Kitzbüheler Anzeiger

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trittspredigt. Er versprach der Pfarrgemeinde nur den Frieden und verabscheute - im Gegensatz zu vielen Priestern seiner Zeit - die Kanzel als Platz für die Ver­ breitung politischer Ideen. Dr. Hörfarter war für ein Jahrzehnt auch Schulinspektor des Deka­ nats, kam die.ser Aufgabe auch redlich nach, wenn er auch ein entschiedener Gegner der "Kon­ kordatsschule" war. Dem Schulwesen widmete Dekan Hörfarter viel Aufmerk- samtkeit. Er gründete eine weib­ liche Fortbildungsschule, legte Schulgärten an und erweiterte den geographischen und natur­ kundlichen Unterricht. Lebens­ länglich war der Dekan Obmann des Volksschulvereins der Stadt Kufstein, der arme Kinder mit Kleidern und Lebensmitteln ver­ sorgte. Die bahnbrechendste Tat war die Gründung des ersten Kinder­ gartens in Tirol in Kufstein, der am 7. Oktober 1870 eröffnet wurde. Zwei Jahre später wurde eine Kindergärtnerinnen-Bil- dungsanstalt installiert, die eben­ so Vorbildcharakter hatte, aber ebenso wie der Kindergarten hart umkämpft war. Kufslein nahm nach der Eröff­ nung der Bahnlinie München - Innsbruck (1858) und noch mehr ab der Inbetriebnahme der Bren­ nerbahn (1867) sowie durch den Ausbau vor allem der Zement­ wirtschaft einen ungewöhnli­ chen Aufschwung. Der Dekan war in diese Entwicklung einge­ bunden. Er erkannte auch die Möglichkeiten des sich langsam anbahnenden Tourismus. So wurde er Gründer des Verschö­ nerungsvereins (1874) und des­ sen erster Obmann, und der Sek­ tion des Alpenvereins, die im Jahr 1877, wenige Monate nach der Sektion Kitzbühel, eingetra­ gen wurde. Dr. Hörfarter, der durch den aus Kramsach stam­ menden Professor Peter Carl Thurwieser (1789 - 1865) zum Bergsteigen gekommen war, war bis 1890 der 1. Vorstand der AV- Sektion Kufstein. Das Ausweichen des Dekans in vorwiegend weltliche Aufga­ ben war verständlich. Das Erste Vatikani.sche Konzil hatte 1870 dem Papst die Unfehlbarkeit auf dem Gebiet der Glaubens- und Sittenlehre zuerkannt, ln der Fol­ ge entstand, von München aus­ gehend, die Altkatholische Kir­ che. Auf Hörfarter wurde der Hinneigung dazu bezichtigt. Er­ bitterte Gegner im Klerus er­ reichten sogar, daß er seines Amtes als Dekan enthoben wur­ de. Dr. Hörfarter erklärte vor dem Erzbischof in Salzburg fei­ erlich die Unterwerfung unter das Dogma von der Unfehlbar­ keit des Papstes. In den letzten Lebensjahren widmete sich Dr. Hörfarter ver­ mehrt der sozialen Frage. Inner­ halb weniger Jahre war Kufstein, bisher eine Stadt der Bürger und Bauern, verändert worden und wies als zahlenmäßig starken Stand die Arbeiterschaft aus. Er war auch hier kein Theoretiker, sondern ein helfender Mensch. Seit 1869 sorgte er in Einhaltung eines Versprechens gegenüber einer Mutter, die acht Waisen zu­ rücklassen mußte, für eine Familie. Er bracht die Kinder in einem von ihm angekauften Haus am Kienbichl unter und sorgte für ihre Ausbildung. Der Heimatschriftsteller Prof. Rudolf Sinwel aus dieser Familie hat dem Gönner und Pflegevater eine Gedenkschrift gewidmet. Eine Berufung nach Rom lehnte Dekan Hörfarter ab, er wollte in Kufstein bleiben. Das Begräbnis