Kitzbüheler Anzeiger

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Donnerstag, 11. November 1999 Lofo'.l-Anzeiger Seite 7 44 99 KITZBUHEL. Österreichs Sportjournalisten wählten letzte Woche das Kitzbüheler Schiidol Toni Sailer zum Sportler des Jahrhunderts. Mit dem Kitzbüheler Anzei­ ger sprach der wohl berühm­ teste Gamsstädter über ver­ gangene Tage, über sein heutiges Leben und über Ge­ danken für die Zukunft. diesem Zeitpunkt an habe ich alles ceobaclitet und studiert, warum jemand gewonnen hat oder warum nicht. Ich hatte ader kein Vorbild, ich wollte keinem nacheifem, weil ich da K.A. Ist der Schisport heute gefährlicher als damals? Sailer: Nein, würde ich nicht sagen. Es ist eher umgekehrt. Früher hat keiner gefragt, wie die Bedingungen sind. Wenn um zwölf Start war, dann sind wir um zwölf gestartet. Ob es da geregnet hatte oder neblig war, hat Keinen interessiert. Da hieß es nur: Einfach runter. mir, als ich für ein paar Wochen im Ausland war, von Bauland in Freiland zurückgewidmet. Da wurde sehr viel intrigiert. Aber auch früher wurde schon viel gespielt mit mir. Ich hatte aber auch immer meine Freunde, die mir geholfen haben. Es ist nicht so, dass man dem Toni Sailer al­ les zuwirft, man muss sich alles selber erarbeiten und im Notfall auch erkämpfen. Felix Obermoser K.A. Würden Sie einem jun­ gen Menschen heute raten, Schisportierzu werden? Sailer: Ja, natürlich. Jetzt sind wir wenigsten soweit, dass die­ ser Sport ehrlich ist, was das Verdienen anbelangt. Früher wurde nur unter dem Tisch kas­ siert. K.A.: Wie steht 's mit Ihrer Po­ pularität? K.A.: Herr Sailer, Sie haben als aktiver Sportler alles ge­ wonnen, was es zu gewinnen gab. Was bedeutet für Sie die Auszeichnung zum Sportler des Jahrhunderts? Sailer: Egal wo ich hinkom­ me, ich werde auch heute noch auf der Straße angesprochen. Auch bekomme ich wöchent­ lich so viel Post, dass es für mich unmöglich ist, diese zu bearbeiten. Sailer: Es ist für mich eine riesige Auszeichnung, da es in Österreich immer viele Spit­ zensportler gab und noch gibt. Ich nehme die Ehrung stellver­ tretend für alle anderen Sportler in Empfang. K.A.: Haben Sie mit dieser Auszeichnung gerechnet? Sailer: Nein. Ich habe von dieser Wahl erst so spät erfah­ ren, dass ich gar keine Gelegen­ heit hatte, darüber nachzuden­ ken. nie das Original sondern nur die Kopie gewesen wäre. Ich habe aber versucht, von mehreren Sportlern das jeweils Beste her­ auszuholen. Da hatte ich den Zene Kolo, diesen Naturbur­ schen, der viel rrit Kraft ge­ macht hat, dann Stein Erikson, der alles mi: Athletik gemacht hat und schließlich von Christi­ an Pravda das Natürliche, Lockere imd Instinktmäßige. K.A.: Sie haben sich für Kitz­ bühels Olympiakanditatur ein­ gesetzt. Befürworten Sie auch eine Kanditatur für das Jahr 2010? Sailer: Man sollte dieses fer­ tige Konzept nicht irgendwo vergraben. Olympia ist auch noch 2010, 2014 oder später in­ teressant. Mit einem Zuschlag für Olympia könnten wir in Kitzbühel viele Dinge realisie­ ren, die wichtig sind. Ich nenne da nur ein Kulturzentrum mit einem Veranstaltungssaal, eine K.A. Haben Sie das alles ln Eigenregie gemacht? K.A.: Was hat Sie dazu bewo­ gen, Schirennläufer zu werden? Sailer: Mein Vater ist schon Schirennen gefahren, mein On­ kel war Österreichischer Mei­ ster im Schispringen. Losge­ gangen ist es 1946 beim ersten Schülerschitag nach dem Krieg. Da bin ich mitgefahren, wie al­ le anderen auch. Während dem Krieg haben wir Burschen un­ sere Rennen selber organisiert. Einer hatte einen Wecker mit Sekundenzeiger, so haben wir unsere Zeit damals gestoppt. Sailer: Natürlich. Da gab es keine Trainer, so wie heute. Ich habe jeden Tag um sechs Uhr Früh begonnen zu trainieren. Bin in Intervallen den Hahnen­ kamm hinaufgelaufen und habe viel Gymnastik gemacht. Da­ nach habe ich mich in einem Heustadl umgezogen und bin Arbeiten gegangen. Während der Rennsaison war ich der Er­ ste, der sich vor einem Rennen eingefahren hat. Ich bin auch darauf gekommen, dass es nicht sehr klug ist, wenn man kurz vor dem Start noch schnell zwei Paar Würstl hinunterwürgt. Wie ich dann begonnen habe, vor dem Srart Su-etchübungen zu machen, haben mich die Ande­ ren alle angesehen, als wäre ich von einem anderen Planeten. Das kannte man Jamals alles nicht. K.A.: Wie haben Sie es ge­ schafft, nach Ihren sportlichen Erfolgen mit beiden Beinen am Boden zu bleiben? Sailer: Irgendwie hatte man schon eine Ahnung, was auf Ei­ nen zukommt. Das hat man ja auch vorher bei anderen Olym­ piasiegern gesehen. Aber dass es so wild wird, habe ich mir auch nicht vorstellen köimen. Ich konnte in Kitzbühel nicht mehr leben. Ich mußte mich um sechs Uhr morgens aus dem Haus schleichen und konnte nicht mehr vor Mitternacht zurückkommen. Das Haus war den ganzen Tag über belagert. K.A. Wie ist ihr Verhältnis zum offiziellen Kitzbühel? Sailer: Das ist sehr gut. Ob­ wohl es auch immer wieder mal Probleme gab. Speziell für das Grundstück, auf dem heute mein Haus steht, mußte ich jah­ relang kämpfen. Das hat man K.A.: Waren Sie damals schon der Schnellste? Parkgarage und ein ordentliches Verkehrskonzept. Ich würde auch eine weitere Kanditatur unterstützen, weil ich einfach glaube, dass es gut für Kitz­ bühel ist. Viele Leute haben gar keine Ahnung, wieviel Geld da im Spiel ist. Man darf sich nie so leicht mit etwas zufrieden geben, das Leben geht weiter. Und Werbung wird Kitzbühel immer brauchen. . Sailer: Ja, eigentlich schon. Aber ich war auch immer einer der Vorsichtigsten. K.A.: Wann haben Sie begon­ nen, sich ernsthaft mit dem Sport auseinanderzusetzen? K.A.: Würden Sie heute auch noch Schisportler werden wol­ len? Sailer: Mit zwölf Jahren ist der Traum losgegangen, einmal Olympiasieger zu werden. Von Sailer: Ja, jederzeit. Sofort.
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