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SEITE 18 LOKAL-ANZEIGER SAMSTAG, 30. DEZEMBER 1995 Vortrag von Dkfm. Dr. Josef Ziepi anläßlich des 40-jährigen Beste- hens der Vereinigung der Tourismusverbände Kitzbüheler Alpen Festakt am 30. November in der Wirtschaftskammer Kitzbühel Nach einer Gedenkminute, in Erinnerung an den Gründerob- mann der Kitzbüheler Alpen Werbegemeinschaft, Alt-Natio- nalrat Kaufmann Max Werner sen., an den Gründergeschäfts- führer Kurdirektor Baron Carl von Mensshengen, sowie an alle verstorbenen Gründungsmitglie- der und Tourismus-Pioniere der Nachkriegsjahrzehnte, in Anwe- senheit der Tourismusfunktionä- re aus dem gesamten Bezirk und dem Nachbarbezirk Kufstein, vieler Bürgermeister und Ge- meinderäte, Bergbahnen-Ge- schäftsführer, Reisebürounter- nehmer und einer außerordent- lich großen Anzahl von Gastro- nomen und Hoteliers, und nach der Begrüßung der EHRENGÄ- STE von Land und Bezirk, so- wie der Presse, durch Geschäfts- führer Vorstand der Kitzbüheler Alpen, Dir. Hermann FER- CHER, Kitzbühel, und nach dem beeindruckenden Referat des neugewählten Obmanns Dir. Mag. Peter WALLNER, St. Jo- hann, hielt der 7 Jahre als Ge- schäftsführer und 24 Jahre als Obmann der Vereinigung der 22 Tourismusverbände Kitzbüheler Alpen tätig gewesene, nunmeh- rige EHRENOBMANN der Ver- einigung, Dkfm. Dr. Josef ZIEPL, Westendorf, den nach- stehenden Vortrag: Wie jeder Unternehmer weiß, führt nicht alles was man tut zum Erfolg, wie man sich das erhofft und erwünscht. Eigenfehler, wo gearbeitet wird fallen Späne, aber vorallern auch starke Kräf- te von außen, denen der Einzel- ne nur mühsam widerstehen kann, brechen Konjunkturen und drängen ganze Branchen in die Defensive. In einer solchen Pha- se des Rückganges und der Um- orientierung befindet sich der österreichische Tourismus. Las- sen Sie mich gerade im Rahmen unserer FEIERSTUNDE einige Gedanken dazu zum Ausdruck bringen: Wir sind es gewöhnt, den Schwierigkeiten ins Auge und nicht an ihnen vorbei zu schauen. Das Krankjammern und das Erzeugen von Katastro- phenstimmungen hilft uns nicht weiter. Was uns weiterhelfen würde, wäre meines Erachtens, die vermehrte ZUSAMMEN- ARBEIT über die Orts-, Regio- nal- und Bundesländer-Grenzen hinweg, und die gemeinsame Durchführung, gemeinsam erar- beiteter Strategien, draußen, wo das KLEINE sich verliert und nur das GROSSE unter GROS- SEN Aufmerksamkeit erzeugt. Was folglich dringend notwen- dig erscheint, ist eine exakte, kla- re Standortbestimmung unseres Landes im Welttourismus. Dar- aus erst läßt sich eine langfristi- ge WERBE- und MARKE- TING-STRATEGIE für Oster- reich als SPORTLAND, ERHO- LUNGSLAND und KULTUR- LAND ableiten. Dies erfordert, meiner Meinung nach, eine kla- re Dreiteilung, in eine SOM- MER-LINIE mit Sport und Er- holung, in eine WINTER-LINIE mit Sport und Erholung und in eine KULTUR-LINIE; wobei die SOMMER- UND WINTER- Sport- und Erholungslinie von den Sport- und Erholungs-Bun- desländern stark beeinflußt und mitgeprägt werden sollte, dort sind nämlich die PROFIS zu Hause und die KULTUR-Linie wohl von WIEN, SALZBURG und den anderen bedeutenden Städten wesentlich mitbestimmt werden müßte, weil eben dort auch die PROFIS zu Hause sind. Dabei sollte man sich die enor- men Erfahrungswerte der mitt- leren und unteren Tourismus Ebenen, das heißt der REGIO- NEN, VERBÄNDE und UN- TERNEHMUNGEN, welche die Generallinien mittragen, zunut- zemachen. Wenn sie das nicht tun, ist jede Bemühung, wie man an jüngsten Ereignissen ablesen kann, früher oder später zum Scheitern verurteilt. An der DREITEILUNG der Werbung und des Marketings führt kein Weg vorbei: denn im WINTER haben wir das HAPPENING, das im Sommer im Süden abläuft, für uns gepachtet. Im Winter ist das Publikum jünger und daher auch aktivistischer. Unser Land ist die Wiege des alpinen Ski- Sports, mit der weltweit aner- kannt besten Lehrmethode und mit dem größten Angebot an Seilbahnen und Liften. Neue Wintersportarten kommen hinzu, was das Angebot anreichert und noch mehr Bewegung in das Sport- und Gesellschaftsleben bringt. Aber der Skilauf im klas- sischen Sinne lebt nach wie vor. Die Prozente an skilaufenden Gästen, die wir in den letzten Jahren eingebüßt haben, haben nicht von heute auf morgen das Skifahren eingestellt, nein, sie fahren nach wie vor Ski, aber in den USA und in KANADA und in FRANKREICH. Dagegen muß das Wintersportland Oster- reich, und insbesondere Tirol, mit globalernen Angeboten und einer einladenderen Werbung, vor allem im europäischen Hart- währungsblock, aber auch in den Anlieger-Ländern ankämpfen. Wir werden zwischen dn Ver- mietern, Verbänden, Skischulen, Seilbahngesellschaften und Re- gionen, aber auch zwischen Bun- desländern, neue und größere Modelle der Kooperation finden und ausbauen müssen. Ich glau- be nicht, daß wir uns getrennt, ohne uns zusammenzuschließen, gegen die großen, globalen An- gebote noch durchsetzen wer- den. Viel eher bleiben wir auf der Strecke, weil wir gegenseitig ausgespielt und ausmanöveriert werden. Abgesehen von größe- ren Ebenen der Zusammenarbeit erscheint es mir unerläßlich, daß vom Wintersportland Osierreich eine WINTERBOTSCHAFT in die Welt hinausgeht! Diese Bot- schaft kann, in meinen Augen, nur OLYMPISCHE WINTER- SPIELE heißen. Als Ret1isator dieser Botschaft kann TIROL am glaubwürdigsten auftreten. Al- lerdings wird es in absehbarer Zeit, das heißt bald, zu ener of- fiziellen Bewerbung kommen müssen, wenn wir die CHANCE wahrnehmen wollen. Zuwarten, hinausschieben, lavieren wird den Ruf Osterreichs als Winter- sportland nicht heben und uns auch keine Olympischen Spiele bringen. Für die SOMMERSAISON, der ich in unserem Lande, das heißt in Osterreich und insbeson- dere in Tirol, große ZulKunfts- chancen einräume, gilt für mich erstens die Aussage unseres Lan- deshauptmannes und Landesra- tes für Tourismus, Dr. Wendelin Weingartner, wenn er sagt, wir sollen das anbieten, was wir ha- ben, und zweitens: die wissen- schaftlich begründete FEST- STELLUNG der touristischen Fakultät der Universität im deut- schen Trier, die nach jahrelangen Untersuchungen und Befragun- gen von Stadt- und Industrie- menschen feststellt, daß die grü- nen Ziele, mit den gemäßigten Klimata, aus Gesundheitsüberle- gungen in der Zukunft stark an Anziehungskraft gewinnen wer- den. Für diese Menschen, das sind viele und werden immer mehr, haben wir viel, sehr viel zu bie- ten: eine wunderbare, grüne, Landschaft, die ihre Einmalig- keit in den drei Jahreszeiten FRÜHLING, SOMMER und HERBST findet, die klimatisch, gemäßigten, Höhenzonen, eine ausgezeichnete, touristische In- frastruktur, die nach wie vor so- lide, gute, Gastronomie und Ho- tellerie, ein dichtes, kulturelles Angebot und die österreichi- schen Menschen mit ihrer Menschlichkeit. Lassen Sie mich meine Uber- zeugung, an der Aussage einer der berühmtesten Persönlichkei- ten Europas und einem der treu- en Stammgäste Ostereichs, dem deutschen Bundeskanzler Dr. Helmut KOHL, unter Beweis stellen: Auf die Journalistenfra- ge heuer im Sommer, warum er und seine Gattin seit 25 Jahren in Osterreich, das heißt im Salz- kammergut, Urlaub machen, sagte der Bundeskanzler unseres größten und bedeutendsten Gä- ste-Herkunftslandes: "WEGEN DER HERRLICHEN LAND- SCHAFT, DES GROSSEN ER- HOLUNGSWERTS UND DER NETTEN LEUTE!" Die beste Marktanalyse könnte nicht bes- ser sein! Vielleicht darf ich das als Osterreicher so formulieren, daß es uns nur gelingen müßte, das was unsere Bundeshymne im ersten Satz zum Ausdruck bringt, "LAND DER BERGE, LAND DER STROME, LAND DER ÄCKER, LAND DER DOME", akustisch und visuell so umzu- setzen, daß es der von uns UM- WORBENE versteht, ihn die Botschaft erreicht und erregt, Teil seiner Überlegungen und Entscheidungen zu Gunsten Osterreichs, Tirols und unserer Regionen wird. Ein solches GRÜNES ZIEL sind die Kitzbü- heler Alpen, der Wilde Kaiser, die Wildschönau, sind viele Re- gionen Tirols und große Gebiete Osterreichs. Und wir können es im vermehrten Maße noch wer- den. Jedoch sind wir auch hier und auf diesem Felde des touri- stischen Angebotes nicht mehr alleine! An Irland, der Westkü- ste Englands, Schottland, Nor- wegen und Schweden erwachsen
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