Kitzbüheler Anzeiger

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Der Kössener Schulpionier und Heimatforscher Oberschulrat Josef Guggenbichler zur Vollendung des 80. Lebenskthres "Als ich an einem nebeligen Septembermorgen des Jahres 1948 mit dem Milchauto auf der holprigen Schotterstraße über Erpfendorf nach Kössen fuhr, um hier meinen Dienst als Leh- rer und Leiter der Volksschule anzutreten, glaubte ich, ans Ende der Welt zu kommen. Allmählich aber öffnete sich das enge Tal, der Nebel löste sich auf und die Herbstsonne tauchte den weiten Talkessel mit dem Kaisergebir- ge in ein mildes Licht. Ich war von der Schönheit der Gegend überwältigt, und als ich dann noch freundlichen Menschen begegnete und vom damaligen Bürgermeister Georg Kramer wohlwollend empfangen wurde, stand mein Entschluß fest: Hier möchte ich bleiben und mit mei- ner Familie heimisch werden". Im Nachwort zu seinem Werk "Kössen - Unser Heimatbuch" (herausgegeben von der Ge- meinde Kössen im Dezember 1991) hat der Autor den eingangs angeführten Absatz über seine erste Begegnung mit Kössen ver- ewigt. Kaum ein Lehrer im Bezirk kann auf ein so umfassendes Lebenswerk im Dienst von Schule und Offentlichkeit ver- weisen. Eine Darstellung kann daher auch nur bruchstückhaft sein. Josef Guggenbichler, geboren am II. Dezember 1915 in Kirch- berg, studierte am Borromäum, wo er 1936 abschloß. Nach Stu- dien der Philosophie in Salzburg besuchte er die Hochschule für Lehrerbildung in München. Vor dem Berufseintritt stand der Kriegsdienst. Guggenbichler kam erst im November 1947 aus russischer Gefangenschaft zu- rück. Er wurde als Lehrer an der Volksschule Kitzbühel einge- setzt, bis er schon 1948 Leiter der Volksschule Kössen wurde. Die geographische Lage des Ortes ermöglichte kaum einem Kind den Besuch der Hauptschule. Daher bot er eine ausgebaute Oberstufe mit erweitertem Ange- bot. Als die gesetzliche Lage zur Errichtung einer eigenen Haupt- schule zwang, überzeugte er die Gemeindeführung davon, daß eine eigene Hauptschule für Kössen und Umgebung gebaut wurde. Guggenbichler wechsel- te von der Volksschule in die Hauptschule und war dort Direk- tor von 1966 bis zum Ubertritt in den Ruhestand im Jahr 1980. In den ersten Jahren war er auch Leiter des Polytechnischen Lehr- gangs. Auf seine Initiative wur- de an der Hauptschule ein Schul- versuch mit leistungsdifferen- ziertem Unterricht geführt, der wegweisend für die "Neue Hauptschule" wurde. In Kössen war vorübergehend neben der landwirtschaftlichen Fortbil- dungsschule auch eine gewerb- liche Fortbildungsschule unter der Leitung von Dir. Guggen- bichler. Der Berufstitel "Ober- schulrat" war die größtmögliche staatliche Anerkennung für sein umfassendes Wirken. Mit großer Begeisterung widmete sich Gug- genbichler der Musikpflege. Er war ab 1948 Chorsänger und wirkte als stelivertretender Orga- nist, wofür er 1989 durch Erzbi- schof Dr. Georg Eder ausge- zeichnet wurde, in dem 1952 gegründeten Männergesangsver- ein übernahm er 1954 die Lei- tung und prägte diese aktive Chorgemeinschaft nachhaltig. Der Tiroler Sängerverband hat ihn dafür wiederholt ausgezeich- net. Josef Guggenbichler wurde bei der Gründung des Verkehrs- vereins im Sommer 1949 mit der ehrenamtlichen Geschäftsfüh- rung betraut. Im Jahr 1959 wur- de er in Würdigung seiner Lei- stungen zum ersten Ehrenmit- glied ernannt. Bei der Neuwahl im Jahr 1964 wurde der Schul- direktor Obmann des nunmehri- gen Fremdenverkehrsverbandes. Der bedeutendste Erfolg einer dreijährigen Amtszeit war die Finanzierung und der Bau des Waldschwjmmbades. Auch im Blumenschmuck leistete der Obmann Pionierarbeit. Josef