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Das Museum von St. Johann wurde im ehemaligen Riesterschen Priesterhaus eingerichtet. Im Hinter- grund das Pflegeheim (früher Krankenhaus) Foto: Archiv der Marktgemeinde St. Johann gung, daß sie frei von finanziel- len Belastungen blieb. Am 30. Juni 1874 kaufte die Gemeinde das Priesterhaus. Die Mädchen mußten in die öffent- liche Schule gehen, aber diese war nun im ehemaligen Priester- haus. Die Gemeinde ließ einen vierten Raum als Klassenzimmer herrichten. Es dauerte ein weite- res Jahrzehnt, bis in nächster Nähe ein neues Schulhaus erbaut wurde. Als die Klassenzahl stieg. wurde 1913 die Gemeindever- waltung in das ehemalige Prie- sterhaus verlegt. Dort war das Gemeindeamt bis zum Neubau des Amtsgebäudes im Jahr 1954. Im Lauf der Jahrzehnte barg das Riestersche Priesterhaus zahlrei- che kommunale Einrichtungen. Nach- und nebeneinander waren dort die Gemeindepolizei, der Kriegsopferverband, die Groß- achengenossenschaft, dislozier- te Genieindebüros, das Archiv, ein Second-Hand-Shop, aber auch Schulklassen und Kinder- gartengruppen untergebracht. Anfangs der siebziger Jahre konnte im Erdgeschoß das Hei- matmuseum in seinen ersten Anfängen untergebracht werden. im Obergeschoß war das Archiv, das 1991 ausgesiedelt wurde. Literatur. Die Marktgeineinde St. Jo- hann in Tirol, Natur und Mensch in Geschichte und Gegen wart. Geleitet ion Unii', Doz. Dr. Franz-Heinz Hve, 1990. Beson- ders wurden die Beitrüge ran Mag. Erwin Nai,ner (Kirchenge- schichte), Dr. Monica .Ioast-Mii/- 1er (Geschichte der Häuser und Höfe) und Mag. Helmuth F. Schodl (Schulgeschichte) heran - gezogen. Mit aller Sorgfalt Charakter wiedergegeben Der "Verein zur Gründung ei- nes Heimatmuseums' in St. Jo- hann war maßgeblich für den Beginn einer Besinnung auf eine lange, fast zu lange aufgescho- bene Maßnahme. Der damalige Gymnasialprofessor Mag. Hel- muth F. Schodl entfaltete mit mehreren Gleichgesinnten eine erste Sammeltätigkeit. Es war schlußendlich vermutlich ein glücklicher Zufall, daß als Dc- ponieplatz das Riestersche Prie- sterhaus zur Verfügung stand. Dadurch konzentrierten sich die Uherlegungen auch hinsichtlich des Museums bald auf dieses Gebäude. Durch das erwachte historische Bewußtsein wurde ein Gemeinderatsbeschluß mög- lich, der ein mutiger Schritt war. Das in den Augen vieler aufge- schlossener Menschen dem Be- zirkskrankenhaus im Weg ste- hende Haus war abgewohnt und sollte abgerissen werden. Ein von vielen nicht verstandener Gemeinderatsbeschluß sicherte den Bestand des Gebäudes. Für das Museum stand anfangs nur ein Raum im Erdgeschoß zur Verfügung. Dort wurde vor al- lem bäuerliches Gerät ausge- stellt. Dem Gemeinderatsheschluß, der den Abbruch verhinderte, mußte eine Entscheidung für die Sanierung des Gebäudes folgen. Als Voraussetzung für die Durchführung einer Restaurie- rung mußten zuerst die im Riesterschen Priesterhaus ein- quartierten Einrichtungen in an- dere Gebäude umgesiedelt wer- den. Anfangs der neunzigerJah- re war das gesamte Haus endlich frei. Die Sanierungsarbeiten be- gannen mit dem Abbruch des angebauten Sanitärtrakts. Ursprünglich war geplant, die Zwischenwände im ersten Stock zu entfernen, um einen großen Raum für Veranstaltungen zu erhalten. Dies wurde vom Bun- desdenkmalamt abgelehnt, das dafür plädierte, den Charakter eines Unterländer Mittelflurhau- ses zu bewahren. Das erforderte eine reduzierte Innenlösung nach einem von Arch. Dipl. Ing. Ar- min Rainer erarbeiteten Sanie- rungskonzept. Ziel war die Wah- rung der Identität des Hauses durch einen behutsamen Um- gang mit der vorhandenen Bau- substanz. Politisch war dieser Vorgang vor allem von Kultur- referent OSR Dir. Franz Trok- kenbacher aufzubereiten und umzusetzen. Die Restauricrungsarheiten am Dach erforderten mehr Auf - wand als erwartet, weil ein Groß- teil des Dachstuhls ersetzt wer- den mußte. Ebenso wurde auch der Balkon auf der Riickseite des Hauses nach dem alten Vorbild erneuert. Für die Trockenlegung des Mauerwerkes wurden Drai- nagen angelegt und der Zement- putz entfernt. Nach dem Aus- trocknen der Mauern konnte ein traditioneller Kalkputz ange- bracht werden. Es folgte der Ein- bau von Türen und Kastenfen- Stern nach barocken Vorbildern. Weiters wurden in allen Räumen Riemenböden gelegt. Die ur- sprünglichen Steinplatten aus Adneter Marmor konnten wieder im Gang verwendet werden. Der erste Stock erhielt eine neue Sa- nitäranlage. Ganz wesentlich war die Adaptierung des Dach- bodens für eine zeitgemäße Ar- chivierung. Den Abschluß bilde- te der Einbau eines kleinen Bü- ros im hinteren Gang und die Installation von Beleuchtungs- schienen und der Einbau sowohl einer Alarm- als auch einer Brandmeldeanlage. Diese umfangreichen Restau- rierungsarbeiten, die im Denk- malschutzberjcht von Tirol für 1994 äußerst positiv vermerkt wurden, konnten im Herbst 1994 abgeschlossen werden, sodaß die Galerie im ersten Stock ihren Betrieb aufnehmen konnte. Ne- ben dem Architekten hat sich Mag. Peter Fischer große Ver- dienste um das Gelingen erwor- ben. Durch die Gliederung des Hauses in ein Museum im Erd- geschoß und eine Galerie im 4
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