Beginn dieses außergewöhnli- chen Abends in ihrer tiefweichen Stimmlage zwei Texte vor: "Ein Märchen von Marie mit dem Holzbein" und "Sag mir, wohin gehn die Tage?". Diesen Einstieg wählt sie, "weil", wie sie erklärt, "das Ganze ja eher als eine Le- sung angekündigt war". Dann beginnt sie zu singen, begleitet vom jungen Gitarristen Klaus Trabitsch. Es sind zunächst Chansons über zentrale mensch- liche Probleme ("Trotzdem- Lied" bis "Laß es zu"), die sie mitunter kommentierend ankün- KITZBÜHEL. Nur ein Häuf- lein Leute waren gekommen, um das Konzert des "Wiener Saxo- phon-Quartetts" zu hören, viel- leicht 40-und diese dürften sich zum größten Teil in Ratlosikeit befunden haben, denn die jungen Musiker sind sozusagen mit Haut und Haaren einer extrem moder- nen Linie verschrieben, und so hörte man auch den ganzen Abend hindurch nur Zeitgenös- sisches. Goodwill der Besucher war im höchsten Maß erforder- lich und erstaunlich hoch. Oder getraute sich angesichts des schütteren Publikums niemand wegzugehen? Es wäre denkbar! Man spürte aber auch, wie so mancher um das Verständnis gerungen hat. Offenbar fühlten aber alle, daß sich diese vier kom- promißlos in den Dienst einer Sache stellen, die das Engage- ment vielleicht doch verdient. Wieviel Mut und Idealismus dazugehören, nicht die gerings- ten Konzessionen zu machen, braucht wohl nicht betont zu werden, denn selbst die Zugaben klangen, jedenfalls für viele, noch immer zu modernistisch. Die Flucht vor solcher "Atonalität" blieb also aus! Natürlich fragte Erika Puar digt. Der Funke springt über, das Publikum geht begeister: mi:. Den zweiten Teil des Abends, noch lockerer als der erste, wie- men die beiden Künstler vorwie- gend Liecern mit "wienerischem Anstrica', heiter - melancholisch - tiefgründig. Frenetisc±ier A?- plaus nr.ch dem "Kleiren Ab- schiedslied' erzwingt wiederhc'l- teZugaben. J.3. man s--:h-und zurecht: Wohin kann die Musikentwick1ur noch führen, wenn einmal diese neuen Möglichkeiten erschöpft sind? Und es is: nicht gelogen, wenn man s.gt daß im großen und ganzen lider alles ziemlich ähnlich klingt. Und trotzdem: Was für ein harmonisch interes- santes, musikantisches, figura:iv in sich verflochtenes Sii:k z. B. Elliot Carters "Canoni: Suite"! \\rieviele wunderschöne lyrische Abschritte (neben einigen Scheußlichkeiten) in Mark En- gebretsors "Teil no riore of Enchantecl Days'! Wie herrli h der Beginn von Herbert Lauer- manns 13 agateile Nr. 2 rrt ihren Mixturen: der 3. Satz mit gerade- zu imrressionistischer Ankirn- gen! Uni die Rückgriffe David Kechleys in "Stepping Out". 2. Satz: 'Midnight Reflection', auf das B. -rock, freilich nazi seiner VorstellLng; der choralartige feierliche Schluß von IV, "An Easy 13u--den"! Vier Junge, die ihre B :.tschaft demnäcftt selbst in den Orient (Agyptenil tragen werden! S. Fancher, Spran-. S. Zwick, Alt-, T. Schön, Teror- und M. Engebretson E aTitorsa- xophc•n. -Hi- ST. JOHANN. Das muß man erlebt haben! Alle Besucher waren hingerissen von so viel "Be-Geist-erung", Lust und Lie- be zu Tanz, Gesang, Chor, Be- wegung und künstlerischer Ge- staltung. Es sprüht und knistert auf der Bühne, wenn aus der düster-schaurigen Bühne plötz- lich ein elementarer Poltergeist (Elisabeth Baldauf) in die Mitte springt, durch eine raffinierte Beleuchtung erst ins rechte "Licht" gesetzt; oder der Vam- pir, (Iris Foidl) in eine Rauch- wolke gehüllt, nach Menschen- blut lechzt, das ihm aber gar nicht schmecken will, weil dieses schon so verseucht ist. Die kleine Hexe (Eva-Maria Seiwald) und der Werwolf (Martina Stöckl) trauern in einem gekonnt vorge- tragenen Duett über die Respekt- losigkeit der Menschen vor den Geistern. Gespenstisch huschen Sensenmann (Maria Hagleitner) und der Schattengeist (Andrea Altacher) über die Bühne. Die Geisterkonferenz hat, laut Be- schluß, sie aufgefordert, den Menschen das Fürchten zu leh- ren. Der "Opa" (Hans-Peter Brandtner), ein Geist, der seinen eigenen Kopf in der Hand trägt, ist der Anreger zur Zusammen- kunft aller Geister, um die "Ord- nung" wieder herzustellen. Selbst der Journalismus kommt nicht zu kurz: Der Zeitungsjunge (Martina Alfreider) kennzeich- net die typisch pessimistisch- einseitige Nachrichtenszenerie. Der Autor, Andreas Egger, hat mit traumwandlerischer Sicher- heit die unterschwelligen Sehn- süchte der Menschen nach "gei- stigen" Kräften aufgegriffen und sie in diesem "Grusical" verar- beitet. Freilich, wenn es letztlich nur spukhaft-spiritistisch abläuft, so kommt es doch zu einer ver- söhnlichen, unerwarteten Wen- de, zur Hoffnung auf eine besse- re Welt. Die gute Fee "Klopfa- ha" (Michaela Pletzer) singt es in ihrem Sololied: "Was wir an den Menschen lieben..." Man beden- ke: Das alles hat die 4A Klasse der HS 1 unter ihrem Klassenvor- stand HOL Gerhard Polak erar- beitet! Aufgrund großer Nach- frage wird das "Grusical" neben dem 2. Haupttermin am 29.4., auch am 28.4., jeweils um 19.30 Uhr in der Hauptschule aufgeführt. h.sp. Junges Wiener Saxophonquartett mit ungewohnten Klängen in Kitzbühel
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