Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
!VIw*gräfin Margarete Mau/rasch, B.onccb-ivie von Sep/) Dang/, Kitz- bühel, auf dem Jubi1äumsbrrnnen, "Kitzb.ihei, 197] 706 Jahre Stadt", vor dem Rathaus SAMSTAG, 18. NOVEMBER 1995 LOKAL-ANZEIGER SEITE 37 Die älteren Stadtrechtsquellen von Kitzbühel VIII. Teil und Schluß Nach dem Ableben von Her- zog Ludwig des Reichen (+ 1479) bestätigte dessen Sohn Herzog der Reiche als neuer Landesfürst mit Urkunde vom 26. April 1479 dem Bürgermei- ster, dem Rat und der Gemeinde der Stadt Kitzbühel auf die Hul- digung hin alle Privilegien und Freiheiten. Aus der Wende des Mittelal- ters und der Neuzeit, aus dem Jahre 1503, ist uns noch eine umfangreiche Satzung der Bür- ger über die Markt- und Gewer- beverhältnisse erhalten, die am 6. Februar durch Zusammenwir- ken des damaligen landesfürst- lichen Pflegers Wilhelm von Münichau, aber auch als Land- und Stadtrichter, des Bürgermei- sters Wolfgang Holnsteiner, des Rates, einer Anzahl Bürger und je eines Abgeordneten aus jeder Zunft zu Stande kam. Diese Sat- zung beschäftigt sich eingehend mit dem Kaufhandel innerhalb und außerhalb der Bannmeile, stellt Bestimmungen über die städtische Frohnwage und den Wägezwang auf, sucht den "Für- kauf', das ist den Kauf zum Zweck des Wiederverkaufes, einzuschränken, der nach der all- gemeinen Anschauung des Mit- telalters, weil er den Preis unnö- tig verteuere, schädlich sei, ent- hält ausführliche Metzger-, Bäk- ker, Müllner- und Wirtsordnun- gen mit detaillierter Fleisch- und Brottaxe, regelt Maß - und Ge- wicht und noch manche andere Seite städtischen Zusammenle- bens. Diese Satzung des Jahres 1503 ist die letzte bedeutungsvolle Äußerung der Gemeindeautono- mie von allgemeinerem Charak- ter. Denn mit Beginn der Neu- zeit hat die Weiterentwicklung städtischen Lebens auf Grund der Gemeindeautonomie so ziemlich ihr Ende erreicht. An deren Stelle tritt die landesfürst- liche Gewalt, welche in ihrer Machtvollkommenheit in alle Zweige des gesellschaftlichen Lebens eingreift und auch die früher der Regelung durch die Gemeindeautonomie unterlie- genden Gebiete an sich zieht. Die Teilnahme König Maximi- lians 1. an dem nach Aussterben der Linie Bayern-Landshut (1903) entbrennenden bayeri- schen Erbfolgestreit (1503 - 1505) hatte die dauernde Verei- nigung Kitzbühels und dessen Schwesternstädte Kufstein und Rattenberg mit Tirol zur Folge. Die Stadt Kitzbühel, welcher der neue Landesfürst König Maxi- milian 1. mit Urkunde vom 1. Jänner 1506, ebenso wie seine späteren Nachfolger die herge- brachten Rechte und Freiheiten vollinhaltlich estä:igen, ht seit dieser Zeit die äußeren Schick- sale Tirols geteilt und kam so auch vorübergehend in den Jah- ren 1806 - 1814 wiederum an Bayern. Auf ceir Rechtsgebiete hat es aber, gleich Kufstein und Rattenberg, gegeiüber dem üb- rigen Lande Tirol bis in die neue- ste Zeit herein e--ne gewisse Son- derstellung eingeaommeri, in- Tirol entstand oekanntlich aus dem Zusammenschluß mehrerer Gebiete um die Mitte des 13. Jahrhunderts. Es hesaf3 aber da- mals noch nicht seinen jetzigen Umfang. So gehörte z. B. der Gerichtsbezirk atrei in Osttirol bis 1805 zu Salzburg, ebenso das rechtsufrige Zillertal und 1-lopf- garten. Die Besitzungen der Bis- tümer Brixen und Trient waren bis 1805 reichsunmittelbar. Dies nur zum Überblick. Die drei Städte Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg gehör- ten vor der Ehe des Markgrafen Ludwig von Brandenburg mit Margarete Mailtasch am 10. Februar 1342 zu Bayern. 