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Prof. Maria Hofer Foto: Herta Waich it3bü1jctcr .S chn atbtättcr Heimatkundliche Beilage des "Anzeiger" mit Beiträgen über Volkstum, Geschichte, Volksleben, Kultur und Natur Schriftleitung Hans Wirtenberger Nr. 7 Juli 1994 4. Jahrgang Die Musikerpersönlichkeit Professor Maria Hofer Zur hundertsten Wiederkehr des Geburtstages der Komponistin, Glockenspielgründerin und Kirchenmusikerin von Rang und "Glockenmoid" von Kitzbühel Am 6. Jul.- 1994 wäre Prof. Maria Hofer hundert Jahre alt geworden. Das istAnlaß genug, der Künstlerin zu gedenken, die Jahrzehnte ihres Lebens in Küzbü hei gelebt undgewirkthat. Maria Hoferistam 15. August 1977zu ihrem Schöpfer heimgekehrt, aber noch erinnert viel an diese prägende Frau. Für viele war sie die "Glockenmoid' der ein Hauptverdienst am Zustandekommen des Glockenspiels im Turm der Katharinenkirche zukommt. Aus ihrem Nachlaß veröffentlichen wir einen von ihr selbstgeschriebenen Lebensbericht. Zu ergänzen sind einige späte öffentliche Würdigungen: 1960 erhielt Maria Hofer die Mozart-Medaille, mit Entschließung des Herrn Bundespräsiden- ten vom 27. Juni 1967 wurde ihrder Titel "Professor" zuerkannt und am 15. Dezember 1969 verlieh ihr Papst Paul VI. dieAuszeichnung "Pro Ecclesia etPontiflce ". Die Stadtgemeinde Kitzbü hei verwahrt im Stadtarchiv Erinnerungen an Prof. Maria Hofer. Das beigegebene Bildmaterial stammt aus dieser Sammlung. H. W. Ich wurde am 6. Juni 1894 in Amstetten, Niederösterreich, als eheliche Tochter des Michael Hofer und seiner Gattin Alberti- ne, geb. Lindemann, geboren. Mein Vater war Regierungs- beamter und seine sowie meiner Mutter Vorfahren ntstammten einem alteingesessenen österrei- chischen Patriziergeschlecht. Mein älterer Bruder Stefan, ge- boren 1888, wurde Ordinarius an der Philosophischer Fakultät der Universität in Wier. Da sich meine außerordentli- che musikalische Begabung sehr früh äußerte, setzten meine El- tern alles daran, u mir eine gediegene Ausbildung zu geben, die schließlich auch traditions- gemäß gepflegt wurde. Von meinem ach--en Lebensjahr an wirkte ich in Hauskonzerten sowie auf Kirchenorgeln tapfer mit. Im Alter von zehn Jahren leistete ich bereits einen selb- ständigen "Orgel-Kirchendienst" in Raach bei Gloggnitz, wo mei- ne Eltern den Sommerurlaub verbrachten. Die Grundgestaltung meiner Ausbildung war durch die Ideo- logien meiner Musikprofessoren E. Ludwig und E. Gradener (Theorie) sehr beeinflußt. Im Jahre 1912 konnte ich die Auf- nahmsprüfung in die k. k. Aka- demie für Musik und darstellen- de Kunst in Wien mit vorzügli- chem Erfolg ablegen. Ich ließ mich in den Lehrerbildungskurs, der zwei Jahre Studimm verlang- te, immatrikulieren, möchte aber darauf hinweisen, daß ich bereits nach einem Jahr das Abgangs- zeugnis in Händen hatte. Bei Ausbruch des Ersten Welt- krieges war ich in Wien, zeitwei- se auch in Budapest, als Musik- lehrerin tätig. Der Wiener Domorganist Boschetti verschaffte mir in St. Stefan zu Wien Aushilfsdienste. Er war derjenige, der mich in die Geheimnisse des freien Improvi- sierens einweihte. In dieser Zeit fing ich an, Orgelmusik zu kom- ponieren. Domkapellmeister Weirich führte öfters kleine Hochamtsproprien von mir auf. Auch durfte ich hie und da Or- gelvorführungen geben. Dadurch schuf ich mir einen guten Na- men, der mir bei den nun nach- folgenden Klavierkonzerten sehr zum Nutzen war. 1917 wandte ich mich neuer- dings dem akademischen Stu- dium zu. Ich wurde Orgelschüle- rin von Prof. R. Dittrich. Leider verstand ich mich mit ihm nicht. Ab Jänner 1918 besuchte ich keine Kurse mehr. Bei A. Schön- berg ließ ich meine Kompositio- nen kontrollieren, so wie das Improvisieren am Klavier. Ich unterrichtete sehr intensiv, gab Vorträge und Konzerte. 1922/23 unternahm ich eine ausgedehnte Konzertreise nach Schweden, Dänemark und Nor- wegen. In Dänemark wurde ein bekannter Komponist auf mich aufmerksam. Er stellte die Ver- bindung mit dem Wiener Musik- verlag Universal-Edition her. Der Gründer dieses Weltverlags er- kannte mein Talent und enga- gierte mich als Lektor für Orgel- musik. Ich arbeitete mit K. v. Wöss. An dieser Stelle muß ich vor- wegnehmen, daß die künstlerisch anregende Wirkung des Musik- verlages, wie es die Universal- Edition schon damals war, für meine Künstlerschaft von gro- ßem Nutzen war. Ich kam in Verbindung mit Ravel, Temlins- ki, Milhaus, Bartok, Kodaly, Casella, Alma Mahler, Werfel, St. Zweig, G. Rendi u. s. f.
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