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Die Süd- und Ostfassade der Hahn nkammbahn-Talstation bleibt unverändert. Foto.' Opperer SAMSTAG, 30. JULI 1994 LOKAL-AN'.EI3ER SEITE 5 Bergbahn AG stellt neue Hahnenkammbahn vor KITZBÜHEL. Seit dem be- sonders architektonisch gut geglückten Neubau der Horn- bahnen ist das Skigebiet Kitz- bühel mit Aufstiegshilfen fast optimal erschlossen. Mit einer Ausnahme: Die im Jahre 1928 errichtete Hahnenkammbahn genügt schon seit vielen Jahren nicht mehr den Anforderun- gen. Bei der äußerst geringen Förderleistung von weniger als 400 Personen pro Stunde gibt es speziell zu Stoßzeiten immer wieder längere Wartezeiten Die Bergbahn AG hat sich nun entschlossen, dieses Problem großzügig zu lösen, Von Engelbert Opperer Bei der letzten Aufsichtsratsi i zung wurde vom zuständigen Vorstandsmitglied, Ing. Peter Rudig, das Projekt der neuen Hahnenkammbahn vorgestellt. Die derzeitige Pendelseilbahn wird auf nahezu unveränderter Trasse durch eine moderne Ein- seilumlaufbahn mit Kabinen für 6 Personen - ähnlich wie bei den Hornbahnen oder der Fleckalm- bahn - ersetzt. Da die Hahnen- kammbahn mit ihrem Talstation- gebäude - seinerzeit vom be- rühmten Kitzbüheler Maler und Architekten Alfons Walde ent- worfen - einen festen Bestandteil des Kitzbüheler Ortsbildes dar- stellt, wird bei der Neuerrich- tung der Seilbahn darauf beson- ders Rücksicht genommen: Die reizvolle Ost- und Südfassade der Talstation wird vollkommen unverändert belassen. Auch die Bergstation bleibt so wie sie ist erhalten, da die neue Bahn knapp an dieser Station in einem ca. 100 m langen Tunnel vorbeiführt. Die neue Bergstation wird in der Nähe des Skianschnallplatzes errich- tet, sodaß man sich den bisheri- gen Fußmarsch erspart. Selbst- verständlich bleibt das äußerst beliebte Bergbahnmuseum erhal- ten und kann künftig sogar durch die Einbeziehung des alten Sta- tionsgebäudes erweitert werden. Die neue Hahnenkammbahn wird 2000 Personen pro Stunde befördern können und Einheimi- sche und Gäste in einer Fahrzeit von nur 9 Minuten auf den Hah- nenkamm bringen. Im Rahmen der Gesamtpla- nung wird auch die zweite Zu- bringeranlage, nämlich der Dop- pelsessellift Streifaim 1, auf eine höhere Förderleistung und zwar auf 1.440 Personen pro Stunde umgebaut. Dies ermöglicht auf der reizvollen Skiabfahrt vom Seidlalmkopf nach Kitzbühel, die ja seit dem vergangenen Winter durchgehend beschneit wird, Wiederholungsabfahrten ohne Wartezeiten. Mit den Vorarbei- ten für diese Projekte soll noch heuer begonnen werden, Baube- ginn ist jedoch frühestens im Sommer 1996. Bevor sich der Vorstand der Bergbahn AG Kitzbühel für das derzei:ige Konzept entschieden hat, wurde die Standortfrage genauestens überlegt und geprüft. Mit dem Ergebnis, daß im Um- kreis von 400 Meter um die Hahnenkammbahn rund 2.300 Gästebetten vorhanden sind. Die 400 Meter sind nach der statisti- schen Erfahrung jene Wegstrek- ke, bei der die Skifahrer bereit sind, zu Fuß zu gehen und auf ihr Fahrzeug zu verzichten. Dem gegenüber hätte eine Trasse der neuen Zubringeranlage im Be- reich der Streifaimlifte den Nach- teil, daß dort in einem Umkreis von 400 Meter lediglich rund 700 Gästebetten vorhanden sind, sodaß sich verkehrs- und park- platzmäßig große Probleme er- geben würden. Selbstverständ- lich wurde die Verkehrs- und Parkplatzfrage in die Überlegun- gen miteinbezogen. Es steht fest, daß die Bergbahn AG Kitzbühel für ihren eigenen Bedarf im Bereich der Hahnenkammbahn (Klosterfeld- und Hahnenkamm- parkplatz) Parkplätze in genü- gender Anzahl zur Verfügung hat. Ein wichtiges Ziel beim neuen Projekt ist es, daß die Verkehrsbelastung in Kitzbühel dadurch auf keinen Fall vergrös- sert werden darf. Schließlich soll die neue Bahn hauptsächlich den Kitzbüheler Gästen und Einheimischen, die bisher wegen der Wartezeiten in ein Fahrzeug steigen und auf andere Gebiete ausweichen mußten, ermöglichen, bequem uni ohne Wartezeiten ins Hah- nenkamm-Skigebiet zu gelangen. Tagesgäste, die aus der Umge- bung mit dem Auto anreisen, haben dann wie bisher die Mög- lichkeit, ohne den Verkehr in Kitzbühel zu belasten, direkt zur Fleckalmbahn zu fahren. Daher werden Busse mit Skifahrern künftig nicht mehr zur Hahnen- kammbahn fahren können, son- dern eben zum Pfarrauparkplatz oder zur Fleckalm umgeleitet. im Zusammenhang mit der Neuerrichtung der Hahnen- kammbahn wird die Einhebung von Parkgebühren, also eine Parkplatzbewirtschaftung, not- wendig. Inhaber von Skipässen werden allerdings auch die Park- plätze bei der Hahnenkammbahn, die durch eine Bahnunterführung verbunden werden sollen, wei- terhin kostenlos benützen kön- nen. Sobald die erwähnte Bahn- unterführung als Verbindung des unteren und oberen Hahnen- kammparkplatzes fertig ist, kann die problematische Einfahrt oberhalb des Bahnschrankens gesperrt werden. Dadurch wird ein beträchtliches Gefahrenmo- ment (Rückstau auf die Bahnge- leise) beseitigt. Bei der Planung der neuen Hahnenkammbahn wurden auch die ökologischen Aspekte voll berücksichtigt. Da die Bahn nahezu in derselben Trasse wie die derzeitige Seilbahn und Gü- terbahn verlaufen wird, sind kei- ne nennenswerten Eingriffe in die Natur, z.B. durch größere Rodungen, erforderlich. Die erwähnte Tunnellösung im Be- reich der Bergstation hat zwei große Vorteile: Einerseits ent- fällt die Notwendigkeit der Er- richtung eines weithin sichtba- ren Kuppengerüstes und ande- rerseits wird jede Windanfällig- keit der neuen Bahn vermieden. Der Vorstand der Gesellschaft ist überzeugt, daß mit dem vor- liegenden Projekt eine optimale Lösung im Sinne des Kitzbühe- ler Fremdenverkehrs gefunden wird. Auch diejenigen, die viel- leicht mit etwas Wehmut der alten Bahn nachtrauern werden, kön- nen im Laufe der Zeit hoffentlich überzeugt werden, daß ein ver- nünftiger Kompromiß zwischen Tradition und Fortschritt gefun- den werden konnte.
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