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Bezirkkankenhaus St. Johann: Hier ist man .iber die Landsentscheidung schockiert Fo: CSA Der A bswrz forderte day Leben eines sechsjährigen Kindes SAMSTAG, 26. AUGUST 1995 LOKAL-ANZEIGER SEITE 3 Orthopädie im KH St. Johann muß schließen Jetzt wird doch eine Abteilung aufgelassen - wie wird die Bevökerung künftig versorgt? ST. JOHANN. Im Februar berichtete "Der Anzeiger" ex- klusiv über Pläne von Gesund- heitsministerin Krammer (SP), einige Abteilungen des Bezirks- krankenhauses St. Johann zu schließen. Jetzt ist es soweit - die Orthopädie wird aufgelöst und nach Kufstein ausgelagert. Dies beschloß vergangene Woche die Tiroler Landesre- gierung, die 19 Verbandsge- meinden und die Kranken- hausführung sind empört. Von Chris Salvenmoser Streng vertraulich war der Krankenanstaltenpian der Ge- sundheitsministerin Christa Krammer im Frühjahr. Als "Der Anzeiger" dennoch Details in Er- fahrung brachte und exklusiv über die ministeriellen Pläne in- formierte, war die Bevölkerung im Bezirk entrüstet. Das hoch- moderne Spital, das erst vor wenigen Jahren errichtet worden war, sollte mittelfristig um die Orthopädie, Urologie, Kinder- und HNO-Abteilung zwangsver- kleinert werden! Diese Vorschlä- ge waren unvorstellbar. Die Lo- kalpolitik stellte sich geschlos- sen vor das Krankenhaus, das er- folgreich arbeite und ebenso wirtschafte, wie der ärtzliche Leiter, Primar Dr. Peter Baum- gartl, immer wieder beteuerte. Gesundheits-Landesrätin Eli- sabeth Zanon (VP) beschwich- FIEBERBRUNN. Am Freitag, den 12. August, endete für eine Wiener Urlauberfamilie schon die Anfahrt zu einer geplanten Bergwanderung mit einer Kata- strophe. Gemeinsam mit Verwandten fuhr eine vierköpfige Wiener Familie mit zwei Autos auf ei- nem Güterweg zur Burgeralm, um von dort eine Wanderung zum Spielberghorn zu unterneh- men. Knapp vor dem Ziel über- fuhr das erste Auto eine Boden- welle, während der Wagen der Wiener Familie dort hängen- blieb. Beim Anfahren dürfte das Auto weggerutscht sein und ist dann über eine steile Böschung rund hundert Meter in eine Schlucht gestürzt. Das total zer- trümmerte Fahrzeug blieb im Spielbergbach liegen. Während das Wiener Ehepaar tig--e: Der Krammer-Plan sei nur ein Diskussionspapier, Konkre- tes sei noch nicht entschieden werden. Doch bereits damals mache Zanon unmißverständ- lich klar: Kleine Abteilungen mußten entweder ausgebaut werd--r- oder zusperren. Vergangene Woche wurde ein Tel der St. Johanner Befürch- :ungen Realität: Die Tiroler Lan- md der neunjährige Sohn mit - -eilweise schweren Verletzungen davonikamen, wurde der sechs- ährige Sohn im Heckfenster des Autos eingeklemmt und dabei getötet. Der Melker der Burgeralm, der Zeuge des Unglücks war, alar- mierte den Hüttenwirt und dieser verständigte sofort die Gendar- merie. Die Bergung gestaltete sicn wegen des steilen Geländes selr schwierig. Um die Verletz- :en bergen zu können, mußten ?erscnen und Geräte zur Unfall- stelle abgeseilt werden. Nach- dem :1er tote Bub und die Ver- letzten mit der Bergeschere befreit worden waren, wurden sie vri "Christophorus 4" mit dein Seil geborgen und ins Kran- kenhaus St. Johann geflogen bzw. mit der Rettung abtrans- portiert. Geplante Bergwanderung endete für Wiener Familie mit Tragödie c.esregierung hat die Auflassung cer Orthopädie (14 Betten) be- schlossen. Diese wurde erst vor eineinhalb Jahren - auf Landes- wunsch - installiert, Als Vorstand konnte der Spezialist Dr. Robert Siorpaes gewonnen werden. Das im Bau befindliche Bezirkskran- kenhaus Kufstein soll die Ortho- pädie-Leistungen nach Fertig- stellung übernehmen. In einer Krisensitzung verur- teilen die 19 Verbandsgemein- en den Alleingang des Landes: "Die Entscheidung fiel ohne In- fDrma:ion der Gemeinden oder der KH-Leitung.", entrüstet sich Primar Baumgartl. In einer ge- n- einsameii Erklärung sprechen sich die Gemeinden gegen die Konzentration in Kufstein aus, "da sich bereits bei anderen P-o- jekten die Problematik zu großer Einheiten gezeigt hat." In St. Johann will man die Flin- te noch nicht ins Korn werfen und tritt die Flucht nach vorne an: 'Unsere Gemeinden sind bereit, die Orthopädieabteilung auf 40 bis 44 Betten aufzustok- ken", enthüllt Baumgartl. Damit würde St. Johann den Bedarf für das gesamte Tiroler Unterland decken. Wenn das Land den Bundes- Zentalisierungswünschen treu bleibt, sieht Dr. Peter BaLmgartl die orthopädische Versorung im gesamten Bezirk gefährdet: "Auch eine Facharztpraxis ist nur mit entsprechender Operations- möglichkeit zu führen!"
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