Kitzbüheler Anzeiger

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7er Kitzbühei'er Oriiaale, von links: Jo.ef JOchi (1900 - '965), Adaloerr Gras wander (1902 - 65), Baltlasar Jöchl (im Zweiten Weltkrieg gefallen), Josef Strinorucker (seit 1945 vermißt in Jugo- ski wien) Marut Jorlil, Jo,ve/ 10(1(1 uiu.1 Jakob ki i,icr als Stein si/n,'er (1956). Foto: Herta Waich von der Perchten usw. Dann gin- gen wir mit Vater spazieren, das war das Christkindl-Suchen. Mein Gott, war das alles schön! In der Krippe brannte ein Latern- ehen, alles roch nach Weihrauch, dann läutete ein Glöckchen und wir konnten zum Christbaum ei- len. War das eine Pracht und eine Se]igkeit! Die Geschenke waren so bescheiden: ein Paar Strümp- fe, ein Schtirzlstoff, die Puppe - immer die gleiche, aber sie hatte ein neues Kleidchen an, das Pup- penwagerl mit einem neuen Bett- zeug, die Buben erhielten einen Zug zum Aufziehen, einen Holz- baukasten, ein Paar alte Schi, die die Mutter geschenkt bekommen hatte, am Christbaum Zuckerl mit Seidenpapier eingewickelt, die alten Christbaumkugeln, En- gelhaar - dann wurde Stille Nacht, heilige Nacht' gesungen. Um II Uhr rüsteten wir uns zum Mettengehen. Oft war viel Schnee und es schneite so schön oder es war eine grimmig kalte Mondnachi. Nichi so schön war ein Tauwetter, da mußten die neuen Doggeln daheim bleiben. Wir nahmen das "Böckl" (Rodel) mit. Die Kirche war immer voll besetzt - am Ende erklang "Stil- ]e Nacht, heilige Nacht". Dann das herrliche Turmhlasen, das wunderschöne Glockengeläut. Brav und still gingen wir nach Hause und im Schlaf ging noch dieses Glück mit uns. Arme, arme Kinder, die so was nie er- leben durften! Und noch heut im Alter kommt einem vor, es ist erst gestern gewesen. Tausend Dank den guten Eltern, die uns trotz Armut diese Seligkeit erle- ben ließen. Und was ist jetzt? All die lieben Menschen leben nicht mehr, einer läuft am andern vor- bei, man ist so einsam geworden. So allein! Herrgott, tausend Dank für dieses wunderbar Er- lebte! Der Vater begann so um das Jahr 1926 mit dem Krippenbau. Er arbeitete in St. Johann heim Baumeister Filzer, den es ja schon lange nicht mehr gibt. Er mußte täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren. Einmal, es war schon Spätherbst, sagte er: "Heut hab ich euch was mitgebracht." Er packte sein Essengesehirr, eine sogenannte Menagesehale, aus, die war voll mit kleinen holzgeschnitzten Krippenfiguren und Schäflein. Er bekam sie von einer Bäuerin, wo sie in Arbeit waren, geschenkt. Das war der Anfang der heimischen Krippe. Ein Brettl. darauf wurden große und kleine Stockerl eingearbei- tet. Darüber kam ein grün ge- färbter, in Leim getauchter "Hut- ten" - besser gesagt Tuch - und fertig war die Landschaft. Fein zermahlenes Glas wurde darüber gestreut, ein Bächlein mit Glas- streifen ausgelegt, dazu kam noch ein Almhütterl und ein Käl- herscherm. Granglheeren und Almrosenstauden und Moos wa- ren die Vegetation. Die Mutter stickte ein Tücherl mit der Auf - schrift "Friede den Menschen auf Erden". So blieb die heimische Krippe bis ungefähr 1932. Dann kam die Zeit der Orientalischen Krippe mit Mueh Wieser, Adal- bert Graswander, Heinrich Zau- ner. Lambrecht und Besinger Josef (=Steinbrucker Josef), Messner Masehtei und Karrer Joggei. Als Stall ein Moderstock, Hügellandschaft, fein