Guggenbichler war jahrzehnte- lang Standesbeamter, lange Le- galisator und über 17 Jahre Schriftleiter der Gemeindezei- tung "Kössener Heimatbiatt". Dem Gemeinderat gehörte er durch drei Perioden an, war Kul- turreferent und Vorstandsmit- glied, bis er mit 60 Jahren auf eine neuerliche Kandidatur ver- zichtete. Die Gemeinde Kössen dankte für seine umfassende Ar- beit mit dem Ehrenring, der Eh- rennadel für verdiente Vereins- funktionäre und schließlich mit der höchsten Würde, der Ehren- bürgerschaft. Nach dem Ubertritt in den Ruhestand widmete sich OSR Guggenbichler der enorm schwierigen Aufgabe, ein Kös- sener Heimatbuch zu schaffen. Er hatte dafür jahrzehntelange Vorarbeit geleistet und stand früh in Kontakt mit dem bedeutenden Kirchenhistorjker DDr. Matthi- Die Vor- und Frühgeschichtli- ehen und Provinzarchäologi- schen Sammlungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum in Innsbruck (Kustos ao. Univ. Prof. Dr. Lisclotte Zemmer- Plank) erwarb ein Dreiwulst- schwert aus Bronze, das im Ge- meindegebiet Itter gefunden wurde. Die Fundstelle befindet sich am Westufer der vom Felssporn, auf dem Schloß Itter sich erhebt, in eine Schleife gedrängte Bri- xentaler Ache, unterhalb von Bahnkilometerstein 189. Das Schwert lag zwischen zwei gro- ßen Steinblöcken und ragte mit der Spitze wenige Zentimeter vor. Gefunden wurde es von ei- nem holländischen Feriengast, der es dem Kustos des Augusti- nermuseums in Rattenberg, Dr. Hermann Drexel zeigte. Dieser leitete die Erwerbung durch das Landesmuseum ein. Das Schwert ist (in der erhal. tenen Länge) 58, 2 cm lang und weist eine größte Klingenbreite von 3,3 cm auf. Der Griff ist auf einer Seite in der Höhe des zwei- ten Querwulstes, auf der ande- ren Seite über dem Heft abgebro- chen, die am Nacken gerade Griffzunge ist dadurch sichtbar. Die annähernd parallelseitige schilfblattförmige Klinge weist eine flachgewölbte Mittelrippe auf, die Schneiden sind abge- setzt. Die Heftschultern fallen geradlinig ab und enden gerad- linig, der Heftausschnitt bildet einen Dreiviertelkreis. Die Klin- ge ist mit dem Heft durch zwei Nieten verbunden, zwischen der Griffstange und der Griffzunge as Mayer und mit dem aus Kös- sen stammenden P. Dr. Floren- tin Nothegger(1901 -1982). Im Vorwort zum Heimatbuch schrieb Bürgermeister Josef He- chenbichler über die Arbeit des Autors: "In jahrzehntelanger mühsamer Forschungsarbeit hat er unzähliges Material gesam- melt, gesichtet und geordnet, Quellen studiert und bearbeitet und Kontakte mit Wissenschaft- lern gepflogen. Ihm gilt daher unsere ganz besondere Anerken- nung." Die Ortschronik berech- tigt zur Anerkennung von OSR Guggenbichler als Kössener Hei- matforscher. H. W sind Reste einer Füllung sichtbar, die bisher nicht untersucht wur- den. Das Schwert ist auf der gesam- ten Oberfläche von kleinen run- den Narben bedeckt. Eine Ver- zierung fehlt völlig. Das Schwert lag lange im Wasser und wurde möglicherweise auf dem Wasser- weg an den Fundplatz transpor - tiert. Nach den bisherigen Unter- suchungen wurde die Entste- hungszeit mit dem 13. Jahrhun- dert v. Chr. (Frühe Urnenfelder- zeit) datiert. Die Wissenschaft vermutet in dem Schwert ein Flußopfer. Das Ferdinandeum erhielt auch ein schon 1925 beim Sandgraben im Inn in Lang- kampfen gefundenes mittelstän- disches Bronzebeil (12,4 cm lang, Schneidbreite 3,8 cm). Auch dieser Zufallsfund könnte ein Flußopfer gewesen sein. Es wurde der gleichen Entstehungs- zeit zugeordnet. Lit.: Veröffentlichungen des Museum Ferdinandeum, Band 75, Jahrgang 1995, S. XLIII f. Dreiwulstschwert aus der Brixentaler Ache
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