Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
Die letzten Arbeiten im Freien B'ickelkorbf.r die Liubstreu Gilt unsere Sorge heutzutage bei Gefahr vcczeitiger Kälteein- brüche der Versorgung all der Blumenstöcke, die im Sommer die Lab'n unserer Höfe und Häuser schnückten, und der E:nwinterung des Gartens und seiner Gaben "etzte Arbeiten im Freien" ungleich vieSaltiger, wie im Buch "Baternleben" anschau- lich, wie folgt, beschrieben. Im Freien erntete man noch bis zum Wintereinbruch, was die Natur zu geben bereit war Was auf Nßwiesen un Hutweiden nicht der Nahrung für das Vieh dienen konnte, nutzte man als Einstreu und verhinderte durch das Ab- mähen eine Verwilderung dieser Flurteile. Die Streuwiesen mähte man erst spät im Jahr, wenn sie bereits strohig warer. Auch klei- ne, als Waldlöcher bezeichnete Lichtungen w.jrden mit den brei- ten und kürzeren Streusensen "ausgepickelt' (ausgemäht). Wie meist schon Wochen vor- her auf der Alm, wurde auch im Tal noch viel "Farm' (Farn) gemäht. Zur besseren Trocknung mußte man die Streu mit der "Ra(d)lbar" (Radibahre = Schub- karren) "veritlern" und an son- nigen Stellen anbreiten, ehe man Foto: Michael Heß sie zu Tristen häufen oder ein- bringen konnte. Eine alte Redens- art meint: "Bal da Leonhard (6.11.) is schea(n), kriagt da Faul(e) ah no a Straa!" Das abgefallene Laub der Bäume und Hecken wurde sorg- fältig zusammengerecht uni in Netzen nach Hause getragen oder gefahren, soferne nicht ein uner- warteter Wintereinbruch dazu zwang, diese Tätigkeit auf das nächste Frühjahr zu verschieben, bis man auch das dürre Eichen- laub einsammelte. In den Stall holte man die Laubstreu in gro- ßenBuckelkörben. Strenge Arbeit, manchmal schon durch empfindliche Kklte erschwert, war das Mähen der oft über 2 m hohen Schilfstreu in den Niederungen der Gegend um St. Johann; durch dichte Stape- lung in langen Haufen konnte der Regen nicht einsickern. Im Spätherbst begann der Heim- transport. Genauso wie schor. im Frühjahr dienten andere notwen- dige Außenarbeiten noch der Pflege der Egerten. Zugewach- sene oder vom Weidevieh einge- tretene Wassergräben mußten ausgebessert werden, um Boden- verschlechterungen durch Stau- spendende Krone den Ertrag des Baulandes. Mit dem Steinmate- rial zersprengter Findlinge füllte man die Löcher der ausgegrabe- nen Wurzelstöcke und bettete darüber Wasenstücke aus den verwachsenen Wassergräben. Aus "Bauemleben - Eine Volks- kunde des KitzbühelerRaumes". Über die Begegnungen der Fa- milie Haberlandt mit Kitzbühel, die 1905 begannen, hat Dr. Heß- Haberlandt eingehend berichtet (Kitzbüheler Heimatblätter, 1. Jg., Nr. 11, November 1991). In der Einleitung zu ihrer Disserta- tion "Kulturgeographie der Kitz- büheler Landschaft" (1947) be- kannte sie: "Ich habe die Land- schaft, wie ich mich in sie einge- lebt habe, möglichst umfassend einzufangen getrachtet." Die Autorin wurde beim "Stadtbuch Kitzbühel" - aus welchen Grün- den immer - leider übergangen. Nach einem Plan des Museums- kustos Egid Moser (+ 1959) und durch die Tatkraft von Dir. Peter Brandstätter konnte die Arbeit vervielfältigt werden. Mit dem "Bauernleben" hat Dr. Heß-Ha- berlandt mit ihrer Familie ein Hei- matbuch geschaffen, das inter- national beachtet wird. nässe zu verhindern. Weil früher jeder Fußbreit bebaubaren Lan- des und jeder Gulden kostbar waren, wurden - leider - manche der ganz großen, vereinzelt ste- henden Laubbäume (Eichen, Ahorne, Buchen und Birken) gefällt. Sie beeinträchtigten durch ihre Wurzeln und ihre schatten- so Auszeichnung für Dr. Gertrud Heß-Haberlandt Der Verfasserin dieses Buches wurde dieser Tage eine Auszeich- nung der Schweizer Stiftung "Kreatives Alter" zuteil. Von nahezu 700 eingereichten Arbei- ten wurden 11 Autoren Preise zuerkannt. In der Würdigung wurde dieser Arbeit großer do- kumentarischer Wert zuerkannt: Aus fundierter Kenntnis und eigenem Erleben heraus wird die bergbäuerliche Welt der Gegend von Kitzbühel geschildert, wie sie im Lauf der letzten hundert Jahre war. Die stoffreiche, auf kleinste Details eingehende Be- schreibung ist von hohem doku- mentarischen Wert. Sie läßt ein soziales Gefüge wieder aufleben, das in Jahrhunderten gewachsen war und festgefügt schien, durch den Einbruch der Moderne mit Technik und Tourismus aber in der kurzen Spanne weniger Jahr- zehnte nahezu untergegangen ist. 4
< Page 38 | Page 40 >
< Page 38 | Page 40 >