Archiv Viewer
Ausgabe im Vollbild öffnen
Zurück zur Übersicht
1782 gescheiterten ersten Ver such ab 1790/91 wieder als Apotheker in Kitzbühel. Seine Apotheke befand sich im Erd geschoß des heutigen Hauses Hinterstadt 16. Von seinen ins gesamt neuen Söhnen überleb ten nur drei die Kindheit, der erstgeborene Anton, der fünft- geborene Joseph und der siebt- geborene Johann. Alle drei Söh ne wollten den Beruf des Vaters ergreifen. Anton, 1792 geboren, verstarb aber bereits im Jahr 1814 in Innsbruck in Diensten des Stadtapothekers Franz Ignaz Winkler. Auch der 1803 geborene Jo hann wandte sich der Pharma zie zu, starb jedoch als Magister pharmaciae bereits 1838 in Kitzbühel, vermutlich bei sei nem Bruder Joseph in Diensten stehend. Joseph zog nach einer zweijährigen Lehrzeit in Brixen in Südtirol und einer zweijähri gen Gehilfenzeit bei seinem Va ter im Herbst 1819 nach Wien zu einem einjährigen Studium an der Universität, wo er unter anderem Vorlesungen aus Bota nik bei Joseph Franz Freiherrn von Jacquin hörte. 1820 be stand er das pharmazeutische Examen an der Medizinischen Fakultät der Wiener Universität. Nach der Rückkehr aus Wien war er die Hauptstütze seines Vaters und führte nach dessen Tod im Jahr 1828 die Apotheke erfolgreich weiter. Durch die Qualität der bei ihm erhältli chen Medikamente und durch seine den ärmeren Bevölke rungsschichten entgegenkom menden Preise, mit denen er seinen starken sozialen Sinn un ter Beweis stellte, erwarb er sich als Apotheker einen guten Ruf Er beschäftigte sich vor allem mit den Gefäßpflanzen und hat te da einige Lieblingsgattungen, so die Weiden, Seggen und Hungerblümchen. Die Syste matik der Pflanzen interessierte ihn besonders, außerdem ent wickelte er eine wahre Meister schaft in deren Präparieren. Da her war er ein gesuchter Tauschpartner. Er lieferte wich tige Beiträge zu vielen damals im Aufbau begriffenen Herbari en und Tauschherbarien in Tirol und in Deutschland, nicht zu letzt für das Herbar des Tiroler Landesmuseums Ferdinande um. Traunsteiners eigenes Herbar umfaßte über 6000 Arten Blü- tenpffanzen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum. Lei der ist diese bedeutende Samm lung, die schließlich nach Vor arlberg gelangte, dort nach 1956 verschollen. Angeregt von Sauter und durch die Zeitschrift “Flora” wagte Traunsteiner auch eigene Veröffentlichungen. Aufsätzen in der “Flora” ist vor allem seine “Monographie der Weiden von Tirol und Vorarl berg” zu erwähnen, die 1842 in der Zeitschrift des Ferdinan deums erschienen ist. Er kam mit vielen an der Pflanzenkunde interessierten Persönlichkeiten in Kontakt. Besonders ehrenvoll für ihn war es, daß ein gekröntes Haupt, König Friedrich August II. von Sachsen, zweimal zu ihm nach Kitzbühel kam. Am 18. Juli 1841 führte Traunsteiner den Sachsenkönig auf den durch seinen Reichtum an seltenen Alpenpflanzen Geißstein. Wahrscheinlich im Jahr 1846 ließ sich der König von Traunsteiner auf das Kitz- büheler Horn führen, um dort Draba Traunsteineri Hoppe, Hunger blümchen, sehen zu könnne. Bedauerlicherweise ist Fried rich August II. bei einer Alpen reise im Jahr 1854 durch einen Unfall mit seinem Reisewagen in der Nähe von Imst ums Le ben gekommen. Traunsteiners Neben Dr. Anton Eleutherius Sauter (1800 -1881). Er kam 1828 als Land gerichtsarzt und Stadtpkysikus nach Kttzbühel. Sauter wurde 1831 Distriktsphysikus in Zell am See, 1836 Landgerichtsphysikus in Mit- tersill, war dann Kreisarzt in Ried im Imkreis and Steyr und wirk te ab 1948 als Seknndararzt des Salzburger St. Johannesspitals. regte er seinen Freund Dr. Franz Llnger, der Arzt in Stockerau war, an, die Stelle als Landge richts- und Stadtarzt in Kitz bühel zu übernehmen. Unger, von 1830 bis 1836 in Kitzbühel, war ein genialer Wissenschaft ler mit weitgespannten botani schen un zoologischen Interes sen In enger Zusammenarbeit mit Traunsteiner und Sauter - man spricht vom Dreigestim Sauter, Unger, Traunsteiner - schuf er ein in mehrfacher Hin sicht bahnbrechendes Werk, das 1836 in Wien unter dem Titel “Über cen Einfluß des Bodens auf die Verteilung der Gewäch se, uachgewiesen in der Vegeta tion des nordöstlichen Tirol” er schien. Ohne Traunsteiners und Sauters Unterstützung wäre die ses Werk nicht möglich gewe sen. Unger zählte 1847 zu den Gründung smitgliedem der Kai serlichen Akademie der Wis senschaften in Wien. Inzwischen vervollständigte Traunsteinei seine Kenntnisse. sich im Bestimmen und Präpa rieren von Pflanzer, und bemüh te sich, eine möglichst vollstän dige Gefäßpflanzen, also der Blüten- pffanzen und Farne, seiner en geren Heimat anzulegen. Im Jahr 1828 kam in der Per son des Dr. Anten Sauter ein junger Mediziner und kenntnis reicher Botaniker als Landge richts- und Stadtarzt nach Kitz bühel. Die Freundschaft mi: Sauter gab Traunsteiners For schungseifer großen Auftrieo. Sauter machte das Kitzbüheler Gebiet durch Veröffentlichun gen in der in Regensburg er scheinenden botanischen Zeit schrift “Flora” in Fachkreisen bekannt und verschwieg Traun steiners Namen nicht. So such ten nun immer mehr Botaniker des In- und Auslandes Kontakie zu Traunsteiner. Als Dr. Sauter Kitzbühe. 1830 aus beruflichen Gründen verließ - er blieb mit Traunstei ner weiterhin in Verbindung -, Sammlung der berühmten Für die damalige Heilkunde waren, weil es eine pharmazeu tische Industrie noch nicht gab, die Pflanzen mit ihren Heilwir kungen von größter unmittelba rer Bedeutung. Ein Apotheker mußte sich bei den Pflanzen auskennen. Joseph Traunsteiner hatte schon früh starkes Interes se für Botanik gezeigt und die ses Interesse wurde auch von seinem Brixener Lehrherm ge fordert, sodaß er schon als Lehrling über gute botanische Kenntnisse verfügte. Nach sei nem Studium wurde er - als ei ner der Ersten überhaupt auf diesem Gebiet - ein immer bes serer Kenner der Pflanzenwelt im Leukental, im Brixental und im angrenzenden Pinzgau. Er kaufte sich Fachbücher, übte Traunsteiners botanische Leistungen spiegeln sich unter anderm darin, daß einige Pflan zen durch ihren wissenschaftli chen Namen an ihn erinnern, wie ja auch die Pflanze, die das Motiv der heute herausgegebe nen Postkarte ist. Als ihn die königliche baierische botani sche Gesellschaft zu Regens burg im Jahr 1831 zu ihrem kor- (
< Page 26 | Page 28 >
< Page 26 | Page 28 >