wünschte er einfach, ohne Prunk und Aufwand. Im Testament setzte er die Schulschwestern von Vöcklabruck als Universal­ erben ein. Laut war die Klage, als er am 23. April 1896 nach kurzer Krankheit verstorben war. Das Begräbnis wurde besonders fei­ erlich gestaltet. Drei Jahre spä­ ter wurde ein Denkmal für den Dekan geschaffen, das im Sep­ tember 1899 an der Nordwest­ seite der Stadtpfarrkirche zum heiligen Vitus eröffnet wurde. In einer wilden Steingrube Festung und Bad Kienhergkiamm. Bild von Harrison Compton, 1903 zuführen, um darüber die Bäder zu erbauen. Da war der Berg ab­ zugraben, der Felsen niederzu­ brechen, um Platz zur Anlage der Gebäude zu gewinnen, die durch hohe Stützmauern gegen den Berg geschützt werden mußten. Da war erst eine solide Straße anzulegen... Der Dekan bekam unerwarte­ te Schwierigkeiten mit geistli­ chen Kollegen, die sich darüber beschwerten, daß Gäste jeder Weltanschauung im Bad unter­ gebracht werden. Gegen die Be­ schwerde beim Ordinariat fand der Kufsteiner Dekan ein für die Salzburger Herren einleuchten­ des Argument. Er rechtfertigte sich mit dem Hinweis auf den Peterskeller in Salzburg, dessen Gäste auch nicht nach ihrem Herkommen befragt würden. An "Hörfarters kühne Schöp­ fung" (Urteil im Kufstein-Füh­ rer von 1909) schloß sich im Verlauf der Jahre ein dichter Kranz von Villen und Landhäu­ sern an, die fast ausnahmslos auch für die Aufnahme von Fremden eingerichtet wurden. Bad Kienbergklamm hieß der aus mehreren Gebäuden beste­ hende Wasser- und Luftkurort, der in den Jahren 1876 bis 1879 am Fuß des Kienberges am Ein­ gang zur Kienbergklamm von dem "unternehmenden, men­ schenfreundlichen" Dekan Dr. Hörfarter erbaut wurde unc die Ära des regen Fremdenverkehrs für Kufstein eröffnete. Kien­ bichl, so schrieb der Dekan 1891, war der ödeste und verlassenste Teil von Kufstein. Aber auch ein Häuschen, bewohnt nur von ei­ ner alten Frau, stand dort, und der Quelle sagte man Heilwirkung für kranke Lungen und schwa­ che Lebensgeister nach. Da er schon lange mit dem Gedanken umging, für Kufstein eine Bade­ anstalt zu schaffen, erwarb er den Platz. Das Unternehmen verur­ sachte nicht geringe Schwier; g- keiten. Das ganze Terrain war ein wilder Steingraben, links Berg und Felswand, rechts das steini­ ge Rinnsaal in der Tiefe des Kienbaches. Dr. Hörfarter be­ schrieb die Erfordernisse so Da waren Mauern aus der Tiefe auf- Der erste Bergsteiger Kufsteins Der erste Bergsteiger in der Stadt Kufstein war Dekan Dr. Hörfarter. Der 43jährige Priester überschritt im Sommer 1860 mit einem alten Gemsjäger als erster Tourist den Grat vom Sonneck über Wiesberg zum Scheffauer. Er erzählte, daß sie dabei mit blutgeritzten Fußsohlen eine Felskluft überspringen mußten. Professor Rudolf Sinwel überlie­ ferte Hörfarters alpinen Leit­ spruch: "Berge muß man er­ schleichen, schweigsam und langsam." Dem Bergsteiger Dr. Hörfar­ ter ist die Schaffung der ersten Unterkunftshütte im Kaiser (Hinterbärenbad) zu danken. Wenige Stunden vor seinem Tod stiftete Dekan Dr. Hörfarter ei­ nen größeren Betrag zum Bau einer Badehütte in Hinterbären­ bad. h %
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