Kitzbüheler Anzeiger

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respondierenden Mitglied er­ nannte, durfte er im Zeitalter des Staatskanzlers Metternich und des Wiener Polizeipräsi­ denten Sedlnitzky mit ihrer pa­ thologischen Ausländerangst diese Auszeichnung erst nach vorher erwirkter allerhöchster Genehmigung im Jahr 1833 entgegennehmen. Übrigens hatte Joseph Traun­ steiner auch großes Interesse an der Pflanzenzucht und eine be­ sondere Liebe zu Gartenblu­ men. Neben anderen Blumen waren in seinem Garten etwa fünfzig Farbvarietäten von Ge­ orginen, also von Dahlien, zu bewundern. Daß Joseph Traunsteiner, die­ se in Botanikerkreisen höchst geschätzte Persönlichkeit, auch im öffentlichen Bereich als Po­ litiker, nämlich als stellvertre­ tender Abgeordneter und als Abgeordneter zum Tiroler Landtag, als Bürgermeister der Stadt Kitzbühel in den Jahren 1843 bis 1846 und hernach als Magistratsrat, für Kitzbühel be­ deutsame Leistungen erbrachte, soll nicht verschwiegen werden. Die Probleme Kitzbühels in je­ nen Jahren, in denen Traunstei­ ner hier lebte, werden durch den Straßenbau der Jahr 1835-1837 illustriert. Die Kitzbüheler wa­ ren richtig froh darüber, den Straßenverkehr in und durch die Stadt leiten zu können. Sie er­ warteten sich davon wirtschaft­ liche Impulse und erbrachten dafür einige Opfer. Der Privat­ mann Joseph Traunsteiner hei­ ratete erst als 46-jähriger 1845 eine sechzehn Jahre jüngere Frau, die durch einige Zeit seine Haushälterin gewesen war. Aus der Ehe mit Frau Barbara, geb. Pletzer aus Kirchdorf gingen drei Söhne und eine Tochter hervor. Vor allem der Sohn Jo­ hann, der dann in Kitzbühel als Rechtsanwalt wirkte, und des­ sen Tochter Maria traten auf bo­ tanischem Gebiet in die Fuß­ stapfen Joseph Traunsteiners. Leider waren diesem nur mehr wenige Jahre an der Seite seiner heranwachsenden gegönnt. Er starb am 19. März 1850. Das Grab dieses persönlich äusserst bescheidenen, aber so­ zial sehr engagierten Mannes auf dem Kitzbüheler Friedhof wird uns so beschrieben: Seine letzte Ruhestätte zieren eine Fülle lieblicher Blumen und ein eisernes Kreuz, auf dem zu lesen ist: Du wünschest kein Denkmal von glänzendem Stein, Dein herrlichstes Denkmal der Liebe wird sein, wenn Freunde und Arme und Witwen und Waisen als Freund und als Vater und Retter Dich preisen. Wie der große Tiroler Botani­ ker Franz Freiherr von Haus­ mann berichtet, ehrte der be­ deutende sächsische Botaniker Heinrich Gottlieb Ludwig Rei­ chenbach Joseph Traunsteiner durch das Aufstellen einer neu­ en Gattung “Traunsteinera” für die bisherige Art “Orchis globo- sa Linne”. Hofrat Dr. Reichen­ bach hatte Pflanzen dieser Gat­ tung von Traunsteiner erhalten, der sie unter anderem am Geiß­ stein gefunden hatte. Entgegen den Befürchtungen Hausmanns konnte sich die neue Knaben­ kraut-Gattung bis heute be­ haupten. In Kitzbühel erinnert der Name einer Straße indirekt an Joseph Traunsteiner. Der Obst- und Gartenbauverein Kitzbühel widmete ihm im Jahr 1994 eine Gedenktafel am Haus seiner ehemaligen Apotheke. Die Österreichische Postver­ waltung ehrt ihn durch die Post­ karte und den Sonderstempel. Kinder Dr. Manfred Rupert aus Kitz­ bühel arbeitet am Tiroler Lan­ desarchiv in Innsbruck. Er hat sich durch Beiträge und vielfa­ che Hilfe am Ort beim vierbän­ digen Kitzbüheler Stadtbuch (1967 - 1971) sowie durch wis­ senschaftliche Arbeiten zur Hüttengeschichte des Landge­ richts Kitzbühel, die Univ. Prof Dr. Richard Pittioni gefördert und veröffentlicht hat, sowie zur Geschichte der Kitzbüheler Kir­ chenkrippen als Historiker von Rang und Publizist einen Na­ men gemacht. Klima änderungen aus geologischer Sicht In dem Artikel von Dr. Kurt Jaksch hat sich ein grober Über­ tragungsfehler ergeben. Der ent­ sprechende Satz wird richtigge­ stellt: Was das Meerwasser betrifft, kann wegen des Salzge­ haltes eine gerade noch über dem Gefrierpunkt von - 2 Grad liegende Wassertemperatur bei relativ geringer Temperaturmin­ derung vom Nordpolarbereich ausgehend, eine Eisdecke entste­ hen lassen, die sich schlagartig über den Nordatlantik ausbreitet, was wieder den Albedoefiekt verstärkt. Die falsche Schachtel Um den Geißsteinbesuch von König Friedrich August II. von Sachsen rankt sich eine in der Familie Traunsteiner durch Ge­ nerationen gewahrte Anekdote: Am Geißstein angelangt, freut sich Traunsteiner, dem ho­ hen Gast nun mit einem Gugel­ hupf aufwarten zu können. Als er die Schachtel geöffnet hatte, sah er jedoch mit Entsetzen, daß statt des Gugelhupfs lauter klei­ nere Schachteln vorhanden wa­ ren. Traunsteiners Haushälterin hatte aus Versehen die Sorti­ mentschachtel der Apotheke eingepackt. Traunsteiners Jau­ senplan war völlig durchkreuzt. Der König mußte herzlich la­ chen, beruhigte seinen Führer und sagte: “Lieber Herr Traun­ steiner! Der Gugelhupf hätte mich sicher nicht heiterer stim­ men können.” Beweis dafür, daß der König Botaniker-Kollegen seinem nichts nachtrug, waren ein zweiter Besuch nach einigen Jahren und die Widmung einer Brillantnadel an Traunsteiner. Die Anekdote hat Dr. Camillo von Buschman unter Hinweis auf eine Schwiegertochter J. Traunsteiners im “Kitzbüheler Anzeiger” Nr. 52/1960 erzählt. Eine leicht abweichende Dar­ stellung gab Univ. Prof. Dr. Hans Thirring beim Nachruf für Moid Traunsteiner in Nr. 39/1960. Dr. Franz Unger (1800 - 1870). Er folgte Dr. Sauter als Landge­ richtsarzt und Stadtphysikus in Kitzbühel (1830), vorher war er als Arzt in Stockerau tätig gewesen. Er beteiligte sich an einer Preis­ ausschreibung der botanischen Gesellschaft in Regensburg, die 1836 seinen Beitrag “Über den Einfluß des Bodens auf die Vertei­ lung der Gewächse, nachgewiesen in der Vegetation des nordöstli­ chen Tirol“ veröffentlichte. Unger wurde 1835 Professor für Bota­ nik in Graz, 1847 wurde er Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Wien und 1849 Professor für Anatomie und Phy­ siologie der Pflanzen an der Universität Wien. 4 4 1
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