1350 war Rattenberg dem Konrad Kuniniersbruckcr von den genann:en Eheleutert 'er- pfändet worden. 1356 hat Markgraf Ludwig dem hier der ate Rechtszustand, wie er insbesc.ndere in dem un- ter dera Namer. 'Buchsag" auf- tretencet Stadt und Landrechts- buch Kaiser Ludwigs niederge legt ist, auch emerhin aufrecht blieb. Die Geitung der tiroli- schen Landesordaungen war ur- sprünglich ausirücklich ausge- schlossen, später aur deren sub- sidire Kraft anerkannt. Erst die Einführung des österreichischen bürgerlichen Gesetzbuches im Jahre 1814 hat der alten Rechts- zustand beseiiit und Rechtsein- heit eschafUen. Verfasser: Recathistoriker Prof. Dr. Ferdi- nand Kogler, 1872 - 1944. seiner Gemahlin Kitzbühel und Kufstein bis zu ihrem Tod ver- schrieben. Durch ihre Ehe- schließung war Tirol wohl mit Bayern mehr verbunden, die Verwaltung blieb aber getrennt. Nach dem Tod Ludwigs von Brandenburg mn Jahre 1361 er- hie--t Margarete Maultasch die drei Städte as Witthum. Die Tiroler Stimde bestimmten daher nach cern am 2. Septem- ber 1363 erolgten Ausspruch die Einkünf:e der Markgräfin, dabei wurden cic Einkünfte der drei Städte den Österreichern zugesprochen. Vorher ging der Tod des einzigen noch lebenden Sohnes von Lud vig und Marga- rete am 13. Jänner 1363, was zu den 3U:4 der S echshundertj ahrfei- er von Tirols Zugehörigkeit zu Oste -reich im Jahre 1963 zu den bekannten Ereignissen führte. Mit 1. Oktober 1 363 sollen nun die Güter, die Margarete Maultasch in Bayern hat, an Osterreich fallen, ebenso wir Ti- rol und Görz. Mit 12. Oktober 1363 soll Margarete Maultasch aber dem Kummersbrucker nicht enthau- sen. Es kam aber noch zu vielen Streitigkeiten: Im Dezember 1363 rückten die Bayern noch einmal über die Grenzen und kamen über Zirl bis Rattenberg. Nur Innsbruck und Hall schlu- gen alle Angriffe ab. Im Februar 1364 war ein Frie- denskongreß in Prag: Kaiser Karl IV. bestätigte die Ubergabe Tirols an Osterreich. Darauf ent- sagten auch die beiden Markgra- fen von Brandenburg am 8. Mai 1364 allen Ansprüchen auf Ti- rol und schlossen ein Bündnis gegen Herzog Stefan von Bay- ern. Die Herzöge von Bayern aber kämpften weiter, erst am 12. September 1365 wurde ein Waf- fenstillstand geschlossen. Strei- tig war Rattenberg. Am 27. Juli 1365 war unter- dessen Rudolf IV. in Mailand gestorben. Es blieben seine bei- den jungen Brüder Albrecht und Leopold zurück (16 und 14 Jah- re alt). 1368 drang wieder ein bayeri- sches Heer in Tirol ein. Brixen und Bruneck leisteten Wider- stand. Am 29. September 1369 wur- de endgültig Friede geschlossen. Die Habsburger zahlten 116.000 Taler an Bayern. Sie verpflich- teten sich auch, Margarete Maul- tasch zur Rückgabe von Kitzbü- hel, Kufstein und ihren übrigen bayrischen Gütern an die Herzö- ge von Bayern zu bewegen. Vier Tage später, am 3. Oktober 1369, starb Margarete Maultasch. Kitz- bühel blieb sodann wieder bay- risch von 1369 bi 1507, also 138 Jahre. Erst 1507 kamen am Ende des bayrischen (Landshuter) Erbfolgekrieges auf dem Reichs- tag zu Kostnitz am 2. Juli "als Ersatz für die Kriegskosten" Rat- tenberg, Kitzbühel und Kufstein an Kaiser Maximilian. Nach Stolz wurden die drei Bezirke schon 1504 - 1506 von der Her- zogen von Bayern an Kaiser Maximilian übergeben. Dr. Johann Granichstaedten- Czerva, Protokoll vom 20. Au- gust 1963, an den "Kitzbüheler Anzeiger". Über das Schicksal von Kitzbühel, Kufstein und Rattenberg im späten Mittelalter
< Page 37 | Page 39 >
< Page 37 | Page 39 >