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SEITE 10 LOKAL-ANZEIGER SAMSTAG, 22. OKTOBER 1994 Nach katastrophalem Ergebnis nur zwei Kammerräte im Bezirk LESERPOST LUS M .INUS KITZBÜHEL. Das amtliche Endergebnis der Arbeiterkam- merwahl hat für den Bezirk Kitz- bühel keine Änderung gegenüber dem Vorläufigen gebracht. Bei den Arbeitern entfielen 36 % (1989: 43,1 %) auf die Liste Fritz Dinkhauser - AAB, 42,5 (47,8) % auf die Liste der sozial demo- kratischen Gewerkschafter und 16,8 (8,7) % auf die Freiheitli- chen Arbeitnehmer. Die erstmals kandidierenden Grünen Arbeit- nehmer kamen auf 3,9 %‚ der Gewerkschaftliche Linksblock steigerte sich von 0,5 Prozent im Jahr 1989 auf 0,8 Prozent heuer bei einer realen Steigerung um zwei Stimmen. Bei den Angestellten kam die Liste Dinkhauser auf 48,3(54,1) %‚ die FSG auf 29,0 (34,2) %‚ die FA auf 16,0(10,1) %. Im Wahl- körper Verkehr entfielen 28,9 (39,4) % auf den AAB-FCG, 60,8 (58,5)% auf die FSG und 10,3% auf die FA, die vor fünf Jahren nicht kandidiert hatte. Wahlbe- rechtigt waren insgesamt 16.111 Personen, gewählt haben aber nur 3.491 Arbeitnehmer. Vor fünf Jahren waren 14.234 Wahlbe- rechtigte und 5.205 Wählerinnen und Wähler. Amtsstellenleiter Ludwig Brettbacher nennt die Wahlbe- teiligung mit 22,5 % "katastro- phal niedrig" und "existentiell bedrohlich". Eine Freistellung der Mitgliedschaft kann zum Ende einer geschlossenen gesetz- lichen Interessenvertretung und zu einem nicht absehbaren Umbau in der Sozialpartnerschaft führen. Personell hat das Wahl- ergebnis im Bezirk je ein Mandat für die Liste Dinkhauser - AAB - FCG und die Fraktion Sozialde- mokratischer Gewerkschafter gebracht. Gert Sevignani aus Kitzbühel war bereits im Arbeit- nehmerparlament Tirols, Adolf Mader aus Waidring tritt in der FSG die Nachfolge des aus Al- tersgründen ausgeschiedenen Kammerrates Leo Jöchl aus Joch- berg an. In der vergangenen Periode gab es beim Start vier Vetreter aus dem Bezirk: Sevignani und Alois Foidl aus St. Johann von der Liste Dinkhauser, Leo Jöchl (FSG) und Fritz Noichl aus Jochberg von den Freiheitlichen Arbeitneh- mern. Foidl ist wegen einer eige- nen Betriebsgründung ausge- schieden, Noichl hat sein Man- dat zurückgelegt. Die Liste Dinkhauser hat auf dem ersten Ersatzmannposten Erwin Bergmann aus St. Johann. Er wird in die Arbeit umgehend eingebunden und ist der erste Nachrückende im Kammerpar- lament, wo es keine bezirksmä- ßige Nachfolge gibt. Am 16. September luden die bosnischen Flüchtlingsfamilien, die in der Pension Piemi ein neues Heim gefunden haben, Mitglie- der des Gemeinderates, Nach- barn und Gönner zu einem ge- mütlichen Nachmittag ein. Man sollte einander kennen und ver- stehen lernen - man wollte zei- gen, wie schön das Haus herge- richtet worden war - und man wollte jedem für die Hilfsbereit- schaft danken. Drei Tage lang wurden viele Arten von bosni- schen Spezialitäten vor- und zubereitet, von denen alle Besu- cher begeistert waren. Geehrt fühlten sich die Flüchtlingsfami- lien durch den Besuch des Herrn Bürgermeisters, der alles genau besichtigen konnte und sie in einer kleinen Rede freundlichst willkommen hieß in St. Johann. Peter Logar, der Beauftragte für das Flüchtlingswesen der Lan- desregierung, dankte in seiner Rede allen, die geholfen haben, dieses Heim zu schaffen - allen voran der Familie Piemi, die nicht nur das Haus zur Verfügung stell- te, sondern auch in vielen ande- ren Dingen hilfreich war. Einen herzlichen Beifall bekam die all- zeit bereite Sozialreferentin, Frau Christi Bernhofer. Sehr erfreut und dankbar wa- ren die Flüchtlinge über den zahlreichen Besuch der Nach- barn, die mit ihrem Kommen und Geschenken die Hand gaben für eine gute Nachbarschaft - sie können gewiß sein, daß die Menschen dieses Hauses die Hand dankbar ergriffen haben und das ihre für ein gutes