Kitzbüheler Anzeiger

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Donnerstag, 25. Juli 1996 Kultur-Anzeiger Seite 5 Seilbahnbau mit Kleinkalibersprengungen und Satellitennavigation bei neuer Hahnenkammbahn KITZBUHEL. Der Bau der Hahnenkammbahn setzt Maßstä­ be. Das galt vor 70 Jahren beim Bau der Pendelbabn, das gilt heuer bei der Errichtung der Einseilumlaufbahn. Trotz der jahr­ zehntelangen Erfahrung braucht es auch diesmal für einzelne Vorhaben ungeheuren Mut und die Innovation österreichischer Techniker bei Planung und Ausführung. Zeitverzögert wirken­ de Kleinkalibersprengungen und Satellitennavigation bei der Entfernung tragender Wände im Bergstationsgebäude, Stütz­ fundamente auf Mikropfählen mit bis zu 27 m tiefen Bohrver­ ankerungen und ein Talstationgsgebäude ohne gerade Wand und mit Stahlzeltdach - das sind einige Besonderheiten eines ehrgei­ zigen Bauwerks. Der Auftrag an die Planer war klar; Baut eine Ein.scilumlauf- bahn auf der Trasse der Pendel­ bahn, erhaltet das Bergstations­ gebäude und eine charakteristi- ,sche Wand des Talstationsgebäu­ des. Bei der Bergstation muß die Einfahrtshalle um drei Meter breiter werden, auch sind rund 1.670 Kubikmeter Fels unterhalb des bestehenden Gebäudes zu entfernen, wobei eine tragende Wand zu verlegen ist. Herkömm­ liche Sprengungen in diesem Bereich sind nicht möglich. Die Kitzbüheler Planungsfir­ ma Dipl. Ing. Peter Mairamhof entwickelte unter Mitwirkung des Felsmechanikers Dr. Tropper und des Vermessungsbüros Dr. Bauer und der Fa. Tauemkraft, eine bisher einmalige Technik, die es ermöglichte, den ehrgei­ zigen Plan der Verbindung des Altbaues mit einer neuen Stati­ on am Berg zu realisieren. Vor dem Abbruch der tragen­ den Mauer wurden Schlitze her­ ausgeschnitten und Betonunter­ züge eingebaut, die es ermög­ lichten, durch eine Fachfirma Kleinkalibersprengungen zu machen, bei denen in jeweils 18 Stufen, zeitverzögert um Milli­ sekunden, gezündet wurde. Die entstandenen Druckwellen wirkten dabei gegeneinander. Ein Seismograph im Bergstati- onsgebäude diente zur Messung jeder Erschütterung. Mit einem in der Satellitennavigation er­ probten Gerät wurden die Sen­ kungen am Gebäude an ver­ schiedenen Stellen gemessen. Die größte Änderung ergab sich mit 9,6 mm - und dies bei Schaf­ fung einer neuen tragenden Mauer und der wesentlichen Ver­ tiefung des Gebäudes. Probleme schafft auch der schlechte Fels am Hahnenkamm. Wenn der aus hartem Kalk und weichem Buntsandstein beste­ hende Fel.sen gesprengt wird und Luft und Wasser zukommen, beginnt der Prozeß, der schluß­ endlich zum "Letten" am Hah­ nenkamm führt. Mit der Verna­ gelung im Abstand von 90 cm, dem Einsatz von Betonstahlgit­ tern und der Versiegelung mit Spritzbeton wird der Stein sofort verfestigt. Bei der Bergstation gehörte die Abtragung von insgesamt 9.500 Kubikmeter Aushub zum Bau­ programm. Das Vorhaben ist der­ zeit im Zeitplan. Der Durchbruch unter dem Wagenhallengebäude ermöglicht vorübergehend einen ungewöhnlichen Durchblick: Man kann durch das Gebäude Die riesige Baustelle bei der Bergstation am Hahnenkamir.. zum Kitzbüheler Horn sehen. Die Terrasse des Restaurants mußte abgerissen werden. Auch der Fels zw.sehen dem Gebäude uni dem Weg ist nur mehr als Restbrocken erhalten. Dort ent­ steht die Wagengarage für die Kleinkabinen. Neben der höchsten Baustelle am Berg ist auch das Talstati­ onsgebäude am alten Platz einen Blick wert. Hier wurde der Groß­ teil des Mauerwerks abgetragen, insbesondere verschwanden die im Lauf de' Zeit errichteten Zu­ bauten. Arch. Dipl. Ing. Jörg Meise bat sich für dieses Gebäu­ de nach dem Erfolg und den Er­ fahrungen mit den Gebäuden der Hornbahnen viel einfallen las­ sen. Für die Mannschaft am Bau ist das eine Herausforderung, hat doch der Planer keine gerade Wand vorgesehen und ist über dem Hauptteil des Gebäudes ein Stahl Zeltdach zu errichten. Die Bauarbeiten sind termingerecht für den maschinellen Einbau der Talstation abgewickelt worden. Dazu waren sechs Spezialtrans­ porter mit je 25 m Länge und ein 1;0 Tonnen-Kran im Einsatz. Die Station ist fix und fertig - nach einer Woche Bauzeit. Die längste Baustelle im Zuge des Seilbahnbaues ist die Strek- ke. Sie ist mit 2.413 m Länge um 40 m länger als die der alten Bahn. Es gibt 14 Stützen - ur­ sprünglich hatte die Pendelbahn 9 dann nur mehr 3 Stützen -, wobei fast überall die ursprüng­ lichen Plätze beibehalten werden konnten. Die höchste Stütze ist mit 55 m am 8 m höher als die bisher größte Stütze. Das Stütz­ fundamen: dieser Stütze liegt im V/ald. Alle Fachwerkstützen sind aus Mikropfählen, die bis zu 27 m tief im Boden verankert sind, deren Betonkranz aber nicht am Boden aufliegt. Die Montage al­ ler Stützen ist mit der Material­ seilbahn vorgesehen. Die Einzel­ teile sind bis zu vier Tonnen schwer und körnen nur ven ei­ nem Spezialhubschrauber gelie­ fert werden. Mi: der Strecken­ montage konnte am 15. Jul: - bis 14 Tage vor dem vorgesehenen Termin - begonnen werden Bauleiter Ing. Richard Profan­ ier bescheinigte alien singesetz- len Firmen und Mitarbeiien be­ sten Einsatz und restloses Bemü- inen. Das Vo'haben liegt im Plan und das Ziel he:ßi nach wie vor: Im Winter 1996/97 soll die Hah­ nenkammbahn a^s erste Seilbahn in Betrieb gehen. H.W. Tempo 80 km/h für die B 312 Wie uns von der Verkehrsab­ teilung des Landes Tirol mitge- teilt wird, ist mit der Wiederein­ führung von Tempo 30 auf der Loferer Bundesstraße B 312 noch in diesem Sommer zu rech­ nen. Auf der B 312 fanden meh­ rere Begehungen durch die zu­ ständigen Bshcroen siati und die Verhandlungen sind nun abge­ schlossen. Wie der Chef der Ver­ kehrsabteilung, Hofrat Coastan- tini, dazu mitteill, soll die Liefe­ rung der Verkenrszeichen in den nächsten Tagen erfolgen. In Zukunft wird es auf der Loferer Bundes Straße nur mehr drei Tempclimits geben: cO, 60 und 80 km/h. Die 7Ce' Beschrän­ kungen werden je nach Beschaf­ fenheit der Strecke auf 6C redu­ ziert oder auf 83 erhöht. Die Baustelle Hahnenkammbahn-Talstation. Fotos: Opperer
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