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(Jlni'tin (uleligen Da,nenstiftes in 1,,nsbruck, 0/bild ton Josef Sclunut:er (Inn,rbruck 1749 - 1808). Man beachte das Hündchen der Fiirstin und denke an den her/ihm- ten Pudel Schmecks im Dechanthof Bild aus "Die tirol/sehe Nation 1790 - 1820". Die Erzherzogin fluchtete nach St. Johann Tochter Maria Theresias wohnte wiederholt im Dekanatshof Von Hans Wirtenberger Das Jahr 1796 war dominiert vom Ersten Koalitionskrieg der verbündeten europäischen Mächte gegen das Frankreich der Großen Revolution (ah 1789) bzw. Napoleon. In diesem Jahr verdrängte der Erste Konsul die Osterreicher aus der Lombardei. Ein Angriff auf Tirol war nicht auszuschließen. Die Tiroler Landstände bemühten sich um die Verteidigung des Landes, die lange vernachlässigt worden war und beschloß hei einer Tagung in Bozen, das Land unter dcii Schutz des Herzens Jesu stellen. Das Fest des heiligsten Herzens Jesu wurde zum Feiertag erklärt. Sein Sinn war es, Gott für die abgewandten Feindesgefahren zu danken und um die fernere Abwendun g derselben zu bitten. Den ersten Aufruf zur Steige- rung der Landesverteidiger er- ließ eine Frau, die als Abtissin in Innsbruck in hohem Ansehen stehende Erzherzogin Maria Eli- sabeth. Als der Feind dem Land näherrückte, sah sich die Abtis- sin gezwungen, Innsbruck zu verlassen - man schrieb immer- hin erst das zweite Jahr nach der Hinrichtung ihrer Schwester. der Königin Maria Antoinette von Frankreich, durch die Revoluti- on - und einen sicheren Platz vorerst im eigenen Land au[zu- suchen. Dieser Platz war der Dekanatshof in St. Johann in Ti- rol. Sie blieb drei Monate dort, war auch im folgenden Jahr kurz in St. Johann und blieb dem Gastgeber, Dekan Dr. Matthias Wieshofer, bis ans Lebensende verbunden. An die in Bozen versammel- ten Landstände hatte die Erzher- zogin im Juni 1796 geschrieben: "Der Eifer, mit welchem jeder treue Tyroler für den besten Kai- ser, und für das Vaterland die Waffen ergreift, hat mich schon öfters bis zu Tränen gerührt, ich wünschte. reich genug zu seyn, diese vortrefflichen Männer alle zu belohnen." Da dies aber nicht der Fall war, stellte sie wenig- stens den tapfersteii Schützen eine Belohnung in Aussicht. Weiter heißt es:" Lassen Sie die- ses den gesammten Scharfschüt- zen, und übrigen Landesverthei- digern zu wissen machen, mit der Versicherung, daß ich ihren Muth, und ihre Treue hey Seiner Majestät dem Kaiser, meinen liebsten NetTen, mit allem Nach- druck anrühnien werde." Konkret sollten die tapfersten Landesverteidiger goldene und silberne Uhren, Tabaksdosen, Leuchter, Bestecke und Medail- len erhalten. Von einem unbekannten Künstler ist ein Kupferstich im Tiroler Landesmuseum Ferdi- nandeum erhalten, der sich auf eine Parade von Tiroler Scharf- schützen vor der Erzherzogin bezieht: Die Tiroler Scharfschüt- zen paradieren den 18. Juli 1796 heim Durchmarsch in Innsbruck vor S. K. Hoheit der Erzherzo- gin Maria Elisabeth. Dieselbe rief vom Balkon "Es leben die braven Tiroler! Gott segne eure Waffen. Lebt wohl!" Wenige Tage später war die Abtissin bereits in St. Johann. Sie stieg im Dekanatshof ab und fand in Dekan Wieshofer einen nahezu idealen Gastgeber. Der 44 Jahre alte Priester war schon seit 12 Jahren Dekan, er hatte neben Theologie auch Mathema- tik, Physik und moderne Spra- chen studiert, hatte Umgang mit vielen adeligen Familien und dürfte der Erzherzogin schon persönlich bekannt gewesen sein. Der Dekan hatte den Deka- natshof schon 1784/85 saniert. Das Haus war ein dreigeschos- siger Bau mit Satteldach. Ver- mutlich bei einem Umbau war 1776 das Wappen von Bischof Ferdinand Christoph von Zeil (Bischof von Chiemsee von 1772 bis 1786) am Balkon des Dekanatshofs angebracht wor- den. Unter dem Gefolge der Erzher- zogin in St. Johann befanden sich der Obersthofmeister Ihrer Königlichen Hoheit Graf Leo- pold von Spaur und die Stiftsda- me Gräfin Walburg von Künigl, von denen im Dekanatsarchiv Briefe erhalten sind. Zusätzlich waren vier Kammerjungfern und der Leibmedicus sowie zwei Leiblaquaien, zwei Küchenjun- gen, der Leibkutscher, ein Vor- reiter und ein Pferdeknecht mit- gekommen. Ein Teil des Perso- nals wurde vom Postmeister Sie- berer verköstigt. Der Dekan war bestrebt, sei- nen Gästen das Leben so ange- nehm wie möglich zu gestalten. Es gab Einladungen, Ausfahrten und Besuche in Nachbargemein- den. Für die Bevölkerung war die Anwesenheit einer Tochter der Kaiserin Maria Theresia eine aufregende Sache. Der Prior von St. Ulrich, Korbinian Angerer, teilte mit, er werde selbst die
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