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Die "Heidenglocke" wurde durch den Red-»!her Schmied Christian Krassnigg d. Ä. nach dem Ersten Weltkrieg in mühevoller Kleinarbet verkleinert. Gühend gemachte Stücke wurden abgebrochen. Der Schwengel dürfte unverändert beibehalten worden sein. Ziel der Verkleinerung war, die alte Glocke klangmäßig dem neuen Geläute anzupassen. Foto: Martin Wörgötter (1969) Heiligen Ägidius und Silvester geweiht ist, besitzt eine Glocke, die den seltenen Namen "Hei- denglocke" führt Daß die Giok- ke vom verfallenen Heidenschloß kommt, ist in Reith alt überlie- fert. Die Glocke hat die Funktion eines Sterbeglöckleins zu erfül- len. Sie ist in keiner Glockenkar- tei enthalten, es gibt über sie keine amtlichen Unterlagen. Es heißt im "Reither Buch" auch, daß die sagenhafte Heidenglok- ke eine Inschrift trägt, "die bisher niemand entziffern konnte." Die überlieferte Herkunft der Glocke und ihre seltsame Inschrift reiz- ten natürlich zu einer Nachschau, die am 3. November 1992 erfolg- te. Die Heidenglocke hängt als oberste im Glockenstuhl des Kirchturms. Um sie zu untersu- chen, bedurfte es des Hinaufldet- tems, aber auch dann war der Standplatz äußerst unbequem. Die Glocke ist samt ihren Henkeln 65 cm hoch; unten mißt der Durchmesser 61 cm. Ur- sprünglich war sie aber viel grö- ßer. Man hatte sie "abgezwickt", wohl um sie anderen Glocken klangmäßig anzupassen. Abgesehen von einem 3 cm breiten, geschlossenen Schrift- band um die ganze Glocke sind keine Ornamente vorhanden. Anfangs rätselte ich, doch dann gelang es, das Wort "Maria" zu entziffern. Dies war dann auch der Schritt in die richtige Rich- tung. Die Schrift ist in Wirklich- keit viel schwieriger zu lesen als meine Kopie. Durch eine Abguß wäre sicherlich eine bessere Wiedergabe möglich. Zwischen den einzelnen Wör- tern finden sich z. T. zarte Blatt-, Gras- und Blumenorna- mente. Nach em Glockenspruch war die Glocke der Gottesmu:ter geweiht und denuach als "Ave- Glocke' dazu bestimmt, dreimal täglich zum Gebet zu rufen. DDrt, wo man den Kopf zwi- schen Gebälk und Glocke nicht mehr hineinzwängen kann, steht die Jahrzahl: die beiden ersten Das Dorfzentrum von Reith gegen das Kaisergebirge. Links von der Kirche ist der Pfarrwidwn mit dem Obstanger, rechts der "Reither- wirt"zlI sehen. in derSage von den "Heidnischen Fräulein "spieltdie Pfarrmad eine Rolle. Foto aas "Die Kunst in Tirol" von Dr. Erich Srrohmer, "Aus Kitzbü- hels Umgebung" (Band 2), Aufnahme von der BundeslichtWldselle in Wien ('un 1920). Die sogenannte "Heidenglocke" ist durch vier nachschraubbare Eisenbänder an einem Glockenjoch befestigt und ir. gewöhnlichen Zapfen gelagert. Sie hängt als oberste G.'ocke in dem sehr alten Turm, der vermutlich schon zur Zeit des gotischen Presbyteriums der Kirche bestanden hat. Die bis 1992 nicht entzifferte Umschrift sieht man im obersten Bereich des Glockenmantels. Fo:o: Martin Wörgötter (1969) Ziffern sfrd ein römischer Einser und eir Fünfer (IV), die beiden letzten sind arabisch (16), was 1516 egbt. Die angebliche "Hei- denglicke" ist zur Zeit des Kai- sers Maximilian gegossen wor- den. Nach der Jahreszahl kann sie nie im sageniiaften "Heiden- schlößl" gewesen sein Näherlie- gend scheint mir, daß das Hei- denglökl früher im Kapellen- turm des Schlosses t,'1inichau gehangen wäre. Die Schloßkapelle war ein- stmals der Gottesmutter Maria geweiht, die Münichauer sprach- en von einer "Unser Lieben Frau- en Kapelle". Das Kapelleninventar von 1584 führt auch eite Welerglok- ke an; noch 1814 wirc unter Dach eine Kapellenglocke angeführt (vgl. K. Kogler, KitzUüheler Edelsitze, Stadtbuch Kitzbühel, Band III, S. 371 - 374).
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