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Kitzbühel, 700 Jahre Stadt, Jubiläumsfeier am 6. Juni 1971 im Hotel 'Zur Tenne". Vordere Reihe, von links Erzbischof Dr. Eduard Macheiner, Landtagspräsident und Bürgermeister von Innsbruck, DDr. Alois Lugger, "unser" Johann Obermoser und Bezirkshauptmann Dr. Hans v. Trentinaglia SAMSTAG, 18. JUNI 1994 LOKAL-ANZEIGER SEITE 31 deshauptmann Dr. Franz Stumpf am7.Juni 1921 an, und zwar als Delegierter des Bezirkes Kitzbü- hel. In den Tiroler Landtag wurde er schon 1933 berufen. Damals legte der Abgeordnete Schermer, Brixen, sein Mandat zurück. Dem Bezirksbauernrat wurden drei Kandidaten zur Wahl vorgeschla- gen: Bartlmä Aufschnaiter, Joch- berg, Leonhard Huetz, Fieber- brunn und Johann Obermoser. Die Bauernbundobmänner ent- schieden sich einstimmig für Obermoser. Im Herbst 1933 wurde Ober- moser zum Obmannstellvertre- ter des Tiroler Bauernbundes gewählt und als im Februar 1934 der damalige Landesobmann Josef Arnold, Terfens, wegen einer Auseinandersetzung mit der Heimwehrführung seine Funk- tion niederlegte, übertrug Lan- deshauptmann Dr. Stumpf den Vorsitz und die Führung des Tiroler Bauembundes an Johann Obermoser. Von der großen Bauernbundversammlung im Sommer 1934 wurde dann Ober- moser zum Landesobmann ge- wählt. Schon vorher, am 2. Fe- bruar, erfolgte seine Berufung in die Tiroler Landesregierung als Landesrat. Obermoser und Lan- desrat Peer waren entscheidend tätig bei der erfolgreichen Wie- dervereinigung der Gemeinden Kitzbühel Stadt und Kitzbühel Land, welche mit 1. Jänner 1938 vollzogen werden konnte. Die Landwirtschaft litt in den dreißiger Jahren an der Absatz- not aller bäuerlichen Produkte und an der Arbeitslosigkeit. Es gab aber auch einen Zweifron- tenkrieg, einerseits gegen die NSDAP und andererseits gegen die Heimatwehr. Da mag der Standpunkt Obermosers oft auch der Bauernführung nicht gepaßt haben. Mit äußerster Kraft setzte er sich für die Entschuldung der Landgemeinden ein. 1934 gründete Landesrat Ober- moser das "Tiroler Heimatwerk", welches die Webschule Imst schuf, in welcher Heimweber und Strickerinnen aus dem ganzen Land ausgebildet wurden und vielen Leuten einen Nebenver- dienst verschaffte. Er gründete die Schnitzereischule Elbigenalp und den Schüler-Unterstützungs- verein des Tiroler Bauernbun- des, zu welchem Zweck das alte Blindenheim in Pradl gemietet wurde und in welchem 30 arme Bauernstudenten untergebracht werden konnten. In den Märztagen 1938 ver- langte Obermoser als einziges Regierungsmitglied die ord- nungsgemäße Ubergabe bzw. Übernahme der Referate und der Agenden des Landesbauernfüh- rers und aller Kassenbestände. Er wurde daraufhin vor den damaligen Gauleiter und kom- missarischen Landeshauptmann Edmund Christoph zitiert, wo innerhalb von zwei Tagen die Übergabe an den neuen Landes- bauernführer Jörgl Wurm und an den neuen Landwirtschaftsrefe- renten Ing. Fritz Lantschner er- folgte. Im letzten Kriegsjahr wurde Obermoser im Jänner zum Volks- sturm einberufen und im Februar einer Nachrichten- und Funkein- heit der Waffen-SS übersteht. In den Tagen des Zusammenbruchs eilte Obermoser von Sterzing nach Innsbruck und traf dort sei- ne getreuen Freunde Dr. Schu- macher und Dr. Gamper. Diese überredeten ihn, in Innsbruck zu bleiben. Allein den Vater dräng- te es nach Hause zur Familie und zum schwerverwundeten Sohn. In seiner Sorge um die Bevölke- rung nahm er auch Verbindung zum Standortkommandanten auf, um die Errichtung von Panzer- sperren am Paß Strub zu verhin- dern. Seine Intervention brachte jedoch die Drohung des Erschies- sens nach sich; am Ende aber konnte Obermoser viel Unheil verhüten. 1945 wurde Obermoser zum Bürgermeister seiner Heimatge- meinde Waidring bestellt. Gleichzeitig erhielt er vom da- maligen Landeshauptmann Dr. Gruber den Auftrag, die Tiroler Holzwirtschaft neu zu organisie- ren. Mit den ersten Landtags- wahlen im November 1945 wur- de er neuerlich in den Tiroler Landtag gewählt und am 5. November 1947 als Landesrat in die Landesregierung berufen. Ihm wurde das schwierige Wirt- schaftsreferat übertragen, das er 1949, nach seiner Wahl zum Prä- sidenten des Tiroler Landtages, an Landeshauptmannstellvertre- ter Josef Anton Mayr übertrug. Am 2. November 1965 berief er den neugewählten Tiroler Landtag ein und legte seine Funk- tion als Landtagspräsident zu- rück. Seit 1342, dem Jahr des großen Tiroler Freiheitsbriefes, verlie- hen durch den Markgrafen Lud- wig von Brandenburg, dem Gemahl der Landesfürstin Mar- garete Maultasch, war es das erstemal, daß ein und dieselbe Persönlichkeit viermal und in ununterbrochener Reihenfolge das hohe Amt eines Landtagsprä- sidenten innehatte. Seine vierte Wiederwahl hatte am 7. Novem- ber 1961 stattgefunden. Johann Obermoser bekleidete zahlreiche Ehrenstellen, darun- ter die Ehrenbürgerschaft von 14 Gemeinden und zwar: Kitzbühel, St. Johann, Hopf- garten, Waidring, Itter, Kirch- berg, Reith, Scheffau, Kirchdorf- Erpfendorf, St. Ulrich, St. Jakob, Oberndorf, Westendorf und Schwendt. Er war Träger des Ehrenzei- chens des Landes Tirol, das er- ste, das verliehen wurde, und war Ritter des Päpstlichen Sylvester- Ordens. Pillerseer Wanderfreunde Die Fahrt der Pillerseer Wan- derfreunde für den Bezirk Kitz- bühel geht am 12. Juni zu den Wanderfreunden nach Matrei am Brenner, Bez. Innsbruck-Land. Anmeldung bzw. Auskunft: Jo- sef Lackner, St. Ulrich, Tel. 05354/88377. ('Redaktionssch1uß Dienstag, 12 Uh)
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