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A,is,vchn iii au.s deni Kuppel!re.rko der AntoniusI.apeIIe ran .105(7)11 5cliop/ ( 1 /O3); an Vordergrund rechts das Priester/,aus mit dein Waschhäus/ Nr.6 Juni 1996 6. Jahrgang Das Museum war einmal ein Priesterseminar Von Hans Wirienberger Das GebäLide, in dem das Mu- seuni und die Galerie der Markt- gemeinde St. Johann unterge- bracht sind, ist eines der ge- schichtsträchtigen im Ortskern. Die Entwicklung des Hauses soll anläßlich der Eröffnung des Museunis in Erinnerung gerufen werden. Dekan Johann Martin Riester (1728- 1765) kaufte ab 1733 aus eigenen Mitteln Grundstücke und "Almgerechtigkeiten'. So verkaufte im Jahr 1758 Cathari- na Witwe Stroplin ein Stück Grund um 900 Gulden und Haus und Holzschupfen. Das Haus wurde Sitz des St. Johanner Prie- sterhauses, das der Dekan in den Jahren 1763 bis 1765 mit Geneh- migung der kirchlichen und weltlichen Obrigkeit aus eigenen Mitteln einrichtete. Seine Stif - tung dotierte er mit den von ihm im Lauf der Jahrzehnte erworbe- nen Grundstücken und setzte sie im Testament als Universalerben ein. Bei Riesters Tod verfügte die Priesterhausstiftung über insge- samt rund 40.000 Gulden. Aus dem Jahr 1788 ist eine Beschreibung des Hauses vor- handen. Es gab folgende Räume und Nebenräume: 'zu ebener Erd ein Speisezimmer, Kuchl, Speißbehältnüß und ein Priester- zimmer samt Knechtstube', im ersten Stock (über eine Stiege erreichbar, was damals nicht so selbstverständlich war) lagen vier Zimmer und eine Biblio- thek. Im Waschhaus war eine Wohnstuhe Für die Köchin. Zu- dem gab es eine Hühnerstube, ein neuerbautes "Weinbehäl tnüß, einen Brunnen, einen Kuchlgar- ten und eine Holziege, mit einer Mauer umfangen." Aus der Stiftungsurkunde geht hervor, daß in dem Haus fünf bis sechs junge, noch unerfahrene Geistliche wohnen und sich als Aushilfspriester im Dekanat Seelsorgserfahrungen erwerben sollten. Dem Gründer ging es um Gemeinschaftsieben der Priester, Verbesserung des theologischen Wissens und um Förderung der priesterlichen Gesinnung. Die jungen Priester hatten vor allem der Pfarre St. Johann zur Verfügung zu stehen, zu deren Seelsorgsklerus sie gerechnet wurden. Eine nicht unwesentli- che Aufgabe des Hauses war die einer Korrektionsmöglichkeit für Priester, denen man, nachdem sie gestrauchelt waren, noch Ver - wendbarkeit in der Seelsorge zum u tete. Das Priesterhaus war für die Diözese Chiemsee von großer Bedeutung. Als unter Kaiser Jo- sef II. viele Einrichtungen radi- kal aufgelöst wurden, spähte man auch auf das noch ange- wachsene Stiftungsvermögen und wollte es in ein Generalse- minar in Innsbruck einverleiben. Dieser Anschlag konnte verhin- dert werden, freilich um den Preis, daß nun auch Personen aufgenommen werden mußten, die noch nicht zu Priestern ge- weiht waren. Damit erfolgte aber nur eine Ausweitung der Aufga- be im Sinne eines Priestersemi- nars. Um 1800 lebten nur drei Men- schen im Priesterhaus. Dekan Matthias Wieshofer nahm auch alte, dienstuntauglich geworde- ne Priester auf, die Unterkunft und Verpflegung erhielten. Der Status als Besserungsanstalt wurde erweitert, daß auch Prie- ster, die in der Seelsorge nicht mehr eingesetzt werden sollten, deren Lebenswandel aber gebes- sert werden konnte, im Priester- haus Aufnahme fanden. Nach der Auflösung des Suf - fraganbistums Chiemsee endete die Oberaufsicht des Bischofs von Chiemsee, auch war die Aufgabe als Seminar nach 1816 verlorengegangen, weil die Aus- bildung in Salzburg erfolgte. De- kan Wieshofer verzichtete auf die Bestellung eines Subregens und verwaltete das Stiftungsver- mögen und überwachte die Hausordnung. Der bauliche Zustand wurde seit der Gründung nur durch den Bau einer Waschküche und eines Weinkellers verändert. Das Stif - tungsvermögen war bis 1 853 auf 62.282 Gulden angewachsen. 1854/55 wurde der Sitz der Riesterschen Priesterhausstif- tung nach St. Ulrich am Piller- see verlegt. Das Institut wurde 1877 aufgelöst und das Vermö- gen dem Fonds des Salzburger Priesterseminars zugewiesen. Das Priesterhaus kaufte der Arzt Dr. Christian Schlechter, 1 862 erwarb es Dekan Wilhelm von Tarnoczy. Er wollte es der Ge- meinde für eine Krankenanstalt und die Mädchenschule überlas- sen, fand aber die Zustimmung der Gemeindemandatare nicht. Das veranlaßte den Dekan zu raschen Baumaßnahmen. Die Mädchenschule mit Barmherzi- gen Schwestern des hI. Vinzenz von Paul war eine von Staat und Kirche genehmigte Privatschule. Die Gemeinde akzeptierte die "Elementar- und Arheitsschule für Mädchen" unter der Bedin-
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