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Heimatkundliche Beilage des "Anzeiger" mit Beiträgen über Volkstum, Geschichte, Volksleben, Kultur und Natur Schriftleitung Hans Wirtenberger September 1996 Nr. 9 6. Jahrgang Portal des Diechtlerhofs aus dem Jahr 1532 Bemerkenswerte Bauernhöfe aus dem Bezirk Kitzbühel (9) Von Wolfgang Kantner Waidring, der Grenzort zu Salzburg, liegt auf der flachen Talwasserscheide zwischen Großache und Saalach. Im Nor den erheben sich das Fellhorn und der langgestreckte, abgeplat tete Gipfel der Waidringer Stein platte. Im Süden ragen die wuch tigen Wände der Loferer Stein berge empor. Der Ort Waidring besteht aus mehreren Weilern und Einzel hofsiedlungen und aus dem Hau fendorf im Dorfkern. Die mei sten Einzelhöfe und Hofgruppen sind abseits der heutigen Durch zugsstraße am Talrand. Der Dorfkern ist teilweise noch ur sprünglich erhalten. Wahrscheinlich führte schon in vorgeschichtlicher Zeit ein Weg vom Inntal her über den sehr niedrigen Paß Strub ins Salzburgische. Im 6. und 7. Jahr hundert wanderten Bajuwaren ein und gründeten die erste Sied- Der Hof Diechtler im Dorfzentrum von Waidring, erneuert im Jahr 1930. Rechts dahinter der HofGa- lung, die ihren Namen vom Ge- steig, Ansicht gegen die Sonnwendkette der Waidringer Steinplatte. schlecht der Waitharinger erhielt. Der Ort wurde erstmals 1150 genannt. Der Paß Strub wurde schon vor dem Dreißigjährigen Krieg durch Schanzen und Mauern be festigt. Als Österreich nach den militärischen Mißerfolgen von 1805 Tirol an Bayern abtreten mußte, sprengten die Bayern die Festungswerke, was sich 1809 bei der Verteidigung durch die Schützen vor allem aus Jochberg und Kitzbühel nachteilig aus wirkte. Trotz heldenhafter Ge genwehr konnte der Feind im Mai 1809 nicht aufgehalten wer den. Er drang plündernd und brandschatzend nach Waidring und bis St. Johann vor, wo De kan Matthias Wieshofer sich mit größtem Mut für das Ende des Wütens einsetzte. Es dauerte Jahrzehnte, bis sich m i das Dorf Waidring von den Fol gen der dunklen Tage erholte. Die Pfarrkirche zum heiligen Vitus, die Mitte des 18. Jahrhun derts durch den Maurermeister Kassian Singer aus Kitzbühel be gonnen und nach dessen Tod (1759) durch seinen Polier And- rä Hueber vollendet wurde, ge langte 1764 zur Weihe durch den Bischof von Chiemsee, Franz Carl Graf von Trauchburg. Die mächtige Kirche mit dem eher zierlich wirkenden Zwiebel haubenturm überrascht im Inne ren durch eine prächtige, farben frohe Rokokoausstattung und einige in monumentaler Schein architektur gehaltene Decken fresken. Die bewußt einfach ge haltene Gestaltung des Äußeren sollte wohl den Reichtum des Innenraumes nicht ahnen lassen. Neben den Ausstattungsde- , I f -m m ■s Oi I i ■ 1 1 i lii 1 i m ii Fenster an der Frontseite mit spätgotischem Steingewände. 4
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