Kitzbüheler Anzeiger

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Der Schlossermeisler und EisenhändlerAn 10/1 Werner (1864 - 1932) war nach Franz Reisch von 1913 bis 1919 Bürgermeister der Stadt Kitzbü hei. Sein Nachfolger wurde Hans Hirnsberger. Ut3biUJ eIer Cut atbtäfter Heimatkundliche Beilage des "Anzeiger" mit Beiträgen über Volkstum, Geschichte, Volksleben, Kultur und Natur Schriftleitung Hans Wirtenberger Nr. 10 Oktober 1994 4. Jahrgang Ei ne Vorläuferi n der Vergnügungssteuer ? Kitzbühel-Stadt plante im Jahr 1914 eine "Theaterkartensteuer" für den Armenfonds, hob die "Gerechtigkeitssteuer" aber nie ein Von Hans Wir:enberger Geldnot machte immer schon erfinderisch. Der Kitzbüheler Gemeindeausschuß entschied sich 1914 nach einigen Diskus- sionen für eine Steuer, die das damals neue Kino (Cinemato- graph) und das Voikstheater traf. Auch in der nur von unwissen- den Nostalgikern so bezeichne- ten "guten alten Zeit" gab es harte Auseinandersetzungen, wie die Geschichte der Theaterkarten- steuer der Stadtgemeinde Kitz- bühel vor 80 Jahren beweist. Ende 1913 hatte Magistratsrat Hans Hirnsberger erstmals eine Steuer angefordert, die vom Theater im VerejnJaus und vom noch jungen Kirobetrieb des Alois Abendstein vereinnahmt werden sollte. Im Jänner 1914 kam die Angelegenheit vor den Gemeindeausschuß. Antragstel- ler Hans Hirrisbergr begann sein Plädoyer für die neue Steuer mit dem Hinweis, daß er kein Geg- ner der Theater set, aber verlan- gen müsse, daß auch diese Un- ternehmungen, wie beispielswei- se die Wirtsgewerbe, einer Be- steuerung unterliegen sollen. Die Theater machten gjte Geschäfte, und sie bildeten einen Ausfall für die Wirte. Hirnsberger erwähnte die Steuersumme der Wirte, die sie zwar nicht allein zahlten, aber aufzubringen hätten. Er beharre nicht auf seinem ursprünglichen Vorschlag einer Theaterkarten- steuer von 15 Prozent, bestehe aber auf einer solchen von 10 Prozent, da er auch die großen Regieauslagen der Theaterunter- nehmungen anerkenne. Die be- antragte Steuer bestehe in einem Zuschlag vcn jeder Eintrittskarte unter Kontrolle des Stadtmagi- strats, der alle Karten abstem- peln müsse. Gemeindeausschußmitglied Johann Veider, der die Verhält- nisse im Vereinshaustheater als Mitwirkender kannte, konterte mit den Kosten für Kostüme, Bühnendekoration etc., das Kino sei ein noch junges Unterneh- men, man solle ihm "nicht gleich schon bei der Geburt den Lebens- faden abschneiden". Veider brachte als Beispiel die Stadt Lienz, die das junge Theater sogar subventioniere. Da an die Aus- führungen wegen Schädigung des Gewerbes in Kitzbühel nie- mand glaube, solle die Steuer nicht eingeführt werden. Die Vorstellungen fänden zu einer Zeit statt, wo der Gasthausbe- such ohnedies flau sei und nach dem Theater gingen nur einzel- ne, welchen es die Verhältnisse gestatten, doch wieder ins Gast- haus. Viele könnten sich das aber nicht leisten und gehen auch ohne Theater nicht ins Gasthaus. Die Behauptung, daß die Wirte so- viel Steuern und Umlagen auf- bringen müßten, sei unrichtig, denn es bezahlten die Gäste. Umgehend warf Hirnsberger dem Vorredner" totale Unkennt- nis des Gastgewerbebetriebes" vor. Die Erfahrung zeige, daß gerade die von der Gemeinde Unterstützten in erster Linie die Theater besuchten. Das konnte der als Zuhörer anwesende Ki- nobesitzer nicht hinnehmen. Für seinen Zwischenruf "Das ist nicht wahr" drohte ihm Bürgermeister Anton Werner das Verlassen des Saales an. Hirnsberger verlang- te, daß auch die Theater wie die übrigen Gewerbebetriebe gleich besteuert werden. Er habe seinen Antrag in erster Linie vom Gemeindestandpunkt aus, dann im Interesse des Gewerbes im allgemeinen und erst in dritter Linie vom Wirtsstandpunkt aus eingebracht. Ausschußmitglied Veider warf dem Sprecher der Wirte vor, über das Theater nicht informiert zu sein. In einer Eingabe, die der Vor- sitzende verlas, protestierte Alois Abendstein gegen die geplante Steuer und kündigte den "elek- trischen Lichtbezug" für das Kino. Magistratsrat Hirnsberger bezeichnete diese Eingabe als "Schreckschuß", durch die sich die Herren nicht einschüchtern lassen sollten. Auch wenn die Gemeinde die Steuer im näch- sten Jahr auf 30 Prozent anheben sollte, würde Abendstein das Kino nicht zusperren. Das führte zu einem zweiten Zwischenruf und zur neuerlichen Androhung der Entfernung aus dem Sitzungs- saal. Gemeindeausschuß Carl Pla- ner suchte einen Kompromiß. Im Jahr 1914 sollten sich die Thea- ter "erholen und vorbereiten", man solle die Steuer erst ab Jän- ner 1915 einheben. Altbürger- meister Franz Reisch verlangte die Zergliederung der Anträge, aber Hirnsberger bestand auf
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