gefärbtes Sägemehl, Palmen (als Stamm kleine, auf Draht zusammenge- steckte Lärchenzapfen, die Blät- ter grün angestrichene Pappe). Jetzt kam die Frage, welche Fi- guren? Alle hielten zusammen und so wurden gemeinsam Figu- ren von Trautner in Innsbruck beschafft, natürlich nicht aus Holz die wären viel zu teuer gewesen. Der Vater bekam einen herri- ehen Eintergrund von Franz Perniochner in Theur, oft be- suchte er den Krippenvater Ja- hann Seisl in \Vörgl. Im iaär 1934 war eine große K:ipenaussteilung im Vereins- laus. Der Vater bracate seine Krippe auch Fin. Ich war jede freie Miute bei den Krippei, äamals zählte ich 10 Jahre. Ich er.nnere nich noch, wie ein paar Herrer. kamen und von Krippe zu Kr:ppe gingen und so auch zu unserer. Ich war schor ganz ner- vös, da sagten sie: "Wer hat dem diese Kripe gebaut?' Ich sagte: "Mein Tati!" Darauf saten sie: "Das ist eine der sehnsten, dein Vater kann was!" Jedes Jahr gingen w:r zu Fuß die Kirchenkrippen anschauen, in Oberndorf, :n Spital auf der Weitac, da war eine herrliche Seisl-Krippe, in der Dekanatski:- cac St. Jahann Mein ErLder und id - . verstarden schon so manches van den Krippen, konnten schon uierscheiden 2wischen gut und schlecht. Der Vater hatite viele Krippen, beint Weidner wurde ot eine ausgestellt; zwei Krip- pen kamen nach Amerika uni drei nach England. Ein ganz begeisterter Krippen- freund war dc: Besingen (Josef Steinbrucker). Das wa:ja cia so lieber Mensch mit einem Gemüt wie ein K:nd. Er sammelte cie sclönen Anklöpfilieder, kam zu Fuß zu Reimmi:hl unc bat eben um Texte wie "Wir wünschen gute Nacht", "Los, los, ziei Wo- feri eil nur gschwind!' cad viele mehr. Da war noch das Delika- tessengescääft hurnher, da bat erum leere Fischdoseri, iralte sie mit Gcldbronze an, schnitt ZaK- ken heraus, klebte Glasperlen hinein, die er von meiner Tante Uschl bekam, cie Goldstickerin war, und fertigte zum Sternsin- gen die Kronen. Aus ungebleich- tem Tach wcrden Kutten gemalt in verschiedenen Farben, mit Goldbandl verziert und die schönsten Känige waren fertig. Nachtrag: Man kann es nicht schildern, es geht nicht: Der Ver- gleich von damals mit heu:e. Es ab im Stactl kaum einen be- leuch:eten Christbaum, keine Weihrarhtshelcuchtung. Es war alles eher dunkel und dumpa, aber so schön. Wir waren alle voller Freude und eingespcnnen m Weihnachtszauber. Das gan- ze Land war ein Krippenberg und wir die Hir:en, aber das Je- sulein konnten wir nicht erset- zen, das kaw dann selber in der heiligen Nacht. Die Niederschrift, die in ihrer Spontaneität und Ursprünglich- eit w.a/i.' ei#mc4ig ist, ist nicht nur ein Stück K.'tzbüheler Krip- pengercichte, sondern auch ein sehr anschau!'iches zetge- schich liches Dokument über die Not derZwischenkriegszeit. Bar- bara Riesenfeilner geb. Jöchi ist eine Tochter der bekannten Jo- sefJöchl (1900 . 1965), der zu- saminen mit seinem Freund Ja- kob Kc. 1955) alsAnklöpf- ler und mit ihm ‚md der Tochter Maria JIchl (1934 - 1976) als Sterns.'nger weitum unterit'egs v;a,: Uber /.daibert Graswander, Krippen.!iue.'; Krippen figu ren - schnitzer und Obmann des Krip- peneereirs (1902 - 1965), war die Familie JOchl mit dem Krip- penvereinsgescbehen eng ver- bunder.. Barbara Riesenfeilner bewahrt diese Tradition. OSR Peter Brandstätter
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