Ver- hältnis tun werden. Der letzte Artikel über die "Pension Pleml" wie sie jetzt ist, hat eine Welle der Hilfsbereit- schaft ausgelöst. Die Flüchtlinge danken jedem einzelnen für Möbel, Kleidung und Sonstigem von Herzen. Stellvertretend für alle sei die Familie Meusburger genannt, die der Einladung folg- te - zur Freude aller. Es war ein schöner Nachmit- tag, der hoffentlich dazu beige- tragen hat, daß in Hinkunft zwi- schen Einheimischen und Flücht- lingen - ohne Mißverständnisse - Friede und Harmonie sein wird. Das wünscht sich auch ihr Be- treuer Jochen Henning St. Johann Die hier veröffentlichten Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion, sondern nur die des Verfassers wieder. Dank der St. Johanner Flüchtlinge Neues Wahlrecht noch nicht bewährt Verkehrsrowdies überrollen Schulkinder (fast) skrupellos Nach Ansicht des Tiroler Na- tionalratsabgeordneten Sixtus Lanner sei das neue, erstmals gültige personenbezogene Wahl- recht bei der Nationalratswahl am 9. Oktober noch nicht in das Bewußtsein der Wähler gedrun- gen. Dies ließe sich daran erken- nen, daß der Bundestrend voll auf die Landes- und Regional- ebene durchschlug. "Das Vorzugsstimmensystem beim neuen Wahlrecht ist weder Fisch noch Fleisch. Wenn man ein Persönlichkeitswahlrecht will, braucht es ein echtes Zweit- stimmen-Modell." Lanner nimmt Bezug auf das Modell in Deutsch- land. "Dort verfügt der Wähler über zwei Stimmen, eine für den Kandidaten und eine für die Par- tei. Dieses Wahlrecht entspricht eher den Vorstellungen von ei- ner Persönlichkeitswahl." Das Wahlergebnis selbst komentiert Lanner als ein "unüberhörbares Signal" dafür, daß sich in Oster- reich etwas ändert. Die Koalition dürfe im bisherigen Stil nicht weitermachen. "Mehr als bisher werden wir uns in der ÖVP wie- derum auf unsere ureigenen Fel- der konzentrieren: auf Wirtschaft, Familienfragen und auf die Ei- genverantwortlichkeit des Bür- gers. Unsitten und Mißbräuche abzustellen ist ein Gebot der Stunde. Unhaltbare Zustände gibt es nicht nur in der Arbeiterkam- mer, sondern auch in anderen öffentlichen Bereichen und im Sozialsystem." Und noch ein Unterschied zu früher wird sich bemerkbar machen: Politiker werden weniger "ankündigen", sondern das, was sie vorschla- gen, auch vorleben müssen. Da ich nach bestem Wissen zu behaupten wage, eine verantwor- tungsbewußte Mutter zu sein, ist es mir unvorstellbar, daß gewis- se Straßenrowdies, darunter oft auch selbst Eltern, keine Spur von Rücksichtnahme gegenüber Schulkindern im täglichen Stra- ßenverkehr zeigen. Dies beweist die Erfahrung, die meine 6jährige Tochter mit ihrer gleichaltrigen Freundin machen mußte. Beide wurden von uns Eltern fürsorglich und gewissen- haft auf den katastrophalen Be- rufsverkehr im Zentrum von St. Johann vorbereitet. Sie wurden auch aufgeklärt, bei einer Stra- ßenüberquerung nur den Zebra- streifen zu benützen. Doch dies wäre ihnen bald zum Verhängnis geworden. Bei der doppelt be- fahrenen Straße beim Meldeamt! Meranerstraße hielt das erste Auto sofort rücksichtsvoll, im Gegensatz zum zweiten, dem betreffenden "Rowdy", der nur noch mit einer Vollbremsung am Zebrastreifen anhalten konnte. Nach Erkundigungen beim Gemeindeamt und bei der Schul- direktion wurde mir mitgeteilt, daß der Versuch, der von mir wiederholt vorgeschlagen wur- de, Schülerlotsen einzusetzen, bereits zweimal scheiterte. Schei- terte, weil es vielen betroffenen Eltern zu viel Verantwortung ist, einen sicheren Schulweg auch für ihre Kinder zu gewährleisten. Vielleicht ist es jetzt möglich, einen dritten Anlauf bezüglich Hilfe für Kinder im Straßenver- kehr zu starten. Interessierte können sich bei mir oder bei der Direktion der Volksschule St. Johann melden. Die betroffenen Mütter Marion Steger und Waltraud Heuberger
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