Kitzbüheler Anzeiger

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X¥|1 m Heimatkundliche Beilage des "Anzeiger" mit Beiträgen über Volkstum, Geschichte, Volksleben, Kultur und Natur Schriftleitung Hans Wirtenberger Nr. 4 April 1996 6. Jahrgang Dekan als Schul- und Fremdenverkehrspionier Matthäus Hörfarter (1817 - 1896) aus Kossen zum Gedenken Als Priester ein edler Friedenshirte, als Bürger ein Vorbild von Gemeinsinn, gab er der Jugend Bildung, den Schwachen Hilfe, den Bergen Freunde - alle bereichernd, außer - sich selbst. Drei Jahre nach dem Tod von Dekan Dr. Matthäus Hörfarter schrieb - vermutlich der damals sehr bekannte, zeitweise in Kuf­ stein lebende Dichter Martin Greif, der zum Münchener Dich­ terkreis um König Max II. von Bayern gehörte - diesen Text für das Denkmal für einen ungewöhnlichen Mann, dem hier das Gedenken anläßlich der hundertsten Wiederkehr des Todesta­ ges gilt. Priestertum anzustreben. Er wandte sich an den neuen Fürst­ erzbischof Friedrich Johann Fürst Schwarzenberg in Salzburg um Hilfe. Der Kirchenfürst er­ möglichte Hörfarter das Studium der Medizin in Wien. Die Finan­ zierung übernahm Fürst Schwar­ zenberg. Zum Priestertum kam Hörfar­ ter auf ungewöhnliche Weise. Eines Tages war er unter dem Verdacht, einen Raubmord be­ gangen zu haben, verhaftet wor­ den. Er gelobte sich dem geistli­ chen Stand zu widmen, wenn seine Unschuld erwiesen werde. Das geschah, Hörfarter trat in das Priesterhaus in Salzburg ein und wurde am 1. August 1842 zum Priester geweiht. Der erste Dienstposten war Mittersill im Pinzgau. Er über­ anstrengte sich und erkrankte. Die Ärzte hatten ihn aufgegeben, Hörfarter zog sich nach Kössen zurück und genas. Wahrschein­ lich hatte er eine Lungentuber­ kulose mit der natürlichen Le­ bensweise und der Mitarbeit in Feld und Wald besiegt. Kardinal Schwarzenberg übertrug ihm die Stelle des Subregens im Priester­ haus in Maria Kirchenthal bei Lofer. Nach dreijährigem Wir­ ken erhielt Hörfarter eine unge­ wöhnliche Aufgabe. Kardinal Schwarzenberg, seit 1849 in Prag tätig, empfahl ihn als Leh­ rer des Fürsten Heinrich Karl von Löwenstein-Wertheim in Klein-Heubach. Der Erzieher sollte "strenggläubig und so li­ beral als möglich" sein. Hörfar­ ter unternahm in Gesellschaft des jungen Fürsten Reisen nach Bel- Von Hans Wirtenberger Matthäus Hörfarter kam am 11. September 1817 zur Welt, ln den Matrikenbüchern der Pfarre Kössen ist als Mutter Barbara Hörfarterin, als Vater Kaspar Berger, beheimatet auf dem Hof Berger zu Walchsee, eingetra­ gen. Die Familie Hörfarter besaß den Bauernhof "Aigen am See" (auch "Aigner") in der Fraktion Kranzach der Gemeinde Kössen. Der Bauernhof liegt am Walch­ see beim Eingang des Habersau­ tales. Matthäus Hörfarter war ein eher .schwächliches Kind, aber aufgeweckt und daher an der Volksschule in Walchsee ein Spitzenschüler, sodaß er für das "Studieren" geeignet erschien. Er absolvierte das von Franziska­ nern geführte k.k. Gymnasium in Hall, wo Pater Dismas Tuzer Direktor war. P. Tuzer war vor 1825 Gymnasialdirektor in Bo­ zen und galt als pädagogische und fachliche Autorität. Vermutlich ziemlich am An­ fang seiner Gymnasialzeit hatte Matthäus Hörfarter einmal Schwierigkeiten in Latein und brannte deswegen in die Heimat durch. Er hatte beschlossen, im Teufelswurzgraben im Kaiserge­ birge Einsiedler zu werden. Dazu kam es aber nicht, er schloß das Gymnasium ab, das damals sechs Jahre umfaßte, und beleg­ te die philosophischen Kurse an der Universität Innsbruck. Nun stand die Berufsentscheidung an. Hörfarter sah sich außerstande, das von der Mutter gewünschte B Uebopen 11. September 1817.-Qestorben 28.Appil 1896. gien und Italien und konnte Stät­ ten des klassischen Altertums kennenlemen, erhielt aber auch weltmännische Umgangsfor­ men. In Rom erwarb er anläßlich eines längeren Aufenthalts das Doktorat der Theologie. Als man ihn für einen Anhänger des "Re­ formkatholizismus" hielt, entließ man ihn im Haus Löwenstein- Wertheim mit einer lebensläng­ lichen Pension. Erzbischof Max Josef von Tar- noczy berief Hörfarter 1853 an die Lehrkanzel für Fundamental­ theologie und Metaphysik nach Salzburg und machte ihn zum Subregens im Priesterhaus. Zu­ dem wurde Dr. Hörfarter zum Kanonikus des Kollegialstiftes Mattsee gewählt. 1857 kam die Aufgabe eines Dompredigers dazu. Nach sechs Jahren an der Uni­ versität endete die Tätigkeit Hörfarters ungewöhnlich. Weil er aufgefordert worden war, nicht mehr die Ideen des Re­ formkatholizismus zu lehren, legte er aus Überzeugungsgrün­ den die Professur nieder. Der Erzbischof bot ihm drei Pfarrei­ en zur Auswahl. Hörfarter ent­ schied sich für Kufstein. Am 18. September 1859 hielt Hörfarter in Kufstein die An